Der Schritt in Richtung «Open Banking» sei billiger als eine neue Bankfiliale, sagt Crealogix-Mitgründer Richard Dratva im Interview mit finews.ch. Die Institute hätten keine Ausrede mehr. 


Herr Dratva, Banken hierzulande müssen sich oft den Vorwurf gefallen lassen, sie seien den technologischen Möglichkeiten stets einen Schritt hinterher. In welchem Bereich sind sie eigentlich gut aufgestellt?

Aus meiner Sicht ist dies im Bereich Sicherheit und auch im Umfang sowie der Funktionsvielfalt der transaktionalen digitalen Angebote.

Statt eines Sammelsuriums von Anwendungen aus einer Hand sollen die Institute die Angebote verschiedener Zulieferer einheitlich präsentieren – ist das Know-how dafür überhaupt vorhanden?

Zuerst braucht es die entsprechende Einsicht, dass der Aufbau digitaler Geschäftsmodelle notwendig und für die Zukunft überlebenswichtig ist. Das Know-How für den Aufbau von finanziellen Ökosystem ist dann nicht einfach «einkaufbar», da für jede Bank eine unterschiedliche Ausgangslage besteht.

«Die Schweiz hat gut ausgebildete Spezialisten»

Dies muss sich jede Bank dann selber erarbeiten. Gut ausgebildete Spezialisten, die eine Bank dabei unterstützen, hat die Schweiz schon.

Wie gross sind die Einsparungen, welche die «Platform Economy» ermöglicht? Kann jede Bank die notwendigen Anfangsinvestitionen stemmen?

Vergleichen Sie es mit dem Bau eines Lego-Hauses: Wären die einzelnen Bausteine nicht «plattform-standardisiert» hätten Sie viel länger, bis ein Haus steht und es wäre in der Folge viel weniger stabil und viel schwieriger zu verändern. Die Anfangsinvestitionen für den Einstieg in die «Platform Economy» sind tiefer als die Investition in eine neue, schöne Bankfiliale.

«Datenlecks im Bankenbereich sind nicht akzeptabel»

Das erste Lego-Set muss nicht gleich das Grösste sein.

Bequemlichkeit und Sicherheit stehen oft im Widerspruch zueinander. Wie grosszügig sind die Kunden, wenn es einmal zu einem Datenleck kommt?

Datenlecks im Bankenbereich sind nicht akzeptabel, da wäre die Grosszügigkeit der Kunden im Vergleich zu einem Facebook-Datenproblem wohl an einem sehr kleinen Ort.

Sie plädieren für eine schnellere Veröffentlichung neuer Angebote und für mehr Flexibilität, sollte das Feedback negativ ausfallen – gibt es erfolgreiche Beispiele von Bankdienstleistungen, die so entwickelt wurden?

Einer unserer Kunden in Deutschland, die grosse Online-Bank DKB, praktiziert dies seit längerem. Es werden in hohem Rhythmus neue Angebote (von Dritten) im eigenen Ökosystem aufgeschaltet und auch wieder entfernt, wenn sie nach einer gewissen Zeit keine positive Marktreaktion hervorrufen. In der Schweiz ist die St. Galler Kantonalbank diesen Herbst mit einer solchen Plattform gestartet.


Richard Dratva ist einer der Gründer von Crealogix, einem Bankensoftwaredienstleister, wo er heute als Strategiechef in der Geschäftsleitung sitzt und der grösste Aktionär ist. Er ist einer der Architekten der ersten Online-Banking-Plattform der Schweiz, welche 1997 von der Credit Suisse lanciert wurde. Crealogix hat rund 700 Angestellte und mehr als 450 Banken als Kunden. 

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