In den vergangenen zehn Jahren hat die Branche der Privatbanken bei den verwalteten Vermögen, den Erträgen und den Gewinnen von steigenden Finanzmärkten, niedrigen Zinsen und der insgesamt ultralockeren Notenbankpolitik profitiert. Doch im Vorjahr hat der Wind gedreht. Die Branche steht vor einer Reihe von Anpassungen, wie eine neue Studie beleuchtet.

Das günstige Geschäftsumfeld für die Privatbanken hat sich verschoben, schreibt das Beratungsunternehmen McKinsey in ihrer jüngsten Branchen-Studie. Das geänderte Umfeld gefährde das Wachstum der Privatbanken und werde ihre Rentabilität schrittweise verringern, so die Erwartung.

Wie in anderen Bereichen der Wirtschaft hat die Covid-Pandemie ab 2020 den technologischen Wandel beschleunigt. Die Umkehrung der wirtschaftlichen Situation im Private Banking sei mit der Notwendigkeit einher gegangen, die Betriebsmodelle auf dieses höhere technologische Niveau auszurichten.

Veraltete Geschäftsmodelle

Die Unternehmen müssen daher ihre Geschäftsmodelle überdenken, schreiben die Berater. Sie müssen neue Technologien nutzen und sich gleichzeitig auf unsichere Wirtschaftsaussichten und weitere Veränderungen der Kundenbedürfnisse vorbereiten.

Dass sich die wirtschaftliche Lage der europäischen Privatbanken geändert hat, ist auch an den Geschäftszahlen des ersten Halbjahres 2022 abzulesen. So waren die verwalteten Vermögen in der ersten Jahreshälfte 2022 um 11 Prozent auf 9,2 Billionen Euro zurückgegangen, nachdem sie 2021 aufgrund positiver Nettomittelzuflüsse und der Marktentwicklung um 12 Prozent gestiegen waren. Rückgänge bei den verwalteten Vermögen von 13 Prozent wurden teilweise durch einen Anstieg der Netto-Neugeldzuflüsse um 2 Prozent ausgeglichen.

Die Gesamteinnahmen der Banken stiegen in der ersten Jahreshälfte 2022 um einen Prozentpunkt, was zu einem Anstieg der aggregierten Gewinnmarge um einen Basispunkt führte, heisst es. Die absoluten Erträge stiegen aufgrund einer um 8 Basispunkte höheren Einlagenmarge, die den Rückgang der verwalteten Vermögen kompensierte, und trotz eines leichten Rückgangs des Anteils der verwalteten Vermögen an den Mandaten.

Überproportional steigende Kosten

Der Anteil der Aktien an den verwalteten Vermögen verringerte sich um zwei Prozentpunkte auf 32 Prozent. Die liquiden Mittel stiegen um drei Prozentpunkte, während der Anteil der festverzinslichen Wertpapiere stabil blieb.

Im Gegensatz zu dem geringen Ertragszuwachs stiegen die Gesamtkosten um 4 Prozent, wodurch sich das Kosten-Ertrags-Verhältnis der Branche von 69 Prozent im Jahr 2021 auf 71 Prozent erhöhte. Unter dem Strich resultierte daraus ein Rückgang des annualisierten Nettogewinns der Branche um etwa 5 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro.

Mit Blick auf das Jahresergebnis 2022 ist noch unklar, ob der Gewinnpool unter das rekordhohe Niveau von 2021 fallen wird, so die Studie weiter. Steigende Zinssätze sind für die europäischen Privatbanken unter dem Strich positiv. Zu beachten sind dabei allerdings die Exponierung bei Währungen und das Verhältnis zwischen Krediten und Einlagen bei den einzelnen Banken.

Investitionen in den Wandel

Die Studie identifiziert eine Reihe von Faktoren, die den leistungsstärksten Instituten gemeinsam sind. Diese stehen im Zusammenhang mit der Rentabilität von Produkten und Kundensegmenten sowie dem Management von Kundenbetreuern, Kosten und Betriebsgrösse.

Dabei sollten die Banken etwa Schwerpunkte bei ihren Angeboten nach Vermögenssegmenten setzen. Im Vertrieb sollten die Banken den Kunden ein grundlegendes Erlebnis über alle Kanäle hinweg bieten. Das sollte eine Kombination aus selbstgesteuerten Transaktionsfunktionen für Privat- und Firmenkundenbanken und eine anspruchsvollere Offline-Beratung für vermögende Kunden bieten.

Um sich beim Angebot abzuheben, sollten Banken Investitionen im Bereich Kredite sowie Vermögens- und Vorsorgeplanung erwägen. Im Bereich Technologie brauche es vermögensspezifische Tools für Kunden und Kundenbetreuer. Bei den betrieblichen Abläufen gebe es etwa im Bereich Kundenanalyse (Know your Customer) und bei der Geldwäschereibekämpfung (Anti Money Laundering) oft noch Verbesserungspotenzial.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.54%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.98%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.01%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.57%
pixel