Nach dem Archegos-Debakel hat die Credit Suisse die Dienste für Finanzinvestoren zurückgefahren und an die Konkurrenz weitergereicht. Der Rückzig der Schweizer aus dem Prime Brokerage bringt den Markt nun in Bewegung.

Die Lücke, welche die Credit Suisse (CS) im Geschäft mit Hedgefonds und institutionellen Investoren hinterlassen hat, bleibt nicht lange angefüllt. Wie die Agentur «Reuters» berichtete, haben seit Jahrenbeginn Verteilkämpfe um die rund 1’800 Kunden begonnen, welche die zweitgrösste Schweizer Bank in diesem Geschäft bediente.

Zu den Top-Klienten der CS gehörten der Agentur zufolge so klingende Namen wie die US-Häuser Blackrock, Blackstone sowie die Hedgefonds Bridgewater Associates und Millennium.

Einst ein grosses Rad gedreht

Die Schweizer hatten in dieser Nische jahrelang ein grosses Rad gedreht. Unter den europäischen Konkurrenten war die CS die grösste Anbieterin von Prime-Brokerage-Diensten. Global rangierte das Institut auf dem fünften Platz.

Doch wegen des Debakels um die New Yorker Finanzfirma Archegos im März 2021 erlitt das Geldhaus in dem Investmentbank-Geschäft einen Verlust von 5,5 Milliarden Dollar. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) machte der Bank daraufhin schärfere Risikoauflagen, was das Geschäft merklich bremste. Im vergangenen November erklärte die CS dann offiziell, aus dem Business auszusteigen.

Europäische Konkurrenz auf dem Sprung

Noch im selben Monat vereinbarte die Grossbank mit BNP Paribas, Kunden aus dem Prime Brokerage an die französische Konkurrentin weiterzureichen, wie auch finews.ch berichtete. BNP Paribas ist nun laut dem Bericht auf dem Sprung. Die Franzosen wollen den Platz der CS als führende europäische Investmentbank in dem Bereich einnehmen und haben sich im globalen Ranking nach Anzahl Kunden bis Mitte Jahr von Platz neun auf Platz sechs verbessert.

Doch die britische Bank Barclays hegt ebenfalls Ambitionen und konnte zuletzt den fünften Rang unter den globalen Prime-Brokerage-Anbietern für sich erobern.

US-Banken zusätzlich gestärkt

Die Podestplätze teilen sich derweil die Wall-Street-Banken Goldman Sachs, Morgan Stanley und J.P. Morgan in dieser Reihenfolge unter sich auf. Den Ausstieg der Schweizer Konkurrentin haben die führenden «Goldmänner» dabei für sich zu nutzen gewusst. Sie vermochten die Anzahl Kunden zwischen Juni 2021 und Juni 2022 mit 9 Prozent beinahe zweistellig zu steigern.

Und es zeigt sich: Obwohl US-Banken wie Goldman Sachs ebenfalls von der Archegos-Pleite betroffen waren, haben deren Auswirkungen ihre Vormachtstellung im Investmentbanking nur noch zementiert.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.97%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.03%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel