Während das Ringen um den Brexit-Deal weitergeht, setzen Credit Suisse und UBS ihre eigenen Pläne um. Schon jetzt scheint klar: Auch bei einem Abbruch der Brexit-Übung bleibt nichts, wie es war.

Die Wogen gehen eben gerade ziemlich hoch in London – seit Theresa May ihre Verhandlungslösung mit der Europäischen Union (EU) letzte Woche bekanntgegeben hat, haben vor allem die hartnäckigsten «hard Brexit»-Befürworter alle Hemmungen abgelegt und wittern ihre Chance, die ungeliebte Premierministerin loszuwerden.

Selbst wenn ein möglicher parteiinterner Putsch gegen May scheitern sollte – ihre Chancen stehen recht gut, dass keine Mehrheit für eine Absetzung zusammenkommen wird – bedeutet dies noch lange nicht, dass die vorgelegte Verhandlungslösung mit der EU die alles entscheidende Hürde im Parlament nehmen wird.

Schlechte Chancen im Unterhaus

Die Brexit-Ultras um die beiden konservativen Meinungsführer Jacob Rees-Mogg und Boris Johnson können unmöglich einem Deal zustimmen, welcher der EU ein indirektes Veto über den weiteren Verlauf der Trennung einräumt.

Der Frage der Art einer künftigen Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland kommt hierbei eine zentrale Bedeutung zu. Die nordirischen Unionisten (DUP) geben dem Deal ja vor allem deshalb keine Chance, weil er ihrer Auffassung nach die Integrität des Königreichs in Frage stellt. Um einem Veto aus Dublin vorzukommen, unterscheidet das getroffene Abkommen zwischen England, Wales und Schottland einerseits und Nordirland andererseits und sieht für die Gebiete unterschiedliche Lösungen vor.

Opposition setzt auf Neuwahlen

Um die sicheren Gegner des Deals im eigenen Lager – die Brexit Hardliner plus die Nordiren – im Unterhaus überstimmen zu können, muss May eine ziemlich grosse Zahl von Abweichlern aus der Labour Party gewinnen – es sei hier daran erinnert, dass die Tory-Regierung nur dank der Unterstützung der DUP überhaupt regieren kann. Da aber die Labour Party auf Neuwahlen spekuliert, sieht es für May und ihre Verhandlungslösung im Moment ganz schlecht aus.

Vor diesem Szenario sind die Hoffnungen derjenigen, welche die ganze Übung abbrechen und das Land in der EU halten wollen, jedenfalls stark gestiegen – wie natürlich auch diejenigen der nationalistischen Rechten, welche eine möglichst abrupte und saubere Trennung herbeisehnen.

Die Anhänger eines Verbleibs in der EU hoffen, dass der Austritt in letzter Minute gestoppt wird, mit oder ohne neuem Referendum und dass damit die befürchteten wirtschaftlichen Konsequenzen abgewendet werden können. Dies mag auf den Handel mit Gütern ohne Weiteres zutreffen – was aber ist mit den Dienstleistungen?

Weit fortgeschrittene Anpassungen

Die Bankenwelt hat seit dem Referendum 2016 umfassende Vorarbeiten geleistet, um die Auswirkungen auf ihr Geschäft möglichst gering zu halten. Im Grundsatz geht es für die Finanzinstitute darum, sich den Zugang zum europäischen Binnenmarkt zu sichern.

Die grösste Schweizer Bank beispielsweise arbeitet daran, ihre britische Einheit mit der europäischen Bank in Frankfurt zu verschmelzen, der UBS Europe. Der für das EU-Business relevante Teil der Geschäftsbeziehungen wird anschliessend – vorgängig der Implementierung des Austritts, welcher auf März 2019 terminiert ist – transferiert und die Fusion der Einheiten vollzogen.

Im Zusammenhang mit dieser  Anpassung rechnet die UBS damit, dass eine kleine Anzahl von Stellen aus Grossbritannien aufs Festland verlegt wird, wie die Bank gegenüber finews.ch ausführte.

Gleichzeitig stellen die Schweizer aber auch klar, dass die Umsetzung ihrer Pläne sehr wohl von der Art und Weise des Brexit abhängt, und zwar sowohl in Bezug aufs Timing als auch im Ausmass.

Mehrere alternative Standorte

Die Erzrivalin Credit Suisse (CS) gibt sich viel zugeknöpfter und vermeidet eine Aussage bezüglich möglicher Szenarien. Die Bank arbeite daran, ihren Zugang zum Binnenmarkt und zu den Kunden in der EU aufrecht zu erhalten, sollte es zu einem harten Brexit kommen, so die CS.

Die Bank führt gegenwärtig Gespräche mit den Regulatoren, ihren Angestellten und weiteren Beteiligten und betont, dass die gefundene Lösung auf jeden Fall mehrere Finanzplätze betreffen werde, insbesondere Madrid, Frankfurt und Luxemburg. Auch London werde ein Schlüsselstandort bleiben.

Spekulationen vermeiden

Die zwei Grossbanken, welche beide bis jetzt bedeutende Aktivitäten in London unterhalten, vermeiden spekulative Aussagen bezüglich ihrer vermuteten Reaktionen auf einen Abbruch der Brexit Bemühungen – verständlicherweise in einer Zeit der erhöhten Spannungen.

Zumindest die Stärkung der europäischen Bank der UBS deutet aber darauf hin, dass selbst im Falle einer «volte face» in London nicht mehr alles so sein wird wie es jetzt ist.

 

 

 

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