Diese Themen werden den Finanzplatz im neuen Jahr beschäftigen.

Kriegt die CS die Kurve?

Die krisengeschüttelte Credit Suisse dürfte auch im neuen Jahr eines der beherrschenden Themen am Schweizer Finanzplatz sein. Bis Ende Jahr wollte die Schweizer Grossbank eine erste Phase des geplanten Stellenabbaus angegangen sein, der bis 2025 abgeschlossen werden soll. Nicht nur beim Personal, auch bei der Herauslösung des Investmentbanking gibt es derzeit noch eine Reihe offener Fragen. Und vor allem: Schafft es die CS bei den verwalteten Vermögen die Abflüsse einzudämmen oder sogar die Flut zu kehren?

Erste Antworten könnte bereits die Jahresmedienkonferenz und das Ergebnis des vierten Quartals liefern. Nur eines ist bereits sicher, unter dem Strich wird für 2022 ein dickes Minus stehen.

Dass 2023 nur ein Übergangsjahr sein wird und nicht schon die Trendwende bringen kann, hatte das Management bereits an der Vorstellung der neuen Unternehmensstrategie Ende Oktober deutlich gemacht. Es bleibt abzuwarten, ob bei einem der schwierigsten Punkte bei der Umsetzung der «Neuen CS», der Etablierung einer neuen Unternehmenskultur im neuen Jahr Fortschritte gemacht werden.

CS und UBS müssen wohl ab 2024 höhere Kapitalpuffer vorhalten

Den beiden Grossbanken drohen per Ende Jahr die Anhebung der vorgeschrieben Kapitalpuffer. In der Liste des Financial Stability Board (FSB) zu den 30 global systemrelevanten Banken rangieren die beiden Schweizer Grossbanken in der höchsten Kategorie. Wenn sie auch bei der nächsten turnusmässigen Einstufung im November 2023 dort eingestuft werden, werden sie zusätzlich zu den Mindeststandards zusätzliche Puffer aufbauen. Das FSB wurde im Nachgang der Finanzkrise 2009 geschaffen und hat zur Aufgabe, zur globalen Finanzstabilität beizutragen.

Droht neue Börsen-Baisse?

Die Schweizer Banken sind vor allem in der Vermögensverwaltung stark verankert. Entsprechend hatten sie die Finanzmarktturbulenzen des Jahres 2022 auch bei ihren verwalteten Vermögen und ihren Gebühren gespürt. Die meisten Analysten rechnen damit, dass auch im kommenden Jahr die Börsen eher schwächeln werden und die Unternehmen die globale Konjunkturabkühlung auch in ihren Bilanzen deutlicher spüren werden. Wie würden die Schweizer Banken durch eine erneute Baisse kommen?

Insbesondere der Schweizer Offshore-Standort wird dabei als verwundbar angesehen. Neben der Konjunktur sorgen weiter geopolitische Krisen, steigende Zinsen und externe Risiken wie der Klimawandel für Unruhe.

Private Equity in unruhigem Fahrwasser

Die Lockungen von Private Equity waren in der Zeit des billigen Geldes gross. Doch die Zeiten haben sich geändert. Wie hoch bleibt die Inflation und wie hoch bleiben die Zinsen, lautet nun die Frage. Das wird darüber entscheiden, wo die Schwelle der risikolosen Rendite liegen wird, die man allein mit Cash erzielen kann.

In Zeiten des Anlagenotstands wurde die lange Illiquidität von PE-Investitionen aufgrund der höheren Rendite in Kauf genommen. Nun wird es schwieriger, dieses Alpha zu erzielen. Zudem haben es die PE-Manager in der Vergangenheit zumeist geschafft, die vergleichsweise kurzen Abschwünge und tieferen Bewertungen zu überbrücken. Bevor sie den Wertverlust in ihren Büchern bilanzieren mussten, war schon wieder eine Erholung da. Doch in einer länger anhaltenden Schwächephase, wie sie nun erwartet wird, müssen auch hier die Verluste in den Bilanzen ausgewiesen werden.

Viel Bewegung bei den Vermögensverwaltern

Ende 2022 lief die Frist für die rund 2’400 unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz ab, ein Lizenz-Gesuch bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) zu stellen. Wie viele dies letzten Endes geschafft haben, ist noch völlig offen.

Die Finma-Lizenz wird als eine der Triebkräfte dafür gesehen, dass die Konsolidierung der Branche unvermindert weiter geht. Eine Studie rechnet damit, dass in den kommenden zwei Jahren bis zu 800 unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz verschwinden werden.

Viele Kleinst-Unternehmen hätten die Lizensierung gar nicht angestrebt und werden ihr Geschäft aufgeben, heisst es. Oder aber, sie verändern ihr Geschäftsmodell so, dass sie die Bewilligungspflicht umgehen. Steigende Kosten für Risiko und Compliance sowie der administrative Aufwand werden Übernahmen und Zusammenschlüsse begünstigen, so die Erwartung.

Nachhaltiges Anlegen bleibt im Trend - Regulierung auch

Die Kundengelder, die in Nachhaltigkeits-, Klima- oder Impact-Fonds fliessen, steigen seit Jahren. Bei den Asset Managern der Schweiz greift beim Thema Standards die Selbstregulierung. Ob es hier von der Politik noch verbindliche Vorgaben geben wird, ist derzeit noch nicht klar.

Die EU-Taxonomie ist aber bereits jetzt schon für alle Schweizer Anbieter Pflicht, die ihre Produkte auch in der EU vertreiben wollen, und setzt somit ohnehin den Massstab. Zum Thema Greenwashing hat der Bundesrat jüngst eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Hier sollen Vertreter der Banken, Ministerien und Aufsichtsbehörden bis zum Herbst Vorschläge erarbeiten.

Immobilienmarkt und höhere Zinsen

Für viele Schweizer Banken ist das Hypothekargeschäft die wichtigste Einnahmesäule. Das höhere Zinsumfeld und Bewegungen auf dem Immobilienmarkt können hier grossen Einfluss auf die Ergebnisse haben. Doch bisher wird für die Schweiz nicht mit einem Preiseinbruch gerechnet. Die Nachfrage bleibt allein schon aufgrund der weiter positiven Nettozuwanderung hoch, insbesondere in den städtischen Zentren.

Aber eines lässt sich mit Sicherheit sagen. Es wird für Mieter und auch für Eigentümer teurer. Die Hypothekarzinsen dürften mit weiteren SNB-Zinsanhebungen steigen und ein höherer Referenzzins, die Umlage der Inflation und steigende Nebenkosten werden im Laufe des Jahres bei den Mieten durchschlagen.

Die höheren Zinsen könnten gleichwohl in einigen Immobiliensektoren zu einer Abkühlung und Verlangsamung führen. Immer weniger Menschen können sich noch den Kauf eines Eigenheims leisten. Der Kauf von Stockwerkeigentum, um es zu vermieten, lohnt sich kaum mehr und auch die Renditen und Bewertungen bei Mietshäusern dürften unter Druck geraten.

Weiter unklares Verhältnis zur EU

Die Schweizer Vermögensverwalter sind Exporteure. Sie erbringen ihre Dienste für eine mehrheitlich ausländische Kundschaft. Entsprechend ist der ungehinderte Marktzugang insbesondere zur EU ein ewiges Anliegen der Branche – rund 40 Prozent der hierzulande verwalteten Vermögen stammen aus Westeuropa. Doch seitdem der Bundestrat die Verhandlungen zum Rahmenabkommen Anfang 2021 abgebrochen hat, sind die Hürden Richtung Unionsgebiet eher gewachsen. Eine Revision der EU-Vorschriften für Zweigniederlassungen könnten weitere Beschränkungen bedeuten.

Der neue beste Freund Grossbritannien schwächelt

Nachdem Grossbritannien Anfang 2021 den Brexit vollzogen hatte, träumte man in der Schweizer Politik von einer neuen Achse der Finanzplätze Zürich-Genf-London. Das neue Nicht-mehr-Mitglied sollte ein Gegengewicht zum schwierigen Verhältnis mit der EU schaffen. Stichworte wie Börsenäquivalenz oder das Forschungsprogramm «Horizon Europe» seien nur erwähnt.

Doch die Verhandlungen zu bilateralen Abkommen mit Grossbritannien dümpeln bisher ergebnislos vor sich hin. Das mag vor allem auch daran liegen, dass sich das Vereinigte Königreich in einer schweren Konjunkturkrise befindet, die vor allem durch die rekordhohe Inflation ausgelöst wurde, von Ökonomen aber auch dem Brexit angelastet wird. Die britische Politik ist in erster Linie damit beschäftigt, die Krise zu bewältigen - zumindest dann, wenn sie sich nicht gerade mit sich selbst beschäftigt. Das monatelange Tauziehen der Tories um die Nachfolge von Boris Johnson und die beinahe-desaströse Finanzpolitik von Liz Truss waren dabei nicht gerade hilfreich.

An seiner letzen Dienstreise ins Ausland nach London hat der scheidende Finanzminister Ueli Maurer seinen britischen Amtskollegen Jeremy Hunt getroffen. Dabei wurde von Fortschritten bei den Verhandlungen beim Abkommen über die gegenseitige Anerkennung im Finanzbereich gesprochen und dessen Finalisierung bis Ende Sommer 2023 in Aussicht gestellt. 

Geopolitische Spannungen

Doch die grösste und schwerwiegendste Unsicherheit 2023 bleibt der Ukrainekrieg. Wer hätte Ende 2021 damit gerechnet, dass nur wenige Wochen später ein blutiger und opferreicher Krieg in Osteuropa ausbrechen könnte? Die längerfristigen politischen und ökonomischen Auswirkungen sowie die Neusortierung der globalen Machtverhältnisse und wirtschaftlichen Beziehungen lässt sich heute immer noch schwer abschätzen. Kann es zu einer weiteren Eskalation kommen und wie könnte ein Ende des Konflikts aussehen?

Doch nicht nur der russische Angriff auf die Ukraine sorgt für Spannungen. Die Unruhen in Iran, die Taiwanfrage oder die Handels-Spannungen zwischen den USA und China sind nur einige der weitern Konfliktfelder.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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