Phyllis Costanza, die Philanthropie-Chefin bei der UBS, erklärt im Interview mit finews.ch, wie Kunden Performance erzielen und soziale Veränderungen auslösen können, und warum Kundenberater davon profitieren.


Phyllis Costanza, die UBS hat in den vergangenen Jahren verschiedene Anstrengungen im Bereich Philanthropie unternommen. Mit ihnen als Chefin des gesamten Bereiches: Was ist nun anders?

Wir möchten unseren Kunden die Verwirklichung grösserer Träume ermöglichen und mit anderen Parteien zusammenarbeiten, beispielsweise mit Stiftungen, Regierungen und grossen Spendenorganisationen, die in bestimmten Projekten einen Anreiz setzen, dass messbare Verbesserungen resultieren. Wir sind bereits sehr aktiv im Bereich Social Finance, wo die Kunden einerseits einen Return auf ihrem Investment erhalten und andererseits der soziale Return sehr hoch ist.

Worin unterscheidet sich der Ansatz der UBS von der traditionellen Philanthropie?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wir haben einen Kredit für saubere Wassersysteme in Schulen in Uganda gesprochen. Wir erwarten, dass mit saubererem Wasser die Präsenzen in den Schulen steigen, weil die Kinder weniger oft krank sind. Doch die Infrastruktur allein genügt nicht: Man muss auch die Lehrer schulen, dass die Kinder das saubere Wasser effektiv trinken, ihre Hände waschen usw.

«Ist das Projekt erfolgreich, können Rückzahlen reinvestiert werden»

Der Zins für den Kredit beläuft sich auf 5 Prozent, kann aber auf bis zu 1,9 Prozent sinken, abhängig von der Anzahl sauberer Wassersysteme in den Schulen. Für den Investor hingegen steigt der Return von 5 auf 9 Prozent, je mehr Systeme in Schulden installiert werden. Diesen Return bezahlt die Rockefeller Foundation.

Die Hochfinanz findet in der Philanthropie Einzug.

Wir vereinen die besten Non-Profit-Organisationen mit der Finanzwelt. Das gibt es Ähnlichkeiten: Bei grossen Immobilienprojekten finanziert der Entwickler in der Regel nicht die gesamte Summe im Voraus. Philanthropie tut dies auch nicht: Für ein Projekt mit einem Volumen von 8 Millionen Dollar, werden zunächst 3 Millionen Dollar von Kunden benötigt. Verläuft das Projekt erfolgreich, können die Rückzahlungen über die restliche Laufzeit reinvestiert werden.

UBS erhebt für philanthropische Dienstleistungen keine Gebühren. Das ist für ein börsenkotiertes und gewinnorientiertes Unternehmen ungewöhnlich.

Ja, aber für unsere Kunden ist dies sehr wichtig. Sie wollen in der Welt Veränderungen auslösen. 90 Prozent unserer vermögendsten Kunden sind zwar philanthropisch tätig, aber nur 20 Prozent sind effektiv zufrieden mit dem Ergebnis. Manche sagen: «Was soll ich mit all meinen Geld sonst anfangen?» Manche wollen ihr gesamtes Vermögen nicht ihren Kindern vererben. Viele wollen auch zu Lebzeiten spenden.

Philanthropie ist vor Misserfolgen nicht gefeit.

Manche Ideen entstehen mit den besten Absichten. Doch handelt es sich teilweise um Projekte, die wir nicht unterstützen, beispielsweise Waisenhäuser.

«Der Bonus von Kundenberatern leidet»

Das sind in der Regel schreckliche Orte für Kinder, wo hohe Risiken für Kinderhandel, sexuellen Missbrauch, Unterernährung und fehlende Bildung bestehen. Es leben Millionen von Kindern in Waisenhäusern. Doch über 80 Prozent von ihnen sind gar keine Waisen.

Welche Anreize gibt es bei der UBS für Berater, ihre Kunden zu ihrer Einheit Philanthropy Services zu bringen, wenn sie das Geld eigentlich selber verwalten könnten?

Sie erhalten keinen Bonus dafür, aber der Kunde ist begeistert. Die Bindung zum Kunden wird bedeutend stärker. Wir bieten unseren Kunden vier Mal im Jahr Reisen zu den jeweiligen Projekten an. Die Kunden sind davon überwältigt. Vermögensverwaltung beinhaltet ein breites Spektrum im Umgang mit Geld: Von Verschenken bis zu Investieren mit der höchstmöglichen Rendite. Wir nehmen immer Kunden wahr, die von ihren Beratern dieses Spektrum verlangen.

Der Bereich Philanthropie war bei der UBS in den letzten Jahren einigen Veränderungen unterworfen.

Ja, wir sind bedeutend gewachsen. Im Jahr 2012 haben wir von unseren Kunden rund 10 Millionen Franken erhalten. Vergangenes Jahr waren es über 61 Millionen Franken. Wir haben den Wirkungskreis der Optimus Foundation deutlich ausgeweitet.

«Werden das Ziel von 100 Millionen Franken erreichen»

Zunächst gab es diese nur in der Schweiz, nun auch in Deutschland, in Grossbritannien sowie einen Spendenfonds in den USA. Wir haben einen Einheit in Hongkong und es ist uns erlaubt, internationale Spenden in China zu vergeben. Wir sind zudem daran eine Einheit in Indien aufzubauen.

Was sind die nächsten Ziele?

Sergio Ermotti, unser Chairman, hat das Ziel von 100 Millionen Franken an Spenden und Vergaben für das Jahr 2020 gesetzt. Das werden wir erreichen.


Phyllis Costanza ist seit dem Jahr 2011 CEO der Optimus Foundation der UBS. Mit der Reorganisation im Bereich Philanthropie ist sie nun auch Chefin über die Einheit Philanthropy Services, die zum Global Wealth Management gehört. Vor ihrer Tätigkeit bei UBS war sie Senior Executive der Children's Investment Fund Foundation (CIFF) in Grossbritannien. Davor war sie im öffentlichen Dienst als Beraterin des Gouverneurs des Staates New York, Mario Cuomo, für strategische und politische Fragen in Manhattan tätig.

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