Grossbanker enervieren sich zunehmend heftig über die staatliche Konkurrenz. Dabei geht es vorab um Politisches – die Performance der Kantonalbanken ist aber der eigentliche Aufreger.

Sergio Ermotti platzte an einem Anlass des Swiss Finance Institute von letzter Woche der Kragen. Vor versammeltem Fachpublikum zog der Chef der UBS gegen die Kantonalbanken vom Leder. Während «sein» Institut immer wieder für seine Grösse kritisiert werde, verfüge die Hälfte der Kantone über Kantonalbanken, deren Bilanzlänge das BIP dieser Stände übersteige.

Bezüglich der «meist mit einer expliziten Staatsgarantie ausgestatteten» Institute müsse man sich zudem bewusst sein, so der Grossbanker weiter, «dass einige Kantonalbanken zunehmend ausserhalb des Kantons und sogar im Ausland tätig sind und in den letzten zehn Jahren deutlich stärker gewachsen sind als die übrige Wirtschaft in den jeweiligen Kantonen».

Zunehmend Zielscheibe

Der UBS-CEO ist nicht der erste, der sich über die staatliche Konkurrenz enerviert. Wie finews.ch bereits vergangenen März analysierte, werden die Kantonalbanken zunehmend zur Zielscheibe unverhohlener Kritik von Gross- und Privatbankern. Angriffsfläche bieten – und dies nicht erst neuerdings – die Staatsgarantie und die Steuerprivilegien zahlreicher Staatsbanken.

Der eigentliche Aufreger, und das schimmert bei Ermottis Kritik am starken Wachstum der Staatsinstitute durch, müsste aber deren Geschäftsgang sein. Denn: trotz Finanzkrise, Regulierung und Strukturwandel im Banking und trotz Digitalisierung sind die 24 Kantonalbanken operativ in Bestform.

Künstlich erhöhter Zins

Selbst die Negativzinsen, über die Banker landauf und landab klönen, haben die Performance der Kantonalbanken meist nicht gross belastet: Wie eine neue Studie der Beratungsfirma IFBC zeigt, haben diverse Institute den Minuszins in ein Erfolgsplus verwandeln können. Laut den Experten haben sich die gefürchteten Strafzinsen etwa bei der kleinen Glarner Kantonalbank so positiv ausgewirkt, dass diese ihr Kosten-Ertrags-Verhältnis um 4,4 Prozentpunkte verbessern konnte.

Wie das? Eigentlich haben die Kantonalbanken nichts anderes getan wie die «private» Konkurrenz der Gross- und Retailbanken auch. Unmittelbar auf den Zinsschock von 2015 hin erhöhten sich künstlich die Preise für Hypotheken. Und damit den Zins auf der Aktivseite der Bilanz. Auf der Passivseite wiederum gaben die Banken die Negativzinsen zwar nicht an die Kleinsparer weiter – belasteten den Strafzins jedoch sukzessive den institutionellen Kunden.

0,01 Prozent Belastung

Auch mit diesem Vorgehen stehen die Staatsinstitute nicht alleine da. Dennoch gelang ihnen mit den beiden Massnahmen Überraschendes, wie die IFBC-Experten feststellen. Die Aktiv-Zinsspanne (Zinsertrag im Verhältnis zu den verzinslichen Aktiven) verminderte sich in den letzten drei Jahren um gerade mal einen Basispunkt. Das sind 0,01 Prozent.

Dass am Hypothekenmarkt ein harter Konkurrenzkampf herrscht und die Kantonalbanken 2018 insgesamt 284 Millionen Franken an Strafzinsen an die Schweizerische Nationalbank (SNB) abführten, vermochte an diesem Wert nicht zu rütteln. Was wiederum laut der Studie den Effekt hatte, dass sich die Weitergabe der Negativzinsen an Grosskunden umso positiver auf die Zinsspanne auswirkte.

Privilegierte Effizienzmeister

Resultat: In den letzten Jahren mussten nur fünf der 24 Staatsinstitute eine direkt durch die Negativzinsen begründete Minderung des Zinserfolgs hinnehmen. Zu den betroffenen Instituten zählen die Zürcher, Tessiner, Walliser, Appenzeller und die Aargauische Kantonalbanken. Insgesamt aber verbesserte sich durch die Massnahmen im Gefolge der Negativzinsen die Kosten-Ertrags-Rate der Staatsbanken um 0,6 Prozentpunkte, so IFBC.

Wie die Staatsbanken damit im Vergleich zu anderen Retailinstituten dastehen, geht aus der Studie nicht hervor. Klar ist, dass sie in ihrem Stammgebiet den Markt meist anführen und oftmals über recht effiziente Strukturen verfügen. Die Freiburger Kantonalbank etwa holt regelmässig den Titel der effizientesten Schweizer Bank.

Rechnet man dazu noch die wegen der Staatsgarantie günstigere Kapitalbeschaffung sowie weitere Privilegien hinzu, wird einsichtig, wo die Konkurrenz der Hafer sticht.

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