Es gibt nur wenige Schweizer Privatbanken, die im Tessin an zwei Standorten vertreten sind. Eine davon ist Syz. Das Genfer Finanzinstitut ist seit 1999 in Lugano und seit 2000 auch in Locarno präsent – in beiden Städten mit je einem halben Dutzend Leute.

Für Martino Manzoni macht die doppelte Präsenz in der Südschweiz durchaus Sinn, wie er im Gespräch mit finews.ch erklärt. Lugano ziehe eher eine internationale, vorwiegend italienische Kundschaft an, während Locarno auf dem Tourismus aufbaue und vor allem eine deutschschweizerische und deutsche Klientel beherberge, ohne dabei die stark wachsende lokale Kundschaft zu vernachlässigen, sagt Manzoni, der bereits vor 23 Jahren den Standort von Syz in Lugano mit aufbaute und ihn seit 2019 auch leitet.

Lässt man die Provenienz der Kundinnen und Kunden einmal weg, dann ist es in beiden Städten eine sehr homogene Klientel von mehrheitlich Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich für die Bank Syz entscheidet, nicht zuletzt weil das Finanzinstitut selber vollständig im Familienbesitz ist.

Die Familie investiert mit

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(Suzanne Syz und Eric Syz, von links)

Neben Gründer Eric Syz, sind seit ein paar Jahren auch dessen Söhne Marc und Nicolas Syz im Geschäft tätig; deren Mutter Suzanne Syz ist im Verwaltungsrat. «Die Familie arbeitet und investiert mit», unterstreicht Manzoni. Das gebe den Ausschlag dafür, dass sich vermögende Leute für diese Adresse entscheiden würden.

Hinzu gesellt sich der Fokus, den die Syz-Gruppe seit vielen Jahren auf Private-Equity-Investments setzt – lange bevor diese Anlageklasse jüngst in Mode gekommen ist. Mehr noch: Über die Beteiligungsgesellschaft Syz Capital bietet die Bank ihren Kunden die Möglichkeit, bereits mit kleineren Beträgen von einigen 100'000 Franken in nichtkotierte Unternehmen zu investieren. Das ist insofern bemerkenswert, da Private-Equity-Anlagen sonst zumeist grössere Engagements in Millionenhöhe voraussetzen. «In gewisser Weise haben wir diese Anlageklasse demokratisiert», sagt Marc Syz, der Syz Capital leitet.

Der Finanzplatz erfindet sich neu

Unter den Tessiner Kundinnen und Kunden kommen solche Möglichkeiten gut an. Nicht zuletzt wegen der anhaltend tiefen Zinsen. In den vergangenen Jahren hat sich zudem die Klientel in den Südschweiz um einiges verändert. «Es sind weniger Kundinnen und Kunden geworden, dafür besitzen sie mehr Geld, das sie Schweizer Bank anvertrauen», erklärt Simone Crivelli, der 2003 zur Bank stiess und seit 2017 die gesamten Aktivitäten im Tessin verantwortet. Die italienische Klientel, die im Heimatland bereits Bankbeziehungen habe, investiere denjenigen Teil in der Schweiz umso sicherer, langfristiger und zunehmend nachhaltig.

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(Lugano von oben, Bild: Shutterstock)

Vor diesem Hintergrund erfindet sich der Tessiner Finanzplatz neu und trägt dabei diesen neusten Entwicklungen in der Finanzbranche Rechnung. Das Centro di studi Bancari in Vezia bei Lugano sowie die Università della Svizzera italiana (USI) als auch die Fachhochschule Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana (Supsi) bieten Aus- und Weiterbildungen in Sachen Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Kryptowährungen und Blockchain an.

Cluster von Fintechs und anderen Startups

Gleichzeitig hat sich mit dem im September 2020 eröffneten Ceneri-Basistunnel die Reisezeit zwischen Lugano und Bellinzona auf 14 Minuten verringert, was die beiden Städte in vielfacher Hinsicht näher zusammenbringt. In der Hauptstadt des Kantons Tessin ist ein Cluster an Startups und Fintechs am Wachsen, das zusätzlich zur Revitalisierung des Finanzplatzes beiträgt, so dass inzwischen auch weniger junge Leute in die Deutschschweiz auswandern.

Diese Entwicklung ist deswegen wichtig, da sie dazu verhilft, Talente für die Finanzbranche zu gewinnen. «Es ist generell schwierig, gute Leute zu finden», sagt Crivelli, «aufgrund der Covid-Pandemie war die Bereitschaft für einen Jobwechsel noch geringer.» Crivelli bekräftigt aber, dass Syz auch im Tessin immer auf der Suche nach zusätzlichen, talentierten Mitarbeitenden sei.

Stärkere Akteure

Auf dem Finanzplatz Lugano beobachtet Manzoni eine Art Evolution, wie er im Gespräch weiter erklärt. Zum einen finde derzeit, wie in der Schweizer Finanzbranche generell, eine Konsolidierung statt, die zwar zu weniger, dafür aber zu umso stärkeren Akteuren führe; zum andern eröffneten sich für digitale oder auf bestimmte Segmente spezialisierte Finanzunternehmen viele Chancen. Was das bedeuten kann, hat die Genfer Bank Syz unlängst in Zürich gezeigt.

Die Bank Syz übernahm den Zürcher Vermögensverwalter BHA Partners, wie auch finews.ch berichtete. Das partnerschaftlich geführte Unternehmen verwaltet rund eine Milliarde Franken an Vermögen. Die Klientel stammt aus der Schweiz, Schweden und Grossbritannien. Das insgesamt siebenköpfige BHA-Team soll die Präsenz der Bank Syz in der Limmatstadt vergrössern.

Die erste Übernahme unter vielen

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(Bild: Bank Syz)

Mit dem BHA-Deal stellt die Bank Syz gleich weitere Übernahmen in Aussicht. «Diese strategische Übernahme wird die erste unter vielen sein. Denn wir sind bestrebt, unsere Aktivitäten auf dem Schweizer Markt auszubauen», sagte Bank-CEO Yvan Gaillard (Bild oben). Gut möglich, dass sich die nächste Transaktion im Tessin vollzieht.

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