Schon wieder eine Razzia gegen die Deutsche Bank – und solche Ereignisse sind längst keine Ausnahme mehr. Die Ära des Joe Ackermann gerät in ein neues Licht.

Sein Abgang war vielleicht nicht wunderbar, es gab Misstöne bei der Nachfolgeregelung, aber als Josef Ackermann im Mai das Steuer der Deutschen Bank abgab, war sich die Finanzgemeinde einig: Der Mann hatte für die Bank Grosses geleistet und sie in einem guten Zustand hinterlassen.

Was kein selbstverständlicher Leistungsausweis ist für einen Bankmanager in dieser Zeit.

Doch jetzt, wo Ackermann längst Präsident von Zurich ist und in diversen renommierten Finanzgremien der Welt beratend wirkt, ploppen bei seiner alten Bank neue Probleme auf. Problem aus seiner Zeit. Probleme also, die zunehmend ein trübes Licht auf die Ackermann-Ära werfen.

Die Steuerbetrugs-Frage bei einer deutschen Bank

In diesen Stunden durchsuchen hunderte Polizisten und mehrere Staatsanwälte die Zwillingstürme in Frankfurt und andere Ableger des Bankhauses; fünf Angestellte wurden verhaftet. Es geht dabei offenbar um Steuerbetrug, der im Zusammenhang mit dem Handel von CO2-Zertifikaten erfolgt war. Bereits im Herbst musste die Bank mehrere Mitarbeiter wegen des Falles suspendieren.

Der Vorwurf: Die Deutsche Bank habe sich zu willfährig bereit erklärt, mit – inzwischen verurteilten – Steuerbetrügern zusammenzuarbeiten, welche dem Finanzamt Umsatzsteuer-Zahlungen in Millionenhöhe vorgaukelten.

Nicht mehr alles legitim, was verboten ist

Interessant dabei, dass die Bank alle Anfragen zum Thema im Herbst mit Verweis auf Anshu Jain und Jürgen Fitschen beantwortete: Die neuen Chefs hätten einen »Kulturwandel« proklamiert, sagte ein Sprecher, als jene Mitarbeiter suspendiert wurden. Und für die Bank sei nun nicht mehr alles legitim, was nicht verboten sei. Es war eine Absage an die wilden alten Zeiten.

Inzwischen wird tatsächlich langsam ein Graben spürbar: Da gibt es einereits eine öffentliche Wahrnehmung, in welcher die Deutsche Bank recht diskret durch die grossen Finanzwelt-Skandale der letzten Jahre segeln konnte; und da gibt es bei genauerer Betrachtung durchaus eine Reihe von heiklen Fällen.

Immerhin musste das Frankfurter Haus in den USA  zwei legendäre Strafzahlungen berappen: Ein Vergleich nach dem Vorwurf dubioser Hypothekenpraktiken durch die Tochtergesellschaft MortgageIT kostete sie 202 Millionen Dollar. Und weil die Bank aktiv bei illegalen Steuersparmodellen mitgeholfen hatte, musste sie im Dezember 2010 sogar 550 Millionen Dollar an den amerikanische IRS bezahlen.

Wer sagt denn, dass die edler sind als UBS oder Goldman Sachs?

Man kann natürlich einwenden, dass solche Fälle zum Risikoprofil einer mächtigen Grossbank gehören; juristisch gesprochen endeten sie ja auch in Vergleichen. Aber sie deuten eben auch an, dass die Deutsche Bank vielleicht keineswegs hehrer dasteht als vergleichbar grosse und heftig kritisierte Häuser. Zum Beispiel UBS oder Barclays, HSBC oder Goldman Sachs.

Dass Ackermanns Nachfolger einen «Kulturwandel» fordern, erhält also mit jedem neuen Fall und jeder neuen Razzia auch neuen Sinn. «Es geht um mehr als nur Reparaturarbeiten», sagte Jürgen Fitschen bei der Strategie-Präsentation im September. Konkret forderte der Co-Konzernchef zum Beispiel eine stärkere Selbstkontrolle, «um Vertrauen bei Kunden und Partnern zurückzugewinnen».

Die grosse Bailout-Frage

Übers Bild, das von Josef Ackermann bleiben wird, entscheidet aber vor allem eine andere Frage, die ebenfalls in diesen Tagen virulent wurde: Gleich drei ehemalige Angestellte der Bank gingen zu den US-Behörden, um illegale Geschäftspraktiken in der Finanzkrise 2008 zu melden.

Konkret: Die Bank habe riesige Buchverluste vertuscht. Und dabei ging es um alles andere als Peanuts. 12 Milliarden Euro an Verlusten sollen «weissgewaschen» respektive versteckt worden sein. Und die Whistleblower gingen noch weiter: Wäre alles rechtens zugegangen, dann wäre die Bank unter Joe Ackermann einem Bailout durch den Staat kaum entkommen, heisst es.

Das ist aber die Leistung, die den Mann aus Mels zu einem der ganz Grossen in der jüngeren Finanzgeschichte gemacht hat. Muss man jetzt wirklich daran zweifeln? Es wäre ein entscheidender Zweifel an Josef Ackermann.

 

 

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