Die Wagniskapitalgeber haben genug: Warum im Fintech-Mekka des Silicon Valley immer mehr von ihnen Finanzkonzernen das Feld überlassen.

Statt dem «Uber-Moment» blüht der Fintechszene ein Paradigmenwechsel. Wie (ausgerechnet) die amerikanische Grossbank Morgan Stanley in einer neuen Studie beschrieben hat, zeichnen sich Umwälzungen im Silicon Valley ab.

Im kalifornischen Technologie-Mekka, das auch als Wiege der Fintech-Schmieden gilt, findet nämlich eine Rochade statt, wie das Branchenportal «Inc.» berichtete. Hatten dort Wagniskapitalgeber zwischen 2012 und 2016 noch rund 117 Milliarden Dollar in Fintech-Startups investiert, befinden sich der Studie zufolge immer mehr von ihnen auf dem Rückzug.

Lockeres Portemonnaie

Der Trend ist weltweit zu beobachten. Pumpten die «Business Angels» im Jahr 2015 global 47 Milliarden Dollar in Fintech-Firmen, waren es 2016 rund 25 Milliarden Dollar gewesen. Kurz: Der Szene fliegen ihre Engel davon.

Doch Geld ist trotzdem in Hülle und Fülle vorhanden. Angestammte Player wie Bank- und Versicherungskonzerne stürzen sich nämlich auf die Start-ups. Das Portemonnaie sitzt ihnen locker – «happy money», das sie nach den Jungfirmen werfen können.

Der Trend lässt sich auch in der Schweiz beobachten; erfolgreiche Start-ups sind in der Regel jene, die sich einer Bank oder einem Versicherer angeschlossen haben.

Katerstimmung beim Wagniskapital

Bei den Wagniskapitalgebern herrscht dem Bericht zufolge jedoch so etwas wie Katerstimmung. Nicht wenige hatten sich höhere Renditen von ihren Fintechs erhofft, als angesichts des immer grösseren Gewichts von angestammten Firmen in diesem Feld zu realisieren sind.

Gleichzeitig treiben Banken und Versicherer mit ihren «Shoppingtouren» die Firmenbewertungen dermassen in die Höhe, dass sich diese von der effektiv zu erwartenden Performance verabschieden.

Die Disruption ist abgesagt

Die Grossfirmen ficht das nicht an. Wegen der tiefen Zinsen und den üppiger sprudelnden Gewinne ist die Zeit zum Investieren günstig. Und mit den Zukäufen sichern sich die Grosskonzerne nicht nur die in kleinen «Schnellbooten» entwickelten Ideen. Sie halten sich so auch die neuen digitalen Player vom Leib, die einst von der Disruption der Finanzbranche träumten.

«Wir streben auf eine Welt zu, in der angestammte Firmen weniger von der Verdrängung bedroht sind», so das lakonische Fazit der Morgan-Stanley-Banker.

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