Die Verstrickungen von Goldman Sachs in den Betrugsskandal 1MDB überraschen selbst CEO David Solomon. Ein – unvollständiger – Blick in die Historie der  Investmentbank zeigt: Skrupel gab es selten bis nie.

Dieses Mal könnte es für Goldman Sachs schlecht ausgehen: Die Verstrickungen der US-Investmentbank in den Milliarden-Betrugsskandal des malaysischen Staatsfonds 1MDB sprengen in den Augen von US-Justiz und Marktbeobachtern den Rahmen des Tolerierbaren.

Goldman Sachs half nicht nur, 1MDB aufzubauen. Die Wall-Street-Bank kassierte 600 Millionen Dollar an Gebühren für Bond-Emissionen von über 6 Milliarden Dollar, deren Erlös in verschiedenen Taschen landete, unter anderem in jenen des korrupten malaysischen Ex-Premiers Najib Razak

Der Ruf nimmt Schaden

Tim Leissner, der für Goldman Sachs das Asien-Geschäft geleitet und die Deals eingefädelt hatte, hat durch seine Aussagen vor der US-Justiz einen Stein ins Rollen gebracht, welche den Ruf von Goldman Sachs nachhaltig beschädigen könnte.

Die Investmentbank ist so legendär für smarte Deals wie für ihr untrügliches Gespür für Märkte und Opportunitäten, Geld zu verdienen. Skrupel kamen dabei wenig vor, wie diese – unvollständige – Aufzählung einiger fragwürdigen Deals und Geschäftspraktiken zeigt.

1. Zwei Wetten im US-Hypothekarmarkt

Goldman Sachs war einer der grossen Player im Konstruieren und Verkaufen von hypothekenbesicherten Anleihen. In den Jahren 2006 und 2007 vertrieb die Bank Papiere im Wert von über 40 Milliarden Dollar, deren Risiken gut versteckt waren. Nun war es nicht so, dass aus dem Research von Goldman Sachs nicht auch regelmässig Warnungen kamen, der US-Immobilienmarkt sei überhitzt.

Doch die Verkaufsmaschine in der Wall-Street-Bank lief dessen ungeachtet genauso heiss. Dem hervorragenden Risikomanagement war es zu verdanken, dass die Goldman-Bücher zum Zeitpunkt des des Immobilien-Crashes und der Lehman-Pleite bereits weitgehend von Giftpapieren gesäubert waren.

Was zu der Zeit aber kaum jemand wusste: Goldman Sachs hatte bereits auf den Crash gewettet und seit 2006 Absicherungen, Credit Default Swaps, gekauft. Eine Folge davon war gemäss der Nachrichtenseite «McClatchy»: Der mit knapp 13 Milliarden Dollar Steuergeldern gerettete US-Versicherer AIG bezahlte mit eben diesen Geldern seine im Subprime-Crash erlittenen Verluste an Goldman Sachs zurück.

2. Die «Rettung» der Royal Bank of Scotland

Die Royal Bank of Scotland war in der Finanzkrise arg unter die Räder gekommen. Goldman Sachs war im Jahr 2008 neben der UBS und Merrill Lynch eine der drei Investmentbanken, welche die rekordhohe Kapitalerhöhung von 12 Milliarden Pfund zeichnete. Gemäss der Zeitung «Telegraph» gab es dabei eine Art «gentleman's agreement»: CEO Fred Goodwin hatte das Syndikat gebeten, die herauszugebenden Aktien nicht im Übermass zu «sub-underwriten», also einen Teil der Aktien selber zu zeichnen.

Der Grund: Goodwin wollte Leerverkäufe verhindern. Während UBS und Merrill Lynch sich daran hielten, zeichnete Goldman Sachs den Hauptteil der Aktien selber, anstatt die Rechte im Markt zu platzieren und leistete damit dem von Goodwin befürchteten Marktverhalten Vorschub. Das war für den Markt ein schlechtes Zeichen: Nicht einmal Goldman Sachs glaubte an die RBS-Kapitalerhöhung. Das RBS-Management reagierte damit, die Erfolgsgebühr zu streichen und soll sich gar eine Klage gegen Goldman Sachs überlegt haben.

3. Chinesische Derivate

Goldman Sachs soll eine der federführenden Banken gewesen sein, «komplexe Produkte in böser Absicht» an chinesische Airlines und Energieunternehmen verkauft zu haben. Es war die chinesische Regierungsbehörde Assets Supervision and Administration Commission (SASAC), welche Goldman Sachs verdächtigte. Die Investmentbank hatte Absicherungsprodukte gegen Ölpreisschwankungen verkauft.

Die chinesischen Käufer verloren insgesamt 1,6 Milliarden Dollar auf diesen Produkten. Laut SASAC waren diese Verluste durch Struktur und Hebelwirkung der Produkte beabsichtigt gewesen. SASAC wies die Unternehmen an, an Goldman Sachs nichts zurückzuzahlen. Goldman Sachs drohte daraufhin mit Klagen. Der Disput dauert noch an.

4. Die Griechenland-Falle

Goldman Sachs half Griechenland, seine Schulden zu verstecken, um den EU-Beitritt zu ermöglichen. Konkret: Mittels eines komplexen Swap-Geschäftes senkten sich im Jahr 2001 die Griechenland-Schulden, womit die Bedingungen für einen Beitritt erfüllt waren. Goldman Sachs soll dabei insgesamt 250 Millionen Dollar Gebühren verdient haben. Manager der Investmentbank gaben den Deal rund zehn Jahre später zu, als Griechenland die Staatspleite drohte.

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