Kotierte Privatmarkt-Gesellschaften gelten als Auslaufmodell. Doch jetzt will es eine vom Milliardär Jorge Paulo Lemann mitgegründete Firma in der Schweiz nochmals wissen, wie finews.ch erfahren hat.

Rodrigo Boscolo ist in Zürich, um eine neue Geschichte zu erzählen. Der Brasilianer mit Ausbildung an amerikanischen Eliteuniversitäten erzählt sie Schweizer Profiinvestoren, er eilt dazu von Treffen zu Treffen.

Boscolos Geschichte geht so: Aus Spice, einer kleinen Private-Equity-Gesellschaft, deren Kurs an der Schweizer Börse SIX dahindümpelt, soll ein neues Privatmarkt-Kleinod werden. Ein Unternehmen, das den Turnaround von Firmen weltweit managt und sich auch an komplizierte Transaktionen heranwagt. Dies auch dank des Know-how und des Leistungsausweises des brasilianischen Mutterhauses GP Investments, als dessen Managing Director Boscolo amtet.

Erstmals eine Dividende

Mit Blick auf dieses Ziel hat er inzwischen das alte Dachfonds-Modell von Spice grösstenteils liquidiert und mehr als 100 Millionen Dollar direkt in Firmen investiert; in Südamerika, den USA und Grossbritannien. Die Investments sollen Wachstum für die Beteiligungsgesellschaft bringen, und dank Skaleneffekten tiefere Kosten.

Zudem hat Spice in Aussicht gestellt, ab 2019 erstmals eine Dividende an die Eigner auszuschütten.

Das alles soll dazu beitragen, den Aktienkurs wieder flott zu bekommen, die Liquidität im Handel zu erhöhen und den beträchtlichen Abschlag zum inneren Wert der Beteiligungen zu schliessen. Dies, beteuert Boscolo, tue er um der jetzigen und zukünftigen Investoren willen. Eine Dekotierung an der SIX sei keineswegs vorgesehen.

Die Brasilianer haben das Sagen

Fakt ist, das bei Spice am Ende alles an der Mehrheitsaktionärin hängt: an der in Sao Paulo und Luxemburg kotierten GP Investments. Zu deren Gründern zählt der brasilianisch-schweizerische Milliardär Jorge Paulo Lemann, der laut Boscolo immer noch eigenes Geld von der Gesellschaft verwalten lässt.

GP Investments hält seit 2016 mehr als 50 Prozent an Spice. Der Versicherer Axa zählt mit 3 Prozent zu den grössten Minderheitsaktionären. Mit der neuen Strategie soll sich die Investorenbasis verbreitern, hofft der Boscolo. Anderseits proftiert auch das Mutterhaus vom Kurswechsel: Wie die Agentur «Bloomberg» unlängst berichtete, dürfen die Fonds von GP Investments teils nur in Brasilien investieren – eine Restriktion, die für die Tochter Spice nicht gilt.

Wenn Investieren auf den Magen schlägt

Die Schweizer Firma schlägt damit ein weiteres Kapitel in einer höchst wechselvollen Geschichte auf. Als AIG Private Equity (Apen) 1999 gestartet, musste die Firma 2013 umstrukturiert und entschuldet werden. GP Investments stieg ein, und das Portefeuille wurde auf die damals hippen Schwellenland-Investments ausgerichtet. Im Jahr 2015 erfolgte eine weitere Bereinigung und die Umbenennung in Spice; anfängliche Zugewinne hat die Aktie seither wieder eingebüsst.

Seit 2017 versucht die Firma nun, an der Seite des Mutterhauses GP Investments am derzeitigen Private-Equity-Boom teilzunehmen.

Dabei kann man Spice-Lenker Boscolo sicher nicht mangelnden persönlichen Einsatz vorwerfen: Um ein Investment in eine Restaurantkette vorzubereiten, ging er dort gar zum Probeessen – und holte sich prompt eine Magenverstimmung.

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