Die Zahl elektronischer Geräte explodiert. Doch nur 20 Prozent davon wird rezykliert. Neue Technologien haben das Potenzial, Besserung zu schaffen – und bieten Investitionmöglichkeiten, schreibt Amanda O'Toole.

Von Amanda O’Toole, Clean Economy Strategy Manager, Axa Investment Managers

Als China 2017 aus Sorge um die Umwelt ankündigte, keinen Elektroschrott aus Europa und den USA mehr entsorgen zu wollen, wurde dem Land zuerst übler Willen gegenüber dem Westen vorgeworfen. Doch schon bald stellten auch die Medien die Frage, weshalb denn China unseren potenziell sehr umweltschädlichen Elektroabfall annehmen müsse.

Der Westen begann mehr und mehr E-Waste, wie Elektroschrott genannt wird, nach Vietnam und Thailand zu verschiffen, aber auch diese Länder wollten die Einfuhren schon bald beschränken. Dann wurde es wieder ruhig um das Thema E-Waste.

Überbordender Plastikverbrauch

Das ist insofern erstaunlich, weil das Thema Plastikabfall konstant in den Schlagzeilen ist – Umweltverbände und Regierungsorganisationen drängen auf eine Lösung des überbordenden Plastikverbrauchs.

Aber auch der Elektroschrott muss ernst genommen werden. Denn während die Menge des in die Meere gelangenden Plastikmülls dank der weltweiten Anstrengungen im letzten Jahr leicht rückläufig war, nimmt die Produktion von Elektroschrott ungebremst zu. Im Jahr 2016 waren es rund 49 Millionen Tonnen, bis 2021 sollen es gemäss Schätzungen mehr als 60 Millionen Tonnen sein.

Neue Ansätze für das komplexe Recyclingproblem

Wer oder was ist für die Zunahme von E-Waste verantwortlich? Als Elektroschrott werden veraltete oder defekte Elektrogeräte bezeichnet. Einerseits nimmt die Zahl elektronischer Geräte rasant zu, da die Digitalisierung in jeden Aspekt unseres täglichen Lebens eindringt. Smartphone, Zahnbürste, Fitnessarmband und Kühlschrank enthalten elektronische Komponenten, und bis 2020 sollen gemäss Statistica 31 Milliarden Geräte übers Internet miteinander verbunden sein.

Andererseits wird die Lebensspanne dieser Geräte immer kürzer, sie landen immer schneller und oft ohne Reparaturanstrengungen auf den Müllhalden. Zudem werden nur etwa 20 Prozent aller elektronischen Geräte rezykliert.

Komplexer Prozess

Einer der Gründe für diese niedrige Recyclingquote ist die Schwierigkeit, die verwendeten Materialien – davon viele Metalle wie Gold, Silber, Palladium, Kupfer und Aluminium – aus den Geräten zu isolieren und zurückzugewinnen. Der Prozess ist komplex und teuer. Elektrogeräte enthalten auch giftige Schwermetalle wie Blei oder Quecksilber sowie gefährliche Chemikalien, die Mensch und Umwelt gefährden.

Um dem wachsenden E-Waste-Problem zu begegnen, müssen neue Technologien entwickelt werden, um die umweltschädigenden und zum Teil auch wertvollen Materialien zurückzugewinnen. Beispiele dafür gibt es bereits: Das kanadische Technologieunternehmen Ronin8 versucht, eine Kreislaufwirtschaft für Elektronik zu schaffen, inklusive der Wiederaufbereitung des für den Metalltrennungsprozess verwendeten Wassers.

Die amerikanische Universität Yale hat ein Verfahren entwickelt, das die Elemente im Elektroschrott mit speziellen Filtern voneinander trennt. Dabei werden anhand verschiedener elektrischer Spannungen in Kohlenstoff-Nanoröhren sämtliche Metalle aus Smartphones und Tablets extrahiert.

Interessante Investitionsmöglichkeiten

Mikrofabriken könnten auch das Platzproblem lösen, denn das Recycling von Elektroschrott benötigt viel Raum. Zudem würden durch ihre dezentrale Platzierung die Transportwege verkürzt werden.

Eine solche Mikrofabrik wurde bereits in Australien in Betrieb genommen: In verschiedenen Modulen werden Glas, Plastik und Leiterplatten voneinander getrennt, und unter Wärmeeinwirkung werden die einzelnen Metalle aus Computerfestplatten und Mikroprozessoren extrahiert und teilweise zu Legierungen verbunden. Die modular aufgebaute Fabrik nimmt dabei nur eine Fläche von 50 Quadratmetern in Anspruch.

Baldige Marktreife

Viele dieser Technologien stecken noch in den Kinderschuhen. Ihre Skalierbarkeit und ihre Wachstumsaussichten sind noch nicht für alle klar. Aber vor dem Hintergrund von Ressourcenknappheit und Umweltproblemen dürften einige davon schon in naher Zukunft marktreif werden.

Neue Technologien und Unternehmen im Zusammenhang mit dem Recycling von Elektroschrott sowie das Thema «Clean Energy» allgemein bieten Anlegern interessante und nachhaltige Investitionsmöglichkeiten.

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