1. Die digitale Alpenfestung bauen

Fruchtbar ist zum einen der Perspektivenwechsel. Der Finanzplatz sollte nicht immer nur aus Sicht der Finanzdienstleister betrachtet werden. Sondern aus der Sicht der Gafas, die scheinbar alles vor sich her treiben. Das macht Gemeinsamkeiten sichtbar – etwa, dass Technologie- wie Bankbranche Sicherheit und Vertrauen verkaufen.

Eine «trusted counterparty» hat in der Informatik daher mindestens so viel Wert wie eine sichere Bankbeziehung im Finanzwesen, wie die Finanzprofessorin Sita Mazumder am «Branchentalk Banken» ausführte. Für Mazumder ist es denn auch kein Zufall, dass Facebook mit der Digitalwährung Libra aufs erste gescheitert ist – es mangelte schlicht an Vertrauen für die Aufgabe.

Der Schweizer Finanzplatz indessen verfügt über beides: über solide Banken und einen wachsenden Cluster von hochsicheren Speicherlösungen und Cyberabwehr-Firmen.

Daraus lässt sich unschwer folgern: Werden diese Trümpfe konsequent ausgespielt, kann sich das Swiss Banking als virtuelle Alpenfestung für (Finanz-)Daten neu erfinden.

2. Von China lernen

Eine solche Festung könnte auch Schutz gegen die Spionagetätigkeit von Staaten wie China bieten – allerdings kann die Finanzbranche sehr viel von chinesischen Technologiekonzernen lernen. Ebenfalls am «Branchentalk Banken» verwies der Kernphysiker und Baloise-Stratege Adrian Honegger auf die Unternehmensstrukturen von Alibaba & Co.

Diese gruppieren ihre Dienstleistungen konzentrisch um einen Plattform-Kern. Auf diesen folgt nach aussen hin der «Leim» von Schnittstellen-Diensten wie der Bezahlapp Alipay, über die sich dann Hunderte Märkte als «Wachstumsfelder» erreichen lassen.

Das Schweizer Finanzwesen müsse zu diesem Leim werden, forderte Honegger in Anlehnung ans chinesische Vorbild. Wer die Schnittstelle von der Plattform zum Endmarkt erfolgreich besetze, mache sich für alle anderen Marktteilnehmer unentbehrlich.

3. Den Banker ins Zentrum rücken

Ein Bäcker bäckt, ein Programmierer programmiert, ein Ingenieur entwirft – und allesamt sind sie stolz auf ihr Handwerk. «Wenn ich meine Alterskollegen bei der Bank nach dem Sinn ihrer Arbeit frage, müssen sie oft sehr lange nachdenken», sagte Andri Silberschmidt, Ex-Banker und Jungpolitiker am Talk in der Schweizer Hauptstadt.

Ein verstörender Befund, droht doch der Branche auf diese Weise, ihre besten Talente zu verlieren. Auch aus standortpolitischer Sicht würde mehr Sinnhaftigkeit sehr viel Sinn ergeben – denn Sinn motiviert, und niemand besetzt die Kundenschnittstelle besser und vertrauenswürdiger als ein Banker, sofern er einen «höheren Zweck» in seiner Arbeit sieht.

Entsprechend müsste der Mensch ins Zentrum des Banking gestellt und die Bankberater mit den neuesten technologischen Errungenschaften ausgestattet werden. So könnten sie ihren Dienst am Kunden noch besser ausführen.

Menschen werden auf eine blosse Kostenstelle reduziert

Leider läuft in der Schweiz ein gegenläufiger Trend, wie das Beispiel der CS vom Dienstag ebenfalls zeigte: Die Grossbank baut hierzulande bis zu 500 Stellen ab. Sie wird damit wohl schon bald Nachahmer finden.

Vor diesem Hintergrund droht der Mensch bis auf Weiteres auf eine blosse Kostenstelle reduziert zu werden. Und so ist die «Ballenbergisierung» des Schweizer Bankwesens kaum aufzuhalten.

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