Das höhere Zinsumfeld macht die Geldgeschäfte der Schweizer Finanzinstitute wieder profitabler. Doch damit steigen auch die Risiken. Die Finma sieht wachsende Gefahren.

Inflation, die unsichere Konjunkturlage und weiter steigende Zinsen haben auch das Marktumfeld für die Schweizer Finanzinstitute grundlegend verändert. In ihrem am Donnerstag veröffentlichtem «Risikomonitor 2022» sieht die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) denn auch vor allem im Kreditgeschäft grössere Gefahren. Das betreffe nicht nur Hypothekarkredite, sondern auch das übrige Kreditgeschäft.

Auch allgemeine Zinsrisiken und die Erhöhung der Risikoaufschläge für die Institute selbst wird von der Finma unter der Liste der Gefahren aufgeführt. Hinzu kommen Risiken durch Cyber-Angriffe oder im Bereich der Geldwäschereibekämpfung. Ein erschwerter grenzüberschreitender Marktzugang für Schweizer Institute wird ebenfalls genannt.

Wachsende Tragbarkeitsrisiken

Insbesondere bei den Hypotheken sieht die Finma ein höheres Risikopotential. Einerseits hätten Tragbarkeitsrisiken bei neu abgeschlossenen Hypotheken zugenommen und andererseits würden Fundamentalfaktoren auf eine Überhitzung im Immobilienmarkt hindeuten. «Das markante Preiswachstum bei Eigenheimen hat sich auch im jüngst veränderten makroökonomischen Umfeld wenig abgeschwächt. Bei den Renditeliegenschaften hat es kürzlich sogar zugenommen», heisst es in dem Bericht.

Der Immobilien- und Mietmarkt in der Schweiz würde durch die weiter hohe Nachfrage gestützt, etwa durch die anhaltende Zuwanderung. Aber: «Die Folgen einer Immobilienkrise wären für den Schweizer Finanzplatz erheblich», lautet die Einschätzung der Finma. Stresstests hätten gezeigt, dass eine Immobilienkrise mit starken Preiskorrekturen zu Verlusten im zweistelligen Milliardenbereich bei den Banken führen könnte.

Auch Versicherungsunternehmen würden in einer Immobilienkrise empfindliche Verluste in ihren Hypothekar- und Immobilienportfolien erleiden. Für Immobilienfonds hätten Preiskorrekturen Bewertungsverluste und daraus resultierende Mittelabflüsse zur Folge und könnten Liquiditätsprobleme nach sich ziehen.

Risiko der übrigen Kredite höher

Das Kreditrisiko bei übrigen Krediten ist ebenfalls vermehrt in den Aufsichtsfokus der Finma gerückt. Die Qualität der Firmenkundenkredite der inländischen Banken könnten unter den Auswirkungen einer konjunkturellen Verschlechterung abnehmen. Ausgewählte Institute würden im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine überwacht, ebenso wie die Exponierungen in Russland und der Ukraine. Darüber hinaus würden potenzielle Kreditausfälle bei inländischen Banken, die sich aus steigenden Energiepreisen oder ernsthaften Versorgungsschwierigkeiten ergeben, einen besonderen Aufsichtsfokus rechtfertigen. Bei den Grossbanken würden die Leveraged-Finance-Positionen intensiv beobachtet.

Zugang zu EU-Kunden

In puncto Marktzugang habe sich die Lage 2022 verschlechtert. So diskutiere die EU neuerdings eine Verschärfung der Regeln, wie Banken aus Nicht-EU-Staaten Kundinnen und Kunden in der EU ihre Dienste anbieten dürfen. «Die vorgeschlagenen Regeln könnten die Geschäftsmöglichkeiten in der Schweiz in Bezug auf Kundinnen und Kunden aus der EU weiter einschränken.»

Defi-Risiken für Konsumenten

Auch das Thema Decentralized-Finance-Applikationen beleuchtet der Bericht. Die Verwendung solcher Applikationen berge Risiken. Konsumentinnen und Konsumenten würden in erster Linie den Verlust von Vermögenswerten riskieren, beispielsweise wegen erheblicher Marktschwankungen, Eingabefehlern, Fehlern in den Applikationen, Hacking oder Betrug. Bei institutionellen Nutzern stünden operationelle sowie Rechts- und Reputationsrisiken im Vordergrund. Bislang sieht die Finma aufgrund des nach wie vor geringen Volumens aber keine systemischen Risiken.

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