Vor rund einem Jahr übernahm der Asset Manager GAM die Tessiner Fonds-Boutique Arkos Capital. Wie man von Lugano aus Erfolg haben kann, erklärt Gianmarco Mondani im Interview mit finews.ch.


Herr Mondani, Sie haben Ihre Fonds-Boutique in Lugano aufgebaut. Kann man dort noch als Asset Manager überleben?

Ich denke, bislang haben wir das ganz gut gemeistert. Bevor wir eine eigenständige Asset-Management-Boutique wurden, waren wir Teil einer Privatbank in Lugano. Den ersten Fonds haben wir ab 2002 betrieben. Die Performance ist bis heute exzellent – unabhängig von der Marktentwicklung.

«Wir schreiben jedes Jahr schwarze Zahlen»

Seit wir Arkos Capital 2007 gegründet haben, und das war sicherlich nicht das einfachste Jahr, arbeiten wir profitabel. Wir schreiben jedes Jahr schwarze Zahlen und beschäftigen rund 20 Leute. Arkos Capital ist gewissermassen eine Erfolgsgeschichte.

Ist Ihr Standort Lugano nicht auch eine Hypothek?

Ein Nachteil an Lugano ist sicher der Zugang zu Kapital. Wenn man versucht, das Interesse von globalen Investoren auf sich zu lenken, kann es schwierig werden, diese nach Lugano zu locken. Die Stadt ist kein internationales Finanzzentren, in das jeder potenzielle Kunde früher oder später reist. Wenn man in London sitzt, ist das Geschäft sicherlich einfacher als in Lugano.

Und wieso bleiben Sie trotzdem in Lugano?

Als Fondsmanager brauche ich vor allem Informationen, und diese kriege ich dank der verfügbaren Technologie heutzutage überall. Unter diesem Gesichtspunkt ist unser Standort nicht zentral.

«Die Schwelle waren 500 Millionen Euro»

Das Problem, welches kleine Boutiquen haben, ist weniger der Standort. Wenn man eine gute Performance aufweisen kann, ist es ohnehin egal, wo man zu Hause ist. Für mich waren für den Zusammenschluss mit GAM vor allem administrative und regulatorische Aspekte viel wichtiger.

Können Sie das genauer erklären?

Zu unseren Spitzenzeiten verwaltete Arkos Capital rund eine Milliarde Euro. Als GAM uns übernahm waren es nur noch 500 Millionen Euro. Bei dieser Schwelle ging es gerade noch, als unabhängige Boutique zu operieren.

Wenn man aber wieder die eine Milliarde-Schwelle erreichen will, muss man sich immer mehr um bürokratische, rechtliche oder generelle Geschäftsangelegenheiten kümmern. Darum besteht die Gefahr, dass man das Investieren vernachlässigt.

Ihre verwalteten Vermögen haben sich auf Grund des administrativen Aufwands halbiert?

Um das zu erklären, muss ich erst die Frage beantworten, wie wir auf eine Milliarde verwaltete Vermögen gekommen sind. Hauptsächlich ist dies durch Fund-of-Funds geschehen.

Davon gab es früher viele, und sie waren einfach zu kontaktieren. Dafür brauchte man keine grosse Verkaufsabteilung. Die Fund-of-Funds waren laufend auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten und kamen so auch auf uns zu. Der Verkaufsprozess war einfach. So sind wir schnell auf eine Milliarde gekommen.

«Ich habe den Fokus auf das Zentrale verloren»

In der Zwischenzeit sind aber viele Fund-of-Funds verschwunden. Obwohl wir noch mit einigen zusammenarbeiten, mussten wir verstärkt auf einzelne Kunden zugehen. Für ein kleines Unternehmen mit einer relativ unbekannten Marke und einem kleinen Verkaufsteam wurde dies auch auf Grund der regulatorischen Auflagen immer schwieriger.

Ich musste mich mehr und mehr um Administratives kümmern und habe als Fondsmanager so den Fokus auf das Zentrale, also auf die Performance, verloren. Deshalb haben wir uns nach einem internationalen, gut strukturierten Fund-Manager-Partner umgeschaut.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit GAM?

Seit rund einem Jahr arbeiten wir mit GAM zusammen, und die Kundengelder in unseren Fonds sind in dieser Zeit von 500 Millionen Euro wieder auf etwas mehr als eine Milliarde Euro gestiegen. Das Geschäft ist also schnell gewachsen. Was für mich noch viel wichtiger ist: Ich kann mich wieder voll auf die Vermögensverwaltung konzentrieren.

«Wir werden nun besser wahrgenommen»

Darüber hinaus nimmt man uns unter der Marke GAM stärker wahr als je zuvor. Für unsere Kunden ist ausserdem das Vertrauen äusserst wichtig. Wenn man ein Teil einer grossen Institution wie GAM ist, hilft das enorm.

Wie wichtig war es für Sie, mit einem Schweizer Unternehmen zusammen zu kommen?

Was ich an GAM am meisten mag, hat eigentlich nichts mit der Herkunft des Unternehmens zu tun, aber mit der Kultur von GAM – die man durchaus als schweizerisch bezeichnen kann. Die Unabhängigkeit, die man hier als Fund Manager zum Betreiben des eigenen Fonds geniesst, ist einzigartig.

Man ist auch nicht durch eine so genannte Hausmeinung eingeschränkt, wie das im angelsächsischen Raum oft der Fall ist. Ein solcher Ansatz hemmt meiner Meinung nach die Innovation. Es liegt in der DNA von GAM dies so zu lassen.

«Eine Hausmeinung hemmt die Innovation»

Gibt es denn auch Gründe, die für den Asset-Management-Markt Schweiz sprechen?

Was ich an der Schweiz besonders schätze, ist die Anlagekultur. Wie erwähnt waren die von uns verwalteten Vermögen von rund einer Milliarde Euro auf 500 Millionen Euro gesunken. Die Anleger, welche uns auch durch die schwierigen Zeiten treu geblieben sind, waren mehrheitlich Schweizer.

Dies könnte daran liegen, dass es hauptsächlich Privatkunden waren. Ich habe aber das Gefühl, dass es hierzulande eine höchst fortgeschrittene Anlagekultur gibt, besonders bei «Alternativen Anlagen». Daher haben wir uns nach Schweizer Akteuren umgesehen, als wir uns auf M&A-Markt begaben.

Was hat GAM zum perfekten Partner gemacht?

GAM wollte nie unser Investment-Team kontrollieren. Was ich zudem schätze ist, dass GAM ein reiner Asset Manager ist. Bei anderen Interessenten, beispielsweise bei Banken, bestand die Gefahr, dass sie ihre Sichtweise zum Asset Management anpassen würden, sobald sich das Marktumfeld ändert.

Mit GAM als reinem Asset-Management-Player wird das Umfeld richtig verstanden. Für mich ist es der perfekter Partner.


Mondani gianmarcoGianmarco Mondani verwaltet für GAM den World Invest Absolute Return Fonds. Diesen Fonds hat er bereits unter seiner Fonds-Boutique Arkos Capital geführt.

Vor rund einem Jahr wurde Arkos Capital von GAM übernommen. Mondani führt den Fonds noch immer von Lugano aus.

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