Die ausländischen Einwohner bleiben in Hongkong, trotz des nationalen Sicherheitsgesetzes und der strengen Covid-Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie. Doch die Schweizer gehören nicht dazu. 

Man könnte annehmen, dass die Einwohner Hongkongs, die zwischen dem im letzten Sommer erlassenen nationalen Sicherheitsgesetz und den unerbittlich strengen Covid-19-Eindämmungsmassnahmen gefangen sind, fast alles tun würden, um die Stadt zu verlassen.

Die kürzlich veröffentlichten Zahlen der Hongkonger Behörde für Volkszählung und Statistik scheinen dies zu bestätigen: Die Gesamtbevölkerung der Stadt ging im Juni gegenüber dem Vorjahr um 1,2 Prozent auf 7,39 Millionen Menschen zurück. Bereits Ende 2020 war ein ähnlicher grosser prozentualer Rückgang gegenüber dem Vorjahr gemeldet worden.

Überraschende Details

Doch hinter den vorhersehbaren Berichten über den angeblich stattfindenden Massenexodus verbergen sich überraschende Details. Die Zahl der ausländischen Einwohner in der Stadt lag im Juni 2021 bei 713’437 (siehe Tabelle unten).

Gegenüber Ende 2020 ist das zwar ein bescheidener Rückgang von 2 Prozent, verglichen mit 2018, also vor dem Beginn der stadtweiten prodemokratischen Protestwelle, ist das aber immer noch ein um fast 10 Prozent höher Wert

HK Zensus
(Quelle: Einwanderungsbehörde)

Schweizer bilden Ausnahme

In die entgegengesetzte Richtung scheint es sich jedoch bei den Schweizerinnen und Schweizern entwickelt zu haben. Laut dem Schweizer Generalkonsulat ist die Zahl der in der Stadt registrierten Bürger im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent gesunken.

Das Konsulat sagte gegenüber finews.asia.ch, dass nach den Gründen für die Abwanderung nicht gefragt werde. Es sei aber anzunehmen, dass die Proteste des Jahres 2019, das nationale Sicherheitsgesetz und die strengen Quarantänevorschriften eine Rolle gespielt haben.

Angelsachsen unbeeindruckt

Im Gegensatz dazu sind die USA ein Paradebeispiel für die jüngsten Trends in Ländern mit einem starken Finanzsektor und einer hohen Zahl von Beschäftigten in der Bankbranche.

In der Stadt leben zuletzt 23’787 Einwohner mit US-Pass. Und obwohl die Zahl seit Ende letzten Jahres leicht gesunken ist, liegt sie immer noch 22 Prozent höher als Ende 2019. Angesichts der angespannten handels- und geopolitischen Beziehungen zwischen den USA und China scheint das widersprüchlich.

Mehr Inderinnen und Inder

Sieht man einmal von der Masse der ausländischen Einwohner ab, die vor allem aus philippinischen und indonesischen Staatsbürgern besteht, die hier häufig als Haushaltshilfen oder in der Gastronomie, im Gastgewerbe oder in der Unterhaltungsbranche arbeiten, scheint es, dass die Zahlen für viele andere Länder deutlich gestiegen sind.

So etwa für Indien, woher ebenfalls viele Arbeitskräfte rekrutiert werden: Die Zahl der Inder in Hongkong ist im Vergleich zu 2018 um 18 Prozent gestiegen. Die die Zahl der Menschen mit britischem Pass hat sich seit Ende 2019 fast verdoppelt. Andere relevante Länder unter den Top 15, darunter Australien, Kanada, Japan und Singapur, zeigen einen ähnlichen Trend.

Wer zählt was?

Wie sich die die Diskrepanz bei den Zahlen zwischen der Statistik- und der Einwanderungsbehörde erklärt, weiss niemand so genau. Die Volkszählung erhebt die Zu- und Abwanderung aller Einwohner über einen jährlichen oder halbjährlichen Zeitraum, während die Einwanderungsbehörde die Gesamtzahl der ausländischen Einwohner erfasst, die sich zum Stichtag am Ende des Berichtszeitraums in der Stadt aufhalten.

Das Einzige, was beide Behörden nicht erfassen, sind Hongkonger mit einem Pass der Sonderverwaltungsregion (SAR), die in der Stadt oder im Ausland leben.

Vermutlich viel weniger Schweizerinnen und Schweizer

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Rolle Hongkongs als Finanz- und Reisezentrum? Offenbar bisher keine grossen. Der Gesamtbevölkerungs-Rückgang ist immer noch bescheiden.

Und es scheint zum jetzigen Zeitpunkt sehr wahrscheinlich, dass die Auswirkungen der Abwanderung von Hongkongern durch die hohe Zahl der hier verbliebenen Ausländer aufgefangen werden, zumindest kurz- und mittelfristig. Allerdings könnte es unter ihnen viel weniger Schweizer geben.

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