In Monaco existiert eine wirtschaftliche Realität, die manchen Neugierigen vor Neid erblassen lässt, schreibt der CEO der Compagnie Monégasque de Banque, Werner Peyer, in seinem Essay für finews.first.


Dieser Beitrag erscheint in der Rubrik finews.first. Darin nehmen Autorinnen und Autoren wöchentlich Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen. Die Texte erscheinen auf Deutsch und Englisch. Die Auswahl der Texte liegt bei finews.ch.


Formel 1, Casino, Superyachten, Fürst und Prinzessinnen? Wenn das die Vorstellungen des geneigten Lesers sind vom Fürstenstaat Monaco, dann hat er Recht, diese Bilder gehören zum Image des zweitkleinsten Staates der Welt. Doch auf den zwei Quadratkilometer mit rund 38‘000 Einwohnern aus mehr als 120 verschiedenen Ländern gibt es eine wirtschaftliche Realität, die manchen Neugierigen vor Neid erblassen lässt und erklärt, warum Monaco sich ungebrochen einer grossen Nachfrage nach Wohnsitznahme für vermögende Familien erfreut.

Im Jahr 1297 eroberte François Grimaldi die Festung auf dem Felsen von Monaco und seither regiert dieselbe Familie das Fürstentum. Aktuell ist dies Fürst Albert II., verheiratet mit Prinzessin Charlene, und die Nachfolge ist bereits gesichert seit der Geburt der Zwillinge, Prinz Jacques und Prinzessin Gabriella, am 10. Dezember 2014.

«Damit wird auch gleich der Mythos der Kasinobetriebe entschleiert»

Das Bruttoinlandprodukt beträgt rund 5 Milliarden Euro, wobei der Finanzsektor 16 Prozent beiträgt und damit der stärkste Ertragspfeiler darstellt. Dahinter folgen in absteigender Reihenfolge, die technischen und wissenschaftlichen Dienstleister, das Baugewerbe, der Grosshandel, die Immobilienverwalter, die Gesundheitsdienste, der Detailhandel, und mit lediglich 6 Prozent die Hotellerie. Damit wird auch gleich der Mythos der Kasinobetriebe entschleiert, die kaum 1 Prozent des Gesamten ausmachen.

Weitere erstaunliche Kennziffer, wenn man die Zahl der Einwohner, 38‘000, der Zahl der Arbeitsplätze gegenüber stellt, 52‘000! Entschlüsselung des Rätsels: Der grosse Teil der Arbeitskräfte kommt jeden Tag von Frankreich und Italien ins Fürstentum.

Rund 48‘000 arbeiten im Privatsektor, 4‘000 in der öffentlichen, fürstlichen Administration. In der Administration ist ein grosser Teil der Kräfte monegassischer Nationalität – Monegassen haben einen Anspruch auf Arbeit und eine Bevorzugung in der Selektion. Im Palast alleine arbeiten 190 Angestellte.

«Der Finanzplatz insgesamt wird streng reguliert»

Kein Wunder, dass bei der extremen Millionärsdichte der Finanzdienstleistungssektor eine eminente Stelle einnimmt. 31 Banken und 53 Vermögensverwaltungsgesellschaften beschäftigen 3‘800 Arbeitskräfte. Dazu kommt eine laufend wachsende Zahl von Family Offices, derzeit etwa 40, die von der kürzlich verabschiedeten Gesetzgebung, die ihre Tätigkeit begünstigt, profitieren.

Rund um diese Institutionen scharen sich noch 40 Treuhandfirmen, und dazu gibt es eine Vielzahl von Anwälten und Steuerberatern. Alle Finanzdienstleister müssen Mitglied des Interessenverbandes AMAF (Association Monégasque des Activités Financières) sein, und der Finanzplatz insgesamt wird streng reguliert von Aufsichtsbehörden und Regulatoren. Alle Banken werden, nach einer franko-monegassischen Regelung, durch die französische Zentralbank und ihrer Abteilung ACPR (Autorité de contrôle prudentiel et de résolution) überwacht. Die Anlage- und Finanzprodukttätigkeit wird durch die entsprechende lokale Kommission ACPR beaufsichtigt und dazu kommt die strenge Behörde der Geldwäschereikontrolle SICCFIN.

«Eine Bank sticht besonders heraus»

Schon bald nach seiner Inthronisierung hatte es sich Fürst Albert II. auf die Fahne geschrieben, einen transparenten, hochkontrollierten Finanzplatz zu führen, um mit der internationalen Gemeinschaft eng zu kooperieren. Im Jahr 2016 wurden dementsprechend die Gesetze verabschiedet, um sich dem Common Reporting Standards (CRS) und dem Automatischen Informationsaustausch (AIA) anzuschliessen.

Die Bankenlandschaft ist vielseitig geprägt. Die Schweizer Banken sind vertreten durch die UBS, Julius Bär, J. Safra Sarasin, EFG International, Edmond de Rothschild und der Union Bancaire Privée (UBP), die französischen Banken hauptsächlich durch den Crédit Agricole (vom Namen her CFM Indosuez Wealth Management), der Société Générale und BNP, die Engländer durch Barclays.

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