Eine der mächtigsten Institutionen an der Wall Street sucht einen neuen Präsidenten. Im Rennen ist ein UBS-Banker – was den Einfluss der Schweizer Grossbank bei den US-Eliten weiter stärken könnte.

Der Abgang von Janet Yellen als Präsidentin der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ist nicht der einzige Wechsel, der die amerikanische Geldpolitik bewegt. Hinter den Kulissen für einige Hektik sorgt auch der bevorstehende Abschied von William Dudley.

Dieser mag in der Schweiz kein Begriff sein – in Wall-Street-Kreisen aber umso mehr. Dudley ist Präsident der regionalen New York Fed, eine der mächtigsten Institutionen im US-Finanz-Mekka. Mitte 2018 tritt er nun zurück, und die Suche nach einem Nachfolger läuft auf Hochtouren, wie das Branchenmagazin «American Banker» berichtete.

Zünglein an der geldpolitischen Waage

Das ist auch für Schweizer Banken mit Geschäft in Übersee von Bedeutung. Das New York Fed wirkt nämlich nicht nur als Regulator an der Wall Street, sondern hat in der US-Geldpolitik, die weltweit den Takt angibt, grosses Gewicht. Anders etwa als die anderen elf regionalen Notenbanken dürfen die New Yorker bei jedem Fed-Entscheid mitbestimmen.

Eine schweizerische Bank dürfte beim Gerangel um den begehrten Posten besonders mitfiebern: Die UBS. Denn zu den Kandidaten zählt offenbar ein Banker aus ihren eigenen Reihen.

Laut dem Bericht findet sich Seth Carpenter in der engeren Auswahl für Dudleys Nachfolge, seines Zeichens US-Investmentchef bei der grössten Schweizer Bank in New York.

Kritik an Donald Trump

Carpenter steigt nicht als Novize ins Rennen. Der Ökonom, der an der US-Eliteuni Princeton doktorierte, blickt auf eine lange Karriere bei der Fed und beim US-Finanzamt zurück, wo er zuletzt als Vize-Finanzstaatssekretär amtete. 2017 wechselte er zur Grossbank, er kennt also die Belange der Aufsicht wie jene der Beaufsichtigten. Das könnte ein gewichtiger Vorteil für seine Kandidatur sein.

Gegen Carpenter spicht hingegen, dass er unter der Präsidentschaft des Demokraten Barack Obama zu Amt und Würden gelangte und sich auch in seiner neuen Rolle bei der Bank nicht mit Kritik an der Trump-Administration zurückhält. Das könnte ihn ins Visier des amtierenden Präsidenten bringen, der zuvor schon gegen die ehemalige Fed-Präsidentin Yellen stichelte.

US-Chef hatte das Ohr des Präsidenten

Schliesslich hat Carpenter selber Flecken im Reineheft. 2015 geriet er ins Visier des US-Senats, als dieser einem Informationsleck bei der Fed auf den Grund ging. Nachgewiesen konnte ihm jedoch nie etwas werden.

Würde er dennoch das Rennen machen, müsste die UBS wohl ihrerseits den Posten des Investmentchefs in den USA neu besetzen. Einmal mehr würde das Institut jedoch dem Ruf gerecht, in den Staaten über einen direkten Draht zu den Zentren der Macht zu verfügen.

Nicht vergessen ist hier die Person von Robert Wolf, ein enger Freund und Berater des ehemaligen US-Präsidenten Obama und gleichzeitig früherer Chef des UBS-Amerikageschäfts. 2010 schied Wolf auf eigenen Wunsch aus dem Group Executive Board aus, blieb der Grossbank jedoch als Politberater erhalten.

Der Fall Clinton

Im mit harten Bandagen geführten Wahlkampf um die US-Präsidentschaft nutzte dann Trump die Nähe der UBS zur Familie Clinton, um seine Gegnerin Hillary Clinton anzuschwärzen, wie auch finews.ch berichtete.

Nach der Niederlage Clintons wurde es diesbezüglich stiller um die UBS. Mit Carpenter könnte die Grossbank aber nun einen wichtigen neuen Verbündeten im amerikanische Politspiel gewinnen.

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