In den USA dürfte heute mit dem Fed-Entscheid der Startschuss zur Zinswende fallen. Doch der Krieg in der Ukraine stellt das Timing der Notenbanker weltweit infrage.

Wenn am Mittwochabend der Offenmarktausschuss der amerikanischen Notenbank Fed seine Entscheidung zu den Leitzinsen bekannt gibt, wäre alles andere als eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte eine faustdicke Überraschung.

Mit einer Inflationsrate von zuletzt 7,9 Prozent und 6,4 Prozent in der Kernrate, einem weiter brummenden Arbeitsmarkt und einer stabilen Konjunktur, bleibt den US-Notenbankern kaum eine andere Wahl. Die Zinswende ist nötig, um dem Fed-Ziel der Preisstabilität gerecht zu werden.

Blicke auf den Mai gerichtet

Der Blick der Anlegergemeinde richtet sich dabei schon weiter in die Zukunft. Aufmerksam wird dabei beobachtet werden, ob Notenbank-Präsident Jerome Powell den Weg bereitet für eine weitere Erhöhung um 50 Basispunkte anlässlich der Zinssitzung vom Mai. Insgesamt wurden die Weichen für vier Zinsschritte im laufenden Jahr gestellt.

Auch bei der Bank of England, die bereits die Zinsen erhöht hat, dürften die Inflations-Sorgen die Furcht vor einer Konjunktur-Abkühlung weiter übertrumpfen. Hier schwanken die Schätzungen zwischen einer Anhebung um 25 und 50 Basispunkten. Die EZB hat weiter signalisiert, dass im laufenden Jahr noch nicht mit einem Zinsschritt zu rechnen sei. Auch hierzulande wird ein Zinsschritt der Schweizerischen Nationalbank erst im Jahr 2023 erwartet.

Nicht mehr realistisch

Doch der Fahrplan könnte durcheinander geraten. Denn mit dem Krieg in der Ukraine haben sich die Konjunktur-Unsicherheiten deutlich verstärkt. Steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie die erneuten Schwierigkeiten bei den Lieferketten dürften die nach der Corona-Krise erwartete Wirtschaftserholung bremsen.

Vor allem in der EU geht die Sorge um, der Krieg könnte das Wachstum belasten. Dazu meldete sich jüngst EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni zu Wort: «Wir wissen, dass die Auswirkungen nicht zu vernachlässigen sein werden.» Bei der jüngsten Wirtschafts-Prognose habe die EU-Kommission ein Wachstum von 4 Prozent in diesem Jahr vorhergesagt. Das sei nun nicht mehr realistisch.

Auch Folgen für die Schweiz

Auch an der Schweiz wird die Bremswirkung nicht vorübergehen. So haben die Ökonomen der Grossbank UBS ihre BIP-Schätzung zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Wochen gesenkt. Im laufenden Jahr wird nur noch ein BIP-Wachstum von 2,5 Prozent erwartet, statt zuvor 2,8 Prozent.

Bei der Credit Suisse (CS) lag die Schätzung bereits auf diesem tieferen Wert und wurde am (heutigen) Mittwoch bestätigt. Aber auch hier gehen die Ökonomen von einer anziehenden Teuerung von 1,8 Prozent in diesem Jahr aus. die Inflation werde gar einige Monate über 2 Prozent verharren, bevor sie langsam wieder abklinge, heisst es hier.

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