Eine vollständige Fusion der beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse würde in Asien zu erheblichen Kundenabwanderungen, internen Turbulenzen sowie zum Abbau von Arbeitsplätzen führen. Überschneidungen im Investmentbanking sowie im Asset Management könnten von anderen Finanzinstituten leichter aufgefangen werden, wie eine Analyse von finews.asia zeigt.

Die Nachricht über einen möglichen Zusammenschluss der beiden grössten Schweizer Banken, UBS und Credit Suisse, wird weitreichende Auswirkungen auf die regionalen Geschäfte der beiden Unternehmen haben, vor allem auch im wichtigen Wachstumsmarkt Asien.

Obwohl die genauen Auswirkungen zum jetzigen Zeitpunkt nur schwer abzuschätzen sind, werden die daraus resultierenden Schritte vielfältige Konsequenzen nach sich ziehen.

Für Superreiche suboptimal

Ein gemeinsam verwaltetes Vermögensverwaltungsgeschäft (Wealth Management) würde sicherlich dazu führen, dass namentlich sehr wohlhabende Kundinnen und Kunden, sogenannte Ultra-High-Net-Worth-Individuals mit 30 Millionen Franken und mehr, abwandern würden, falls sie zuvor aus Diversifikationsgründen bei beiden Banken ihr Geld hatten. Sie würden zwangsläufig bei anderen, ausländischen Grossbanken wie J.P. Morgan, Deutsche Bank oder HSBC eine neue Beziehung aufbauen. 

Die UBS ist in Asien die grösste Vermögensverwalterin im Wealth Management; die CS folgt auf Platz drei. Zusammen würden sie eine enorme Monopolstellung erreichen. Ein Branchenexperte mit langjähriger Erfahrung sowohl in Hongkong als auch in Singapur sagte gegenüber finews.asia, dass es für die Kundinnen und Kunden äusserst unangenehm sei, grosse Portfolios, von denen viele ähnliche Merkmale aufwiesen, bei einem einzigen Institut zu halten.

Rigoroser Stellenabbau

Die Schlüsselfrage zum jetzigen Zeitpunkt ist, ob diese Kunden zu kleineren Schweizer Privatbanken und anderen Vermögensverwaltern wechseln würden, oder ob sie ihr Vermögen lokal ansässigen Instituten anvertrauen, die in den vergangenen Jahren ihre Expertise im Wealth Management massiv ausgebaut haben. «Wenn die Kundinnen und Kunden zu einem Schweizer Institut wechseln, dürften vor allem Julius Bär und Pictet sowie die liechtensteinische LGT davon profitieren», so der Branchenexperte weiter.

Da es sich um die erste Transaktion dieser Grössenordnung in der jüngeren Geschichte und ganz sicher seit der Finanzkrise von 2008 handelt, stellt sie in gewissem Sinne einen Wendepunkt in der Branche dar. Ein rigoroser Stellenabbau steht schon jetzt fest, zumal beide Institute in der jüngsten Vergangenheit ihre personellen Kapazitäten in diesem Wachstumsmarkt ausgebaut haben.

Die UBS beschäftigt in der Region Asien-Pazifik rund 16'290 Personen, während es bei der CS 6'890 sind. Mehrere Tausend Stellen dürften verschwinden.

Domino-Effekt erwartet

«Das wird einen Dominoeffekt zeitigen und dazu führen, dass mehr Leute abwandern werden – zum Teil zurück nach Europa», erklärte ein Regulations-Spezialist gegenüber finews.asia, und dass die geplante Einheit über einen längeren Zeitraum sowohl in Hongkong als auch in Singapur, den beiden traditionellen Zentren des Wealth-Management-Geschäfts in Asien, einer verstärkten Aufsicht unterliegen werde. Das wiederum dürfte zu einem Segen für die Compliance-Beratungsbranche werden, wie er weiter feststellte.

Für die beiden anderen Geschäftsfelder, Investmentbanking und Asset Management (also das Geschäft mit Finanzprodukten und institutionellen Anlegerinnen und Anlegern), dürfte das nicht ganz so gelten, da die Marktpräsenz der Schweizer Grossbanken in diesen Bereichen nicht so dominant ist.

Fragmentierter Markt im Asset Management

Die chinesischen Grossbanken beherrschen derzeit die Ranglisten im Investmentbanking in den meisten wichtigen Kategorien in Asien, und ausgewählte Geschäftsbereiche und Teams, wie die Beratung bei Fusionen und Übernahmen sowie im Aktienhandel, in denen die UBS und die CS traditionell stark sind, könnten leicht von anderen Akteuren aufgesogen werden.

Das Gleiche gilt im Asset Management, wo der Markt grösser und fragmentierter ist. Es gibt auch eine Anzahl von Instituten, die durchaus in der Lage wären, allfällige Lücken zu schliessen und attraktive Geschäftsbereiche zu übernehmen. Vorläufig sind die Dimensionen des geplanten Deals noch nicht bekannt. Fest steht einzig, dass der Teufel im Detail steckt.

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