Umgerechnet mehrere Hundert Millionen Franken will die Credit Suisse vom britischen Schatzamt zurückholen. Es geht in dem alten Streit um Bankerboni – und neue Emotionen.

Der Stein des Anstosses reicht ins Jahr 2010 zurück. Damals – zwei Jahre nach der Finanzkrise – beschloss die britische Regierung, eine einmalige Steuer von 50 Prozent auf Bankerboni von über 25'000 Pfund zu erheben. In der Folge kürzte die CS ihren britischen Topmanagern die Boni, wie auch finews.ch damals berichtete.

Acht Jahre später stellt die Grossbank ihrerseits Rechnung: Unter ihrem CEO Tidjane Thiam verlangt die CS in der Sache 239 Millionen Pfund, umgerechnet rund 320 Millionen Franken, vom britischen Schatzamt zurück. Dies teilte die britische Zeitung «Daily Mail» kürzlich mit. 

Illegale Staatshilfe?

Die CS bezeichnet die damalige Abgabe als «illegale Staatshilfe», weil nur Finanzinstitute besteuert worden waren, die Boni in einem bestimmten Zeitraum über vier Monate ausgeschüttet hatten. Banken, die ein anderes Modell verfolgten, kamen ungeschoren davon.

Die damalige Labour-Regierung argumentierte indes, die Steuer sei gerechtfertigt, weil die stattlichen Rettungsaktionen sogenannte «windfall profits» der Banken geschaffen hätten, die der Staat legitimerweise abschöpfen dürfe. Bezüglich der Schweizer Grossbank verfing jenes Argument jedoch kaum: Die CS traf die Finanzkrise zwar hart, wurde aber nie Bittsteller beim Staat – im Gegensatz zur UBS. 

Diese einmalige Boni-Steuer spülte damals rund 3,4 Milliarden Pfund in die Staatskassen Grossbritanniens. 

«Schamlose» CS

Auch wenn die damalige Steuererhebung für grossen Unmut unter den Londoner Banken sorgte, ist die CS bislang die einzige Bank, die juristisch gegen die britischen Steuerbehörden vorgeht. Sie zieht in dieser Sache im kommenden Jahr vor Gericht (High Court) und will Schadenersatzleistungen erstreiten, wie es weiter hiess.

Doch womöglich erweist sich die CS mit dem Gang für die Justizbehörden einen Bärendienst – zumindest was, ihr Image angeht. Denn laut Bericht sind britische Aktivisten erzürnt über das Vorgehen der Schweizer Grossbank. Sie bezichtigen das Institut der Gier und werfen ihm vor, nichts aus der Finanzkrise 2008 gelernt zu haben.

Ein Vertreter einer Organisation, die sich gegen die exzessiven Bankerlöhne stemmt, bezeichneten die juristischen Schritte der CS gegenüber «Daily Mail» als schamlos gegenüber dem gewöhnlichen britischen Steuerzahler. Die Bank täte besser daran, die Sache ruhen zu lassen und ein neues Kapitel aufzuschlagen.

Legitimes Interesse

Seitens der CS heisst es dazu: «Die Credit Suisse bemüht sich seit Jahren mit dem Schatzamt um eine Lösung dieser Fragen. Die technischen Fragen sind nun Gegenstand eines formellen Verfahrens, da die Credit Suisse ein legitimes Interesse hat, den Umfang und die Anwendung der 2010 angefallenen einmaligen Steuer abschliessend zu klären.»

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