Die britischen Regulierer haben die Obergrenze für Boni bei Banken, Immobiliengesellschaften und Investmentfirmen abgeschafft. Damit wird eine Regelung gekippt, die noch aus der Zeit der EU-Mitgliedschaft stammte.

Für die Banken in Grossbritannien und andere Finanzinstitute fällt per Ende Oktober die Obergrenze bei der variablen Vergütung. Einen entsprechenden Beschluss haben die Bank of England (BoE) sowie die Finanzaufsichtsbehörden (Financial Conduct Authority)  und die Prudential Regulation Authority (PRA) nach einem monatelangen Konsultationsprozess gestern veröffentlicht.

Unter der Regierung von Rishi Sunak wird damit eine Regel aus der Zeit beseitigt, als das Land noch Mitglied der Europäischen Union war. Die Abschaffung wurde vor etwas mehr einem Jahr vom damaligen Chancellor Kwasi Kwarteng initiiert. Das ist somit das einzige Vorhaben, dass aus der kurzen Regierungszeit von Liz Truss überlebt hat, die mit ihren Finanzplänen, dem sogenannten Mini-Budget-Fiasco, eine kurzzeitige Marktpanik ausgelöst hatte.

Geliebt wurde die Boni-Obergrenze von den konservativen britischen Regierungen nie. Als die Obergrenze 2014 in der EU beschlossen wurde, hatten die Regierung David Cameron dagegen gestimmt.

Kurzfristige Gewinnmaximierung

Die Begrenzung der variablen Vergütung auf das Doppelte des Grundgehalts wurde mit der Zielsetzung eingeführt, um in der Finanzindustrie risikoreiches und auf kurzfristige Gewinnmaximierung ausgerichtetes Verhalten zu bekämpfen. Die international gängige Boni-Kultur wurde als einer der Faktoren bei der Finanzkrise 2008 angesehen.

Die Abschaffung nun wird damit begründet, dass damit Hürden und Wettbewerbsnachteile in der Talent-Anwerbung im Vergleich zu den USA und Asien fallen. In Folge der Obergrenze waren die fixen Grundgehälter in den vergangenen Jahren tendenziell geklettert, damit der international übliche Level erreicht wird. Die Londoner «City» sieht sich weiterhin einem intensiven Standortwettbewerb ausgesetzt. Zahlreiche Banken haben im Zuge des «Brexit» ihre europäischen Hauptquartiere auf den Kontinent gezügelt.

Zu spät für Bonusrunde 2024

Für einige Banken werde die Änderung wahrscheinlich jedoch zu spät kommen, um ihre Entlohnungs-Strukturen noch rechtzeitig für die Bonuszuteilungen Anfang 2024 anzupassen, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» schreibt. Angesichts der hohen Grundgehälter werde die Anpassung und die Steigerungen der Boni wahrscheinlich graduell ausfallen.

Während die Boni-Höhe frei ist, bleiben andere Beschränkungen bestehen. So müssen etwa 40 Prozent über mindestens vier Jahre zeitlich verzögert ausgeschüttet werden und davon die Hälfte in Aktien ausgezahlt werden. Dass soll es den Aufsichtsbehörden erleichtern bei Fehlverhalten Sanktionen zu verhängen.

Mitarbeiter von EU-regulierten Banken werden auch in London nicht in den Genuss der Bonus-Freigabe kommen.

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