Die neue Strategie der Credit Suisse sorgte vergangene Woche für einige Enttäuschung unter den Anlegerinnen und Anlegern. Doch der Umbau dürfte bei weitem noch nicht abgeschlossen sein.

Zu zögerlich, zu wenig innovativ und zu langweilig, so kommentierten vergangene Woche manche Fachleute die von der Credit Suisse (CS) vorgestellte Reorganisation, über die auch finews.ch ausführlich berichtet hat und unter anderem feststellte, dass es sich dabei bloss um eine «Gewichtsverlagerung von einem Standbein aufs andere» handle.

Tatsächlich bedient die neue Strategie viele Erwartungen nicht, was vergangene Woche an der Börse auch gleich seinen Niederschlag fand. Die CS-Titel verloren zeitweilig mehr als fünf Prozent. Neue Zuversicht, die das Führungsduo von CS-Präsident António Horta-Osório und CEO Thomas Gottstein am vergangenen Wochenende aussandte, stiess ebenfalls auf wenig Begeisterung in der Investorenwelt.

Einflussreicher Mitbesitzer

Viel aufschlussreicher sind indessen die Äusserungen des Grossinvestors Harris Associates in der «Sonntagszeitung» (Artikel kostenpflichtig) vom vergangenen Wochenende. Die US-Investmentgesellschaft gehört seit bald zwanzig Jahren zu den einflussreichsten Miteigentümern der Bank und ist um greifbare Stellungnahmen nie verlegen. So auch jetzt nicht.

So deutet vieles darauf hin, dass der Umbau der CS noch bei weitem nicht abgeschlossen ist, selbst wenn dies Horta-Osório und Gottstein versichern und dabei auch behaupten den Rückhalt der grössten Aktionärinnen und Aktionäre im Rücken zu haben.

Kontrastierende Aussagen

David Herro, der Investmentchef von Harris Associates, sieht das um einiges anders: Im besagtem Interview vom Wochenende äussert er sich ziemlich eindeutig über die Optionen, sowohl das CS Asset Management mit demjenigen der UBS oder einem anderen Finanzinstitut zu verbinden, als auch die Investmentbank der CS in einen neuen Verbund mit einem Konkurrenten einzubringen.

Diese Aussagen kontrastieren erheblich mit den Aussagen der CS-Spitze, wonach der Konzern künftig vier eigenständige Divisionen besitzen soll: das Schweiz-Geschäft, das globale Wealth Management sowie die Investmentbank und das Asset Management. Doch was gilt nun?

Ruf nach einer Revolution

Herros Aussagen kommen kaum aus heiterem Himmel, sondern sind wohlüberlegte Vorstösse, die den Druck aufs Top-Management der CS aufrechterhalten soll und damit auch insinuieren, dass die neue Struktur noch lange nicht in Stein gemeisselt ist, vor allem nicht, wenn der Erfolg in absehbarer Zeit ausbleibt. Und damit stünde wohl oder übel auch Gottsteins Job als CEO zur Disposition.

Zu diesem Schluss kommt auch das britische Fachjournal «Financial News» (Artikel kostenpflichtig). Es stellt fest, dass die neue Strategie unter günstigen Finanzmarkt-Bedingungen möglicherweise eine Rendite für die Investorinnen und Investoren abwerfen könnte.

Doch sollte das Leitungsteam keinen Erfolg haben, werde der «Ruf nach einer Revolution» kaum mehr abwendbar sein. Und dieser Ruf würde zwangsläufig von den Grossaktionären kommen – Harris Associates hat schon einmal den Anfang gemacht.

 

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