Für die Grossbank J.P. Morgan funktioniert der «Hongkonger Hub» für das China-Geschäft nicht mehr. Die Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie machen alternative Pläne zwingend.

Die US-Bank J.P. Morgan beschleunigt ihre Pläne, einige ihrer Top-Leute von Hongkong auf das chinesische Festland oder nach Singapur zu verlagern, wie die «Financial Times» unter Berufung auf Kreise am Freitag berichtete.

Die drakonischen Pandemie-Beschränkungen hätten Reisen von Hongkong aus zu Kundenterminen fast unmöglich gemacht. Die Bank habe in den vergangenen Wochen auch geprüft, ob wichtige Mitarbeitende schnell von Hongkong nach Singapur verlegt werden könnten. Das gehöre zu den Notfallplänen, falls es zu einer vollkommenen Abschottung des chinesischen Territoriums kommen sollte.

Quarantäne macht Reisen unmöglich

J.P. Morgan ist damit ein weiteres internationales Finanzinstitut in Hongkong, das tiefgreifende Veränderungen seiner regionalen Aktivitäten plant. Die seit mehr als zwei Jahren geltenden Reisebeschränkungen haben zu einer Abwanderung von Mitarbeitern geführt. Die operativen Probleme haben die Frage zur Zukunft Hongkongs als Finanzplatz zusätzlich verstärkt.

Bei Reisen von und nach Hongkong gilt derzeit eine zwei- bis dreiwöchige Quarantäne. «Hongkongs Fly-In-Fly-Out-Modell ist kaputt», sagte ein der Bank nahestehender Manager. «Es macht keinen Sinn, Kunden auf dem chinesischen Festland mit Mitarbeitenden in Hongkong zu betreuen.»

Transfer nach Shanghai

Vor diesem Hintergrund will die Bank ihre Expansion auf dem chinesischen Festland beschleunigen und so die Reiseprobleme in Hongkong entschärfen. Dafür soll eine kleine Anzahl an Top-Dealmakern nach Shanghai verlegt werden.

J.P. Morgan hatte bereits im August vergangenen Jahres als erste Wall-Street-Bank die Genehmigung erhalten, eine 100-prozentige Investmentbank auf dem chinesischen Festland zu betreiben. Trotzdem sei der Ausbau des Onshore-Geschäfts langsamer vorangetrieben worden als bei den Konkurrenten. J.P. Morgan habe derzeit nur zwei leitende Mitarbeiter in China, werde aber kurzfristig drei weitere Mitarbeiter aus Hongkong abziehen, fügte der Informant hinzu.

Abwanderung aus Hongkong

In den vergangenen Monaten hat eine Reihe von Führungskräften ihren Wohnsitz von Hongkong nach Singapur, London, Australien oder in die USA verlegt. Die Gründe dafür sind die Lockdowns, Schulschliessungen und geplanten Zwangstests für die 7,5 Millionen Einwohner.

Seit Anfang Februar sind netto mehr als 100’000 Menschen aus der einstigen britischen Kronkolonie abgewandert. Die Corona-Fallzahlen sind innerhalb eines Monats stark gestiegen und liegen derzeit bei rund 550 pro 100’000 Einwohnern.

Auch Bank of America prüft Alternativen

Auch die Bank of America hat im Januar 2022 eine Verlagerungen von Hongkong nach Singapur geprüft. Andere Banken hätten Mitarbeitenden das Verlassen von Hongkong auf Einzelfallbasis erlaubt, schreibt die «FT». «Wir beobachten laufend die Widerstandsfähigkeit unseres Geschäfts in allen Märkten, in denen wir tätig sind», erklärte ein Sprecher der Bank. China sei Teil der langfristigen Wachstumsstrategie in der Region.

Am Donnerstag hatte J.P. Morgan als Reaktion auf den Einmarsch in der Ukraine ausserdem angekündigt, sich aus Russland zurückzuziehen, einige Mitarbeiter zu verlagern und alle neuen Geschäfte in dem Land auszusetzen.

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