Die Schweizerische Nationalbank nimmt dem Swiss Banking erneut die Temperatur. Mit Sorge wird aber die Verwundbarkeit der Inlandbanken im Hypothekargeschäft verfolgt.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bleibt ihrer Linie einer expansiven Geldpolitik treu und rührt den Negativzins von -0,75 Prozent nicht an. Dies ging aus einer Mitteilung zur geldpolitischen Lagebeurteilung vom Donnerstag hervor. Auch mit Blick auf die Banken bleibt die Beurteilung des Direktoriums unverändert. Die Risiken und die Vulnerabilität für das Finanzsystem seien aber durch die weiter steigenden Preise und anwachsende Verschuldung seit Beginn der Pandemie eher grösser geworden.

Trotz der Unsicherheit über den Pandemieverlauf seien die wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen für das Schweizer Bankensystem in den vergangenen Monaten insgesamt günstig geblieben, sagte SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg (Bild unten) am Donnerstag.

Erholung bei wachsenden Risiken

Die Erholung habe sich Fortgesetzt, die Aktienkurse liegen höher als im Juni, während die Risikoprämien auf Unternehmensanleihen tief sind. Auch das weltweite Wachstum der Wohnliegenschaftspreise hat sich fortgesetzt. Aber auch die Risiken seinen gestiegen. Zurbrügg sieht Anzeichen einer Überbewertung auf den Aktien- und Immobilienmärkten; gleichzeitig sei die globale Verschuldung von Unternehmen und Staaten hoch.

zurbrügg

Kapitalsituation verbessert

Mit Blick auf die Grossbanken Credit Suisse und UBS wertet er die Lage als weiterhin robust. Als Faktoren nennt er die erhöhte Kundenaktivität, den Anstieg der verwalteten Vermögen und die damit verbundene Zunahme der Kommissions- und Gebührenerträge. Zudem konnten die Banken einen Teil der Rückstellungen für Kreditrisiken wieder auflösen. Auch habe sich die Kapitalsituation seit dem letzten Bericht zur Finanzstabilität weiter verbessert: Bei der UBS durch die einbehaltenen Gewinne, bei der Credit Suisse insbesondere aufgrund der Kapitalerhöhung.

Substanziell sei aber auch das Verlustpotenzial bei den Branchengrössen, was durch wie die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung erhöht werde. Die Archegos-Verluste und weitere Ereignisse in jüngster Vergangenheit hätten gezeigt, dass die Banken auch erhebliche Risiken eingehen.

Tiefe Profitabilität bei Inlandsbanken

Bei den inlandorientierten Banken seien die Wertberichtigungen auf Kredite tief und die Gesamtprofitabilität gegenüber 2020 stabil geblieben. Die Profitabilität und die Zinsmarge sei jedoch tief. Hier dürfte im Ausblick der Druck aufgrund des Niedrigzinsumfeldes hoch bleiben.

Durch die höheren Hypothekarkreditvolumen und hohen Tragbarkeitsrisiken habe das Exposure gegenüber dem Hypothekar- und
Immobilienmarkt weiter zugenommen. Positiv wird der tiefer Anteil mit einem hohen Belehnunsgrad registriert.

Kapitalpuffer ausser Kraft – für den Moment

Entsprechen wichtig sei ein ausreichender Kapitalpuffer. Laut Einschätzung der SNB wären aber die meisten Banken in der Lage, die Verluste in relevanten Stressszenarien zu tragen.

«Die Nationalbank beobachtet die Entwicklungen am Hypothekar- und Immobilienmarkt weiterhin aufmerksam und prüft regelmässig, ob der antizyklische Kapitalpuffer wieder aktiviert werden muss», heisst es von Zurbrügg. Die Währungshüterin hatte die zusätzliche Kapitalisierungs-Massnahme bei Ausbruch der Corona-Krise im Jahr 2020 ausgesetzt. Eine Wiedereinführung würde den Instituten allerdings gar nicht schmecken, wie auch finews.ch berichtete.

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