Der letzte europäische Börsenring schliesst. Die Digitalisierung des Wertschriftenhandels dürfte noch dieses Jahr das letzte Übrigbleibsel des alten Börsenhandels in London wegwischen.

Die Rohstoff-Terminbörse London Metal Exchange (LME) musste ihre Aktivitäten schon im vergangenen März einstellen, als die erste Welle der Pandemie über Grossbritannien schwappte. Damals versprach die Börsenleitung, dass der offene Handel nach dem Abflauen der Pandemie wieder aufgenommen würde. Mittlerweile hat die Börse sich die Sache noch einmal überlegt und erwägt die Schliessung der offenen Ringbörse nach 144 Jahren, wie die britische Zeitung «The Times» in ihrer Ausgabe vom Mittwoch schreibt.

Mit der Schliessung des letzten Rings in Europa geht ein wichtiges Kapitel der Finanzindustrie zu Ende. Das Ende des offenen Marktes hat sich allerdings schon vor Jahrzehnten angekündigt – in Zürich beispielsweise wurde der Ring vor einem Vierteljahrhundert, im August 1996, zugunsten des elektronischen Handels aufgegeben.

Das elektronische System überzeugt

Die Corona-Krise mag nicht der Grund für die endgültige Schliessung der offenen LME sein, aber das auslösende Moment kam mit der Krise. Die Börsenteilnehmer verschoben ihre Handelsaktivitäten im vergangenen Frühjahr auf ein computergestütztes System mit elektronischem Pricing und einem gewissen Anteil von telephonischen Handelsabschlüssen. Und offenbar überzeugte das neue System die Leitung der LME: «Wir haben jetzt eine Menge Daten, die zeigen, dass die elektronische Preisgestaltung funktioniert hat», wie Matt Chamberlain, der CEO der Börse, im Bericht zitiert wird.

Im Ring werden jährlich 46 Milliarden Dollar im Handel mit Metallen wie Aluminium, Kupfer, Blei und Zinn umgesetzt. Das Parkett mit ringförmig angeordneten roten Sofas wurde jeden Tag von mehr als 150 Händlern benutzt und ist letzter Zeitzeuge einer jahrhundertealten Tradition in Europa.

Seit 2012 in chinesischen Händen

Chamberlain betonte in seiner Stellungnahme die Schwierigkeit des Entschlusses angesichts der langen Geschichte. Allerdings erwartet der LME, mit der Elektronisierung einen substantiellen Mehrwert zu generieren. So ist der Umsatz der Börse seit der Umstellung im März 2020 markant gestiegen. Zudem dürfte das Geschäft mit einer breiteren Teilnehmerschaft und verbesserten Transparenz profitieren.

Der LME gehört seit 2012 der Hong Kong Exchanges and Clearing, welche damals 1,4 Milliarden Pfund für die Firma bezahlt hatte.

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