Das auf Vermögensaufbau und -planung fokussierte Fintech Kaspar& beginnt mit einer breiten Phase von Tests. Mitgründer Jan-Philip Schade sagt zu finews.ch, wohin die Reise geht.


Herr Schade, Kaspar& wurde vor rund einem Jahr ins Leben gerufen. Wo stehen das Startup heute?

Aktuell sind wir sieben Mitarbeitende, inklusive der vier Gründer. Die erste Finanzierung ist gesichert, und wir sind dabei, in der Pionier-Phase Schritt für Schritt den Kundenstamm aufzubauen. Bis zum nächsten Sommer wollen wir 2'000 Kunden gewinnen und mit diesen unser Geschäftsmodell testen. Dabei stellen sich Fragen wie: was kostet es, eine Kundin oder Kunden zu gewinnen, was bringt es an Einnahmen?

Wie sehen die Ziele nach der Pionier-Phase aus?

Wir wollen in den nächsten zweieinhalb Jahren bis zu 60'000 Kunden erreichen. Geplant ist neben dem Standort St. Gallen auch ein Büro in Zürich.

Welche Kundengruppe nehmen Sie ins Visier?

Unsere Zielgruppe ist eher jung, 25 bis 45 Jahre alt, und digital affin. Dort sehen wir Bedarf bei Menschen, die bestimmte finanzielle Ziele erreichen wollen. Das kann etwa der Kauf von Wohneigentum sein, oder die finanzielle Planung eines Vaterschafts-Urlaubs. Diese Personen haben aber keine Tools, um diese Ziele zu verfolgen.

«Für viele Menschen ist aber das Problem: Wie fange ich damit an?»

Wir wollen die breite Mittelschicht erreichen, also Kunden, die ein bis zwei Stufen unter dem Private Banking stehen, im Bereich von 50'000 bis 300’00 Franken Vermögen. Diese Gruppe hat in der Regel noch keinen Zugang zu entsprechenden Leistungen.

Von Banken und Vermögensverwaltern gibt aber auch schon unterhalb des Privat Banking bereits ein breites Angebot. Wodurch wollen Sie sich abheben?

Ja, da gibt es bereits viele Angebote. Für viele Menschen ist aber das Problem: Wie fange ich damit an? Der Einstieg fällt oft schwer. Wir haben mit unserer App die Einstiegshürden radikal reduziert. Das Onboarding, also die Depot- und Kontoeröffnung, geht sehr schnell und ist unkompliziert. Zudem ist unsere Mindestanlage 1 Franken, wodurch es kein Argument gibt, Kaspar& nicht einfach einmal auszuprobieren.

Was beinhaltet Ihr Angebot?

Unsere Kunden bekommen ein Anlageportfolio, ein Schweizer Konto und eine Prepaid Mastercard. Das Ziel ist dabei, dass der Kunde aktiv wird. Und da kommt die Karte ins Spiel. Bei jeder Transaktion, etwa im Supermarkt oder im Café, werden die Beträge auf den nächsthöheren runden Frankenbetrag aufgerundet. Der Kunde zahlt also zum Beispiel 5.20 Franken für einen Café, und 80 Rappen landen auf seinem Anlagekonto. Also Mikroinvestments.

Wie sieht dann die Interaktion mit den Kunden aus?

Über die App bekommen die Kunden laufend Informationen zur Wertentwicklung ihrer Anlage. Das kann dann auch mal nach unten gehen, aber mit der Zeit merkt die Kundin oder der Kunde, dass die Investitionen wachsen.

«Wir nutzen primär Anlageprodukte von Swisscanto und Blackrock»

Das soll motivieren, auch einmal grössere Beträge einzuzahlen. Kunden können dann verschiedene Anlageziele festlegen und diese über verschiedene Strategien verfolgen. Die Beratung und Produktauswahl erfolgen über Künstliche Intelligenz. Wir verfolgen ein rein digitales Geschäftsmodell.

Welche Produkte bieten Sie an?

Derzeit nutzen wir primär Anlageprodukte von Swisscanto und Blackrock. Wir sind bei der Wahl aber nicht gebunden. Die Bank- und Depot-Leistungen kommen von der Hypi Lenzburg.

Sind Sie preisgünstiger als die Wettbewerber?

Wir haben eine All-in-Gebühr von 0,85 Prozent auf das verwaltete Vermögen. Darin ist alles enthalten. Alle Produktkosten, Stempelsteuer, Transaktionskosten, Fremdwährungs-Gebühren, Depotführung, Verwaltung und natürlich die Nutzung von Karte und Konto. Ausserdem sind die Kosten für die Verwaltung auf 34.95 Franken pro Monat gedeckelt. Ab einem gewissen Volumen kommen die Kunden also prozentual auf eine tiefere Gebühr.

Und wo erzielen Sie Ihre Marge?

Die Marge kommt aus den Gebühren. Das Investieren von Klein- und Kleinstinvestitionen war bei den Verhandlungen mit den Partnern das grösste Problem. Die volumenabhängigen Transaktionsgebühren sind dabei natürlich eine grosse Hürde. Das wird sich dann in Zukunft aber sicher ändern, wenn das Volumen des verwalteten Vermögens eine bestimmte Höhe erreicht. Dann verbessert sich auch die Verhandlungsposition.

Woher stammt die Idee für das Geschäftsmodell?

Wir kommen alle aus der Vermögenverwaltung und haben für Pensionskassen, Privatbanken oder Family-Offices Anlagestrategien entwickelt. Die Grundidee war: warum können wird das nicht für junge, digital-affine Einzelkunden machen? Die fühlen sich vom traditionellen Anlageangebot der Banken oder der Verwalter nicht angesprochen und passen sozusagen auch nicht in deren Beuteschema.

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(Bild: v.l.n.r.: Lukas Plachel, Jan-Philip Schade, Lauro Böni und Sebastian Büchler)


Kaspar& ist ein Spin-Off der Universität St.Gallen und der ETH Zürich. Es wurde im August 2020 gegründet, im Frühjahr 2021 wurde eine Finanzierungsrunde durchgeführt. Neben Schade zählen Lukas Pachel (Investments), Lauro Böni (Operations) und Sebastian Büchler (Technology) zum Gründerkreis des St. Galler Unternehmens. Im Verwaltungrat sitzt Thierry Kneissler, der ehemalige CEO der Bezahl-App Twint.

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