Zwei Branchenexpertinnen lancieren ein Schweizer Netzwerk für Versicherungs-Managerinnen, wie finews.ch erfahren hat. Das Swiss Insurance Chapter soll Frauen Türen öffnen.

Inga Beale hat in der Versicherungsindustrie gleich mehrfach Grenzen gesprengt. Nach Top-Positionen bei den Schweizer Konzernen Zurich und Converium übernahm sie die Leitung des britischen Versicherungsmaklers Lloyd’s of London – als erste Frau in der 300-jährigen Firmengeschichte und als bekennende Bisexuelle in einer sprichwörtlich konservativen Branche.

Dieser Tage hat CEO Beale beim ehrwürdigen Unternehmen nun den Rücktritt eingereicht. Was hingegen nur wenige wissen, ist, wie die Britin 2014 zum Lloyd’s-Chefposten kam. Wie es in der Branche heisst, sollen damals nicht nur ihr Leistungsausweis den Ausschlag gegeben haben, sondern auch ihre Mitgliedschaft im «Insurance Supper Club». Dieses exklusive Netzwerk für Frauen aus der Versicherungsbranche hat sich als Türöffner in die höchsten Sphären der Londoner «City» etabliert.

Ein solch potentes Netzwerk fehlt in der Schweiz, wo weltweit führende Erstversicherer wie Zurich, Baloise und Swiss Life oder Rückversicherer wie Swiss Re ihr Hauptquartier haben. Noch.

70 Zusagen für die Gründungsfeier erhalten

Tischhauser 500

Denn jetzt machen sich zwei Frauen daran, das zu ändern: Pia Tischhauser (Bild oben), Konzernleitungs-Mitglied beim amerikanischen Beratungsriesen Boston Consulting Group (BCG), und die HR-Spezialistin Christiane Bisanzio, die beim der Versicherungskonzern Axa Karriere machte und seit dem Sommer 2017 als Principal für die Beratungsfirma Heidrick & Struggles in Zürich tätig ist.

Eine Art «Catalyst-Event»

Gemeinsam lancieren sie am 5. Juli das «Swiss Insurance Chapter»: Nach den Worten der beiden Erfinderinnen ein Netzwerk für Schweizer Versicherungsfrauen auf Stufe Geschäftsleitung sowie für Frauen, welche zukünftig Einsitz in die Geschäftsleitung nehmen könnten.

«Wir streben eine Plattform zum Netzwerken und zum Austausch an – über branchenspezifische Themen, aber nicht nur», sagt Bisanzio gegenüber finews.ch. Ihr schwebt «eine Art Catalyst-Event» vor, welcher die erfahrensten Frauen aus der Branche zusammenbringt und deren Karrieren unterstützt. 130 Einladungen hat das Swiss Insurance Chapter verschickt – und gut 70 Zusagen für die Gründungsveranstaltung erhalten.

«Frauen netzwerken zu wenig professionell»

Gründerin Bisanzio freuts. Sie erkennt aber auch eine Notwendigkeit im neuen Angebot. «Frauen netzwerken oftmals zu wenig professionell, das heisst ohne Strategie», sagte die Versicherungs- und Personalexpertin. Damit kämen sie in Grosskonzernen nicht weiter, obwohl die Versicherungsbranche händeringend nach qualifizierten Chefinnen und weiblichen Managerinnen suche. «Gerade in der Schweiz ist die Nachfrage grösser als das Angebot.»

Zweck des Chapters ist deshalb nicht nur die Beziehungspflege, sondern auch die Ausbildung. «Am meisten Bedarf sehen wir dabei in den Bereichen Eigenmarketing und Finanzwissen», so Bisanzio. Im Schweizer Versicherungswesen seien viele brillante Frauen tätig, die aber nur selten aus ihren Büros herauskommen. Das müsse sich dringend ändern. «Eine erfolgreiche Managerkarriere baut nur zu 10 Prozent auf Leistung, der Rest ergibt sich durch das richtige Netzwerk und Auftreten», findet sie.

Warum Ausländerinnen das Rennen machen

Obwohl den Schweizer Versicherungsfrauen oftmals auch die eigene Leistungsbereitschaft einen Strich durch die (Karriere)-Rechnung macht, kritisiert die Ex-Axa-Managerin. «Schweizerinnen sind nach meiner Erfahrung leider nur selten bereit, 120 Prozent Leistung zu bringen. Viele Topstellen sind deshalb in der Versicherungsbranche mit Ausländerinnen besetzt.»

Ein weiterer Punkt, wo das Gespann Tischhauser-Bisanzio künftig ansetzen will.

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