Das Vermögensverwaltungsgeschäft in Asien ist weder mit einem ein Brokerage nach US-Vorbild noch mit einer klassischen Schweizer Privatbank zu vergleichen. finews.ch analysiert die gestrigen Jahreszahlen.

Die grösste und globalste Bank der Schweiz steckt in Asien in einer Zwickmühle. Das Hauptgeschäftsfeld der UBS, die Vermögensverwaltung, hat im Grunde die Kosten eines typischen nordamerikanischen Brokers mit umfassendem Service, während sie gleichzeitig die Erträge einer etablierten europäischen Institution für wohlhabende Kunden einfährt.

Die gestrige Veröffentlichung der Zahlen für das vierte Quartal hat dies nur noch deutlicher gemacht.

Niedrige Erträge bei hohen Kosten

Die regionale Aufteilung zeigt, dass der asiatisch-pazifische Raum einen Umsatz von 586 Millionen Dollar verzeichnete. Diese Zahl liegt weit näher an den 440 Millionen Dollar der Schweiz und den 928 Millionen Dollar der EMEA-Region als an der amerikanischen Region, die 2,64 Milliarden Dollar verzeichnete.

Gleichzeitig lag das Kosten-Ertrags-Verhältnis in Asien-Pazifik bei 69,7 Prozent. Es ist nicht so hoch wie in Nord- und Südamerika, wo es 85,9 Prozent betrug, jedoch deutlich höher als die 59,8 Prozent in der Schweiz und die 64,3 Prozent in EMEA.

Bemerkenswert ist, dass die Region Asien-Pazifik den geringsten Anteil an gebührengenerierenden Vermögenswerten aller Regionen aufweist. Asien-Pazifik verfügt über relativ magere 114 Milliarden Dollar gegenüber 119 Milliarden Dollar in der Schweiz, 259 Milliarden Dollar in der EMEA-Region und 779 Milliarden Dollar in Nord- und Südamerika.

Schweiz als Vorbild

Im Wesentlichen würde das bedeuten, dass das Schweizer Geschäft, das von der Grösse her Asien am nächsten kommt, praktisch den gleichen Betriebsgewinn und ähnliche Einnahmen hat, aber diese Zahlen mit deutlich weniger Beratern erzielt.

In den USA sind die Erträge mehr als viermal so hoch, die gebührengenerierenden Vermögenswerte fast siebenmal so hoch und die Zahl der Berater fast achtmal so hoch. Dennoch wird dort mehr als doppelt so viel Betriebsgewinn erwirtschaftet.

Aus den Zahlen geht hervor, dass das Geschäftsmodell in Asien Elemente aus beiden Ländern in einer Weise enthält, die für niemanden von Vorteil ist.

Amerika ist anders

Das UBS-Geschäft in Nord-, Mittel- und Südamerika ist deutlich anders strukturiert. Dort können die Finanzberater fast als Quasi-Agenten betrachtet werden. Wie aus dem 20-F-Bericht 2021 (Seite 256) hervorgeht, erhalten sie regelmässige Produktionsvergütungen, die monatlich auf der Grundlage ihrer so genannten «Produktion» gezahlt werden, also in der Regel auf der Grundlage von Wertpapiergeschäften und ähnlichen Aktivitäten im Auftrag von Kunden.

Vollzeit-Banker in Asien

In Asien dürften die UBS-Berater nach wie vor mehrheitlich Vollzeit-Banker sein, obwohl das Private-Banking-Geschäft in vielen Ländern nach wie vor stark von Kundenaufträgen und den Launen der Finanzmärkte abhängt.

Dieses Geschäftsmodell könnte auch einen Einfluss auf die derzeitige Volatilität der Performance in der Region Asien-Pazifik haben, wo das Volumen der Nettoneukredite um 3,5 Milliarden Dollar zurückging und die Bruttokredite um fast ein Drittel sanken (von 14,1 Milliarden Dollar auf 34,5 Milliarden Dollar). In allen anderen Geschäftsbereichen war diese Zahl leicht niedriger oder höher.

Eine Wachstumsregion …

Seit fast zwei Jahrzehnten nimmt Asien einen wichtigen Platz im Geschäftsmodell von UBS ein und ist ein wesentlicher Bestandteil des Marktwerts des Unternehmens.

Daran hat sich nichts geändert. In seinem gestrigen Ausblick wies CEO Ralph Hamers darauf hin, dass sowohl Asien-Pazifik als auch die USA weiterhin ein wichtiger Teil der Wachstumsstrategie der Bank seien und dass die Bank ihren so genannten One-Bank-Ansatz stärken werde.

… mit unausgeschöpftem Potenzial

Gleichzeitig macht das Asien-Pazifik-Geschäft gemessen an den Erträgen weiterhin 12,7 Prozent des Vermögensbereichs aus. Diese Zahl ist seit den späten 2010er Jahren weitgehend unverändert geblieben.

Damit sich das ändert, sollte die UBS als regionale Marktführerin die Eigenheiten ihres regionalen Geschäftsmodells genauer unter die Lupe nehmen. Dies könnte sich auch positiv auf die künftige Gesamtmarktbewertung auswirken.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.58%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.96%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.04%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
pixel