Eine neue Analyse zur Verteilung der Bitcoin-Vermögen zeigt, dass die wichtigste digitale Devise trotz des Booms von Kryptowährungen von nur wenigen Grossinvestoren gehalten wird. Dies verursacht gleich zwei Mega-Probleme.

Der Bitcoin ist in aller Munde, aber nur in wenigen digitalen Brieftaschen. Dies zeigt eine aktuelle Studie zweier renommierter Bildungseinrichtungen, die von der amerikanischen Zeitung «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) zitiert wurde.

Demnach besitzen die 10’000 grössten Konten rund 5 Millionen Bitcoin. Dies entspricht ungefähr einem Gegenwert von 232 Milliarden Dollar. Laut Schätzungen halten weltweit aber ungefähr 114 Millionen Personen bereits Bitcoin, was bedeutet, dass nur etwa 0,01 Prozent der Bitcoin-Inhaber rund 27 Prozent der rund 19 Millionen im Umlauf befindlichen Bitcoin kontrollieren.

Systematisches Risiko

In der Studie, die von den Finanzprofessoren Antoinette Schoar von der MIT Sloan School of Management und Igor Makarov von der London School of Economics durchgeführt wurde, sind zum ersten Mal sämtliche Transaktion in der mehr als 13-jährigen Geschichte des Bitcoin analysiert worden.

Die Auswirkungen dieser Konzentration sind vor allem zweierlei, hiess es in der Untersuchung weiter. Erstens macht sie das gesamte Bitcoin-Netzwerk anfälliger für Systemrisiken. Und zweitens bedeutet dies, dass der Grossteil der Gewinne aus dem steigenden Preis und der zunehmenden Akzeptanz an eine unverhältnismässig kleine Gruppe von Investoren geht.

«Trotz der 14 Jahre, die es Bitcoin nun fast schon gibt, und des Hypes, den er ausgelöst hat, ist es immer noch so, dass es sich um ein sehr konzentriertes Ökosystem handelt, sagte Mitautorin Schoar über Bitcoin gegenüber der amerikanischen Wirtschaftszeitung.

Praxis sieht anders aus

Bitcoin wurde zwar 2008 als Open-Source-Softwareprojekt vorgestellt, das eine elektronische Form des physischen Bargelds ohne Zugangsbeschränkungen sein sollte. Also jeder konnte die Software herunterladen, ein «Knoten» im Netzwerk werden und etwa Bitcoin schürfen.

In der Praxis habe sich Bitcoin jedoch stark zentralisiert, erklärte sie. Die meisten Menschen, die damit handelten, tun dies nämlich über Börsen. Die Kosten für das Mining sind laut der Wissenschafterin ohnehin so hoch geworden, dass es sich nur eine kleine Gruppe von Unternehmen leisten kann, es zu betreiben.

Prominente Zugpferde

Der Reichtum der Bitcoin-Miner und -Börsen ist in den vergangenen zwei Jahren in die Höhe geschnellt, da der Preis für einen einzelnen Bitcoin von rund 5’000 Dollar im März 2020 auf 68’990 Dollar im vergangenen Monat gestiegen ist. Die Anzahl der Personen, die Bitcoin besitzen, hat sich mehr als verdoppelt. Mit dabei ist nun eine Reihe bekannter Investoren, wie der Hedgefonds-Manager Paul Tudor Jones, die Unternehmer Elon Musk und Mark Cuban sowie Prominente wie die Schauspielerin Maisie Williams, die aus «Game of Thrones» bekannt ist.

Doch die überwiegende Mehrheit der Bitcoin-Transaktionen, etwa 90 Prozent, stammen aus zwei Aktivitäten, die keine eigentliche wirtschaftliche Funktion haben, so die Forscher.

Wildes Hin- und Her

Die erste Aktivität ist einfach die Art und Weise, wie das Netzwerk die Bitcoin-Transaktionen verarbeitet. Und bei der zweiten handelt es sich um Transaktionen, die von ein und demselben Nutzer zwischen verschiedenen Wallets gesendet werden, etwa um seine Identität zu verschleiern – eine gängige Taktik für diejenigen, die eine gewisse Anonymität suchen.

Bei den verbleibenden 10 Prozent des Volumens, das die Forscher als echtes Volumen bezeichnen, dominiert zwar der Handel. Rund 75 Prozent des Gesamtvolumens entfallen den Forschern zufolge aber auf Transaktionen lediglich zwischen Börsen und Trading Desks.

Kriminalität eher gering

Im Vergleich dazu machten Betrügereien, Glücksspiele oder andere illegale Verwendungen, die den Strafverfolgungsbehörden und Gesetzgebern gewisse Sorgen bereiten, weniger als 3 Prozent des gesamten Transaktionsvolumens aus.

Solche Auswertungen sind bei Kryptowährungen im Gegensatz zu physischem Bargeld möglich, weil Bitcoin in einem Netzwerk läuft, das jede Transaktion in einem öffentlich einsehbaren Kontobuch, dem sogenannten Ledger, aufzeichnet.

Obwohl die Identitäten der Nutzer nicht mit diesen Transaktionen verknüpft sind, ist es dennoch möglich, diese Transaktionen zu verfolgen und zu analysieren, ihre Verwendung festzustellen und zu erkennen, ob die Konten Institutionen oder Einzelpersonen repräsentieren.

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