Im zweiten Teil der finews.ch-Sommerserie berichtet ein Fondsmanager aus Rotterdam. Seine «Feldforschung» führt ihn durchs einstige Rotlichtviertel, in die ältesten Kneipen der Stadt und zum sportlichen Generationenwettstreit zwischen den Baby-Boomern und den Millennials.

Von Henk Grootvelt, Fondsmanager Lombard Odier Funds Golden Age bei Lombard Odier Investment Managers

Ich (Bild unten) muss vor der Sommerpause unbedingt noch ein paar Dinge erledigen, um mit leerem Schreibtisch und freiem Kopf ordentlich abreisen zu können. Nur noch einen Monatsbericht und ein paar letzte Folien für eine Präsentation fertigstellen, dann sollte ich fertig sein.

Die Präsentation selbst ist etwas, auf das ich mich wirklich freue, da sie Teil eines Seminars über das Jahrzehnt des gesunden Alterns sein wird, das zusammen mit der Uno und der Weltgesundheitsorganisation WHO Anfang September veranstaltet wird.

Beim Lesen der Empfehlungen der WHO, wie sich eine Stadt auf eine alternde Gesellschaft vorbereiten sollte, frage ich mich, wie gut ist meine Heimatstadt Rotterdam darauf vorbereitet.

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Nun, der Himmel ist blau, die Temperatur beträgt 21 Grad, und es weht eine angenehme Brise vom Meer her, also die perfekten Bedingungen für ein paar gute altmodische Feldforschungen. Erstes Ziel ist es, zu überprüfen, ob die Infrastruktur in Rotterdam altersfreundlich ist. Es gibt genügend separate und breite Fahrradwege, U-Bahn-Stationen haben Rolltreppen und die meisten Bürgersteige scheinen rollstuhlfreundlich zu sein. Aber, die Schlüsselfrage natürlich, wie sieht es mit den Kneipen aus...?

Rotterdam ist bekannt für seine hohe Kneipendichte. Erst wenn ich 80 bin, werde ich wahrscheinlich genug Zeit haben, sie alle zu besuchen und zu inspizieren, aber für den Moment werde ich meinen Nachmittag der Kneipe neben unserem Büro widmen.

Da sie neben einem der alten Segelhäfen liegt, war meine Vermutung, dass diese Kneipe wahrscheinlich von vielen einbeinigen Seglern genutzt werde – folglich sollten Rollatoren ein Thema sein. Da lag ich aber falsch. Die Toilette befand sich im Keller und war nur über eine enge und steile Treppe zu erreichen, für Rollstühle nicht machbar und laut der Kellnerin eine Hürde für die meisten Menschen, vor allem, wenn sie bereits betrunken sind.

Obwohl also die Infrastruktur von Rotterdam altersgerecht zu sein scheint, sollte mein 80-jähriges Ich nicht vergessen, ein paar zusätzliche Erwachsenenwindeln mitzunehmen, wenn ich diese Kneipenforschungsreise beende. Gut, dass unsere Golden-Age-Strategie in Unicharm, dem Weltmarktführer für Inkontinenzmaterialien, investiert ist.

Eine weitere WHO-Empfehlung für Städte lautet, mehr seniorenfreundliche Freizeiteinrichtungen bereitzustellen, was vielleicht weniger Fussballplätze und mehr Schwimmbäder bedeuten könnte. Mit mehr als 300 verschiedenen Fussballvereinen, von denen drei in den höchsten professionellen Ligen spielen, und nur zwölf Schwimmbädern würde ich sagen, dass Rotterdam sich anpassen muss.

Offensichtlich war mehr Feldforschung nötig, also ging ich in das ehemalige Chinatown und Rotlichtviertel von Rotterdam, das sich in den vergangenen zehn Jahren in den angesagtesten Teil von Rotterdam verwandelt hat.

Dort gibt es viele Designerläden, Restaurants und zwei Aussenplätze zum Boule oder Boccia spielen. Beide Plätze waren von einer seltsamen Kombination aus einer Handvoll weiblicher Babyboomer in ihren 1970er-Jahren und einigen stark bärtigen Millennials besucht. Offenbar versuchten die Millennials, die Boomer in einer Partie Boule zu schlagen und schienen dabei, aus der Ferne betrachtet, kläglich zu versagen. War dies der ultimative Beweis sowohl für die zweite als auch für die dritte Empfehlung der WHO – den Kampf gegen Altersdiskriminierung respektive Ausgrenzung aufgrund des Alters zu führen?

Als ich mich mit einer der Gewinnerinnen unterhielt, erfuhr ich, dass solche generationenübergreifenden Wettbewerbe in diesem Viertel durchaus üblich sind. Einer der bärtigen Millennials sah eigentlich gar keinen grossen Unterschied zwischen ihnen: «Wir haben beide den gleichen Akkuverbrauch, nur für uns sind es unsere iPhones, während es für sie ihre Hörgeräte sind!»

Also, ja, Rotterdam ist eindeutig bereit für das Jahrzehnt des gesunden Alterns, und ich bin froh, dass unsere Golden-Age-Strategie in die richtigen Hörgeräte von GN investiert, zumindest nach Meinung der Boule-Spieler.

 

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