Die Finanzaufsicht füllt die Lücke an ihrer operativen Spitze mit einem erprobten Bankenexperten aus dem Ausland. Dieser hat schon in der Finanzkrise von 2008 Grossbanken stabilisiert.

Stefan Walter wird per kommenden April neuer Direktor der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma). Wie einer Mitteilung der Behörde vom Mittwoch zu entnehmen war, hat der Bundesrat die Wahl des Finma-Verwaltungsrats unter Marlene Amstad bestätigt.

Der 59-jährige deutsche Staatsbürger mit langer Erfahrung mit Bankenregulierung und -krisen füllt die Vakanz an der Spitze der Aufsicht, seit der vormalige Direktor Urban Angehrn vergangenen September aus gesundheitlichen Gründen bei der Finma seinen Abschied genommen hat.

Die interimistische Direktorin Birgit Rutishauser behält bis Ende März die Zügel in der Hand.

Europäische Grossbanken «gestresst»

Walter bringt einen beeindruckenden Leistungsausweis ins neue Amt mit. So hat er bei der Europäischen Zentralbank (EZB), wo er seit 2014 als Generaldirektor wirkte, die Bankenaufsicht für die systemrelevanten Banken in der Eurozone mit aufgebaut. Ab 2020 wurde er bei der EZB mit dem Aufbau der so genannt horizontalen Aufsicht von Banken betraut. Diese umfasste alle Risikobereiche, insbesondere Kredit- und Liquiditätsrisiken sowie die Konzeption und Durchführung von Stresstests.

Vor seiner Tätigkeit bei der EZB hatte Walter während zwei Jahren die Rolle als Global Bank Regulatory & Supervisory Policy Network Leader bei der «Big four»-Beratungsfirma EY inne. Von 2006 bis 2011 wirkte er als Generalsekretär des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht. In dieser Funktion war er während der globalen Finanzkrise beauftragt, die internationalen Verhandlungen zur Regulierungsreform zu koordinieren, um das globale Finanzsystem zu stärken.

Kenner des Bankwesens durch und durch

Davor bekleidete er während dreizehn Jahren verschiedene Positionen bei der regionalen amerikanischen Notenbank Federal Reserve Bank (Fed) von New York, zuletzt als Senior Vice President. Auch hier war er bereits verantwortlich für die Finanzstabilität. Auch von seiner Ausbildung her kennt der designierte Finma-Direktor das Bankwesen durch und durch: Walter hat im kalifornischen Berkeley und an der Columbia University studiert und verfügt über einen Masterabschluss in International Banking & Finance.

Seine «speziellen Kenntnisse im Bereich der Grossbankenaufsicht» hob am Mittwoch auch Präsidentin Amstad lobend hervor, ebenso seine Beziehungen zu internationalen Aufsichtsbehörden. Diese seien «für die Aufsichtstätigkeit der Finma bei den systemrelevanten Schweizer Banken ein grosses Plus».

Extern wie intern unter maximalen Druck

Der Direktor in spe übernimmt die Finma zum herausfordendsten Zeitpunkt ihrer Geschichte: Bei der Notrettung der Credit Suisse (CS) hat die Aufsicht nur bedingt eine gute Figur gemacht und muss sich vorwerfen lassen, zu lange zugewartet zu haben. Gegen den Entscheid der Aufsicht, Pflichwandelanleihen der CS im Umfang von 16 Milliarden Franken abzuschreiben, um damit den Verkauf der Grossbank an die UBS abzusichern, läuft eine Beschwerde vor dem Bundesverwaltungsgericht.

Intern ist es zudem nach dem Rücktritt Angehrns zu weiteren Abgängen im Kader gekommen, und Präsidentin Amstad wurde zum Ziel medialer Kritik. Walter muss demnach nicht nur am Schweizer Bankenplatz, sondern auch bei der Behörde für stabilisierend wirken.

Neue Instrumente für neuen Direktor

Immerhin fordert auch die Schweizersiche Finanzministerin Karin Keller-Sutter mehr Kompetenzen für die Finma, zumal das Instrument von Bussen. Walter, der bei mit grosser Machtfülle ausgestatteten Behörden wie der Fed Karriere gemacht hat, würde eine solche Ergänzung seines «Werkzeugkastens» als Direktor wohl zu schätzen wissen.

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