Die weltweit potenteste Bezahl-App landet in einem Nachbarland der Schweiz einen Coup. Dort begnügt sie sich mit einer Nische – vorerst wenigstens.

Der amerikanische IT-Riese Apple hat innert wenigen Monaten geschafft, was im Swiss Banking jahrzehntelang als völlig unmöglich galt: Um die digitale Brieftasche Apple Pay in der Schweiz zu kontern, stellten sich nicht nur das Gros der hiesigen Banken, sondern auch die ewigen Rivalen Credit Suisse und UBS in seltener Einigkeit hinter die helvetische Bezahl-App Twint.

Nichts fürchten die etablierten Finanzdienstleister nämlich mehr, als dass sich ein branchenfremder Gigant zwischen sie und die Kunden drängt. Markus Gygax, der Chef der Berner Regionalbank Valiant, erklärte es gegenüber finews.ch ganz prosaisch: «Unser Alptraum ist es, die Schnittstelle zum Salärkonto des Kunden an branchenfremde Player zu verlieren. Denn damit wäre unsere Refinanzierung gefährdet.»

Auch Tuchfühlung in Toulouse

Doch gegen die Marktmacht, die nun in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schweiz Fuss fasst, nimmt sich Apple Pay wie ein Fliegengewicht aus. Kürzlich vermeldete nämlich die in Toulouse ansässige Retailbank Banque Edel eine Kooperation, um die chinesische Bezahl-App Alipay in den französischen Handel zu bringen.

Hinter Alipay steht Ant Financial, der Finanzarm der chinesischen Online-Handelsplattform Alibaba, sozusagen die Amazon der Volksrepublik. Und damit ein Volumen, das derzeit in der Welt seinesgleichen sucht.

Dreimal mehr Volumen als Paypal

Laut der Banque Edel zählt Alipay 450 Millionen Kunden. Für diese wickelt der Dienst Zahlungen von insgesamt 800 Milliarden Euro (knapp 860 Milliarden Franken) ab – dreimal mehr als die amerikanische Paypal.

Wie auch finews.ch berichtete, gilt Alipay-Anbieterin Ant Financial mit einer inneren Bewertung von 60 Milliarden Dollar als wertvollstes Fintech-«Einhorn» der Welt. Auch in der Schweizer Fintech-Szene wird deshalb jede Bewegung um Alipay mit Argusaugen registriert.

Alipay forciert die Region Europa schon seit Monaten. In Deutschland etwa arbeitet Ant Financial bereits mit dem Kreditkarten-Anbieter Wirecard zusammen – allerdings beschränkt sich die Partnerschaft auf den Flughafen München, wie die Zeitung «China Daily» jüngst berichtete. Nun wird die App erstmals in einer Kooperation mit einer Bank in Frankreich angeboten.

Werbung mit Matterhorn

Noch bäckt der chinesische Gigant dort kleine Croissants. Die Kooperation mit der Banque Edel beschränkt sich laut der Mitteilung darauf, entsprechende Bezahlterminals in den französischen Handel zu bringen. Dies, damit dieser chinesische Touristen besser bedienen kann. Das Mutterhaus der Banque Edel ist sinnigerweise der französische Retailer Leclerc.

Es wird sich zeigen, wie lange sich Ant Financial mit der Nische begnügt. Auch in der Schweiz sind chinesische Touristen mittlerweile ein wichtiger Faktor – und Alipay schmückte seine Webseite schon mit dem Schweizer Matterhorn. Das könnte fürs Swiss Banking ein Omen sein.

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