Erstmals seit langem wagt sich die hiesige Bankbranche mit einer Delegation des Bundes ins Ausland, um die Vorzüge des Schweizer Finanzplatzes zu propagieren – und erhält dabei prominente Unterstützung. 


Herr Scheidt, unter der Ägide von Finanzminister Ueli Maurer besucht nächste Woche eine hochkarätige Delegation von Schweizer Bankenvertretern die wichtigsten Finanzplätze in Asien. Ist dies der Anfang einer neuen Offensive im Swiss Banking?

Es ist ein starkes Zeichen für den Finanzplatz, dass eine Finanzplatz-Delegation den Bundesrat auf einer solchen Reise begleiten darf. Dafür geht mein ausdrücklicher Dank an unseren Finanzminister.

Die Reise ist ein Meilenstein in den Bestrebungen der Schweizerischen Bankiervereinigung und der Eidgenossenschaft, unseren Finanzplatz im Ausland besser zu positionieren. Gerade in einer Region, in der Business und Politik sehr eng verbunden sind wie in Asien, ist es wichtig zu zeigen, dass unsere Branche ein vertrauensvolles Verhältnis mit der Regierung und den Behörden hat.

Wichtig ist, dass die Initiativen zur Stärkung des Finanzplatzes langfristig ausgelegt werden, um nachhaltig zu wirken.

Wie gross ist diese Delegation, und wie setzt sich personell zusammen?

Zur Delegation gehören Vertreter des gesamten Finanzplatzes. Das sind zum einen die Bankenvertreter aus den Reihen der Privatbanken, den Schweizer Grossbanken und auch aus den Reihen der Kantonalbanken. Ebenfalls Teil der Delegation sind Vertreter der global agierenden Schweizer Versicherer.

«Damit demonstrieren wir Einigkeit im Auftritt nach aussen»

Dann reisen der Verwaltungsratspräsident und der CEO der SIX Group mit nach Asien, ebenso wie der CEO der Swiss Funds and Asset Management Association. Damit demonstrieren wir grosse Einigkeit der gesamten Branche im Auftritt nach aussen.

Welche Absichten verbinden Sie mit den Besuchen in Peking, Schanghai, Singapur und Hongkong?

Die Schweiz verfügt mit ihren ausgezeichneten Rahmenbedingungen über einen der weltweit besten, sichersten und wettbewerbsfähigsten Finanzplätze. Wir wollen zeigen, welchen Mehrwert Schweizer Banken für Kunden und Investoren im asiatischen Raum, aber auch in der Schweiz bieten können.

«Mit Singapur verbindet uns eine enge Beziehung»

Der Finanzplatz Schweiz ist ein attraktiver Standort. Und nicht zuletzt möchten wir auch dafür werben, in konkreten Bereichen wie etwa Regulierung enger zusammenzuarbeiten. Wir besuchen insbesondere mit Singapur und Hongkong internationale Finanzzentren, mit denen ein noch stärkerer Austausch in beiderseitigem Interesse wäre.

Die Schweiz war für Singapur schon lange in vielen Belangen ein Vorbild. Rücken die beiden Kleinstaaten mit ihren internationalen Finanzplätzen näher zusammen?

Mit Singapur verbindet uns eine enge Beziehung; der Stadtstaat ist der wichtigste Handelspartner in der Region Südasien. Es gibt rund 350 Schweizer Unternehmen mit ungefähr 28‘000 Beschäftigten in Singapur. Das sind genauso viele Menschen, wie Schweizer Banken in London beschäftigen. Unsere Ausgangslage ist ganz ähnlich: Wir sind kleine Staaten mit geringem politischen Gewicht, aber mit einem globalem Finanzplatz – und wir können von Singapur viel lernen.

Inwiefern?

Dort gelten eine enge Abstimmung von Politik und Branche in der Promotion als selbstverständlich. Singapur ist ein wichtiger Technologiestandort, und Digitalisierung ist das Zukunftsthema im Bankenbereich. Wir werden deshalb in Singapur viel Neues erfahren, indem wir zuhören, aber auch Dinge aktiv ansprechen, wie die Einführung des Automatischen Informationsaustauschs (AIA).

Was sind die Höhepunkte auf dieser Bundesratsreise?

Bei 37 Meetings in sieben Tagen mit durchschnittlich fünf Programmpunkten am Tag ist es schwierig, einzelne Höhepunkte herauszupicken. Ich freue mich darauf, wirklich das «Who is Who» aus Politik, Behörden und Branche in den jeweiligen Märkten zu treffen. Dem Bund ist es gelungen, ein hochklassiges Programm zusammenzustellen.

«Das sind echte Assets in einer politisch volatilen Welt»

Ein besonderer Höhepunkt ist aber sicherlich das Treffen mit dem chinesischen Finanzminister. Ein solches Treffen hätten wir als Branche und ohne Unterstützung des Bundesrats nur schwer realisieren können. So bietet sich die Gelegenheit, unsere Anliegen auf der höchsten politischen Ebene zu platzieren.

Was sind Ihre zentralen Botschaften in Asien?

Das wichtigste, was wir in unseren Gesprächen vermitteln können, sind die Stärken des Schweizer Finanzplatzes: Internationalität, Stabilität, Offenheit, Innovationskraft, Know-how und Tradition. Das sind echte Assets in einer politisch volatilen Welt. Wir möchten Kunden und Investoren die Schweizer Finanzdienstleister als beste Wahl für Vermögensverwaltung, Asset Management und Versicherungen nahebringen und gleichzeitig die Vorteile aufzeigen, die eine Niederlassung in der Schweiz bringt.

«Für mich ist diese Reise der Anfang einer Serie von weiteren Aktivitäten»

Insbesondere in Singapur und Hongkong werden wir auch die gemeinsamen Interessen hinsichtlich internationaler Standards betonen und zu einer stärkeren Zusammenarbeit einladen.

Welche Resultate haben Sie sich als Bankierspräsident für diese Reise gesetzt?

Geschäftsbeziehungen im asiatischen Raum werden nicht unbedingt an messbaren, materiellen Ergebnissen beurteilt. Was vielmehr zählt, ist der zweite Teil des Wortes, nämlich die Beziehung. Wir sind nicht zum ersten Mal in Peking, Schanghai, Singapur oder Hongkong, aber doch zum ersten Mal auf einer gemeinsamen Plattform mit Regierung und Behörden unterwegs.

Insofern werden wir auf der Reise vor allem bestehende Beziehungen vertiefen und Anregungen geben. Für mich ist diese Reise der Anfang einer Serie von weiteren Aktivitäten zur Promotion und Stärkung der Reputation des Finanzplatzes.

Ist der Ruf des Schweizer Finanzplatzes noch intakt?

Obwohl oder vielleicht gerade weil die Herausforderungen für uns Banken in der Schweiz besonders gross waren, haben der Finanzplatz Schweiz und wir Banken in den letzten Jahren einen enormen Prozess des Wandels durchlaufen, den vor zehn Jahren kaum jemand für möglich gehalten hätte.

«Unsere strengen Regeln sorgen für höchste Sicherheit und Qualität»

Wir haben unsere Banken krisenresistenter gemacht und stehen deutlich sicherer da als vor zehn Jahren. Wir haben für unsere Grossbanken ein glaubwürdiges Too-big-too-fail-System kreiert, das wir schneller umgesetzt haben als die meisten anderen Länder. Als Schweizer Banken gehören wir zu den bestkapitalisierten Finanzhäusern der Welt.

Unsere strengen Regeln sorgen für höchste Sicherheit und Qualität. Heute sind die Schweizer Banken international wettbewerbsfähig. Dies müssen wir auch nach aussen tragen und so kommunizieren.


Herbert J. Scheidt ist seit September 2016 Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung. Er war von 2002 bis 2011 CEO und ist seit 2011 Präsident des Verwaltungsrats der Zürcher Bankengruppe Vontobel. Zuvor bekleidete er von 1982 bis 2002 verschiedene Funktionen bei der Deutschen Bank in Deutschland, New York, Mailand und Genf und war ab 1996 sechs Jahre lang Leiter Private Banking International bei der Deutschen Bank mit Sitz in Genf. Er verfügt über einen Abschluss in Volkswirtschaft an der University of Sussex, U.K., sowie einen MBA der University of New York, USA.

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