Vor dem Coronavirus seien alle gleich, hiess es. Nun zeigt sich aber, dass das mit genügend Nullen auf dem Konto nicht unbedingt stimmt. Daran könnte sich eine ganze Industrie neu ausrichten.

Die Coronavirus-Pandemie hält die Menschheit weiter in ihrem Bann. Weltweit schotten sich mehr und mehr Nationen ab, Industrien wurden lahmgelegt, genauso wie das öffentliche Leben vielerorts.

Und dies aus aus gutem Grund, denn gegen Covid-19, wie die durch das neue Coronavirus ausgelöste Krankheit heisst, gibt es nach wie vor weder Impfstoff noch Gegenmittel und folglich auch keine garantierte Heilung. 

Dies beschäftigt auch die Reichen dieser Welt enorm, wie das amerikanische «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) berichtet. So seien nicht nur Luxuskliniken, Spas und Privatärzte derzeit im Aufschwung, sondern auch die Nachfrage nach luxuriösen Mietobjekten in der Karibik, auf Hawaii und im Mittelmeerraum, da man dort eine Quarantäne wohl angenehmer aussitzen kann als in der Wohnung in Manhattan oder in Zürich.

Beatmungsgeräte für 25'000 Franken

Doch auch diejenigen, die nicht auf eine Insel flüchten oder sich bereits auf einer befinden, werden laut dem «Journal» kreativ: So habe ein Kunde einer britischen Vermietungsfirma für Luxusobjekte kürzlich eine Wohnung in der Nähe seines Wohnortes im wohlhabenden Londoner Stadtteil Belgravia für seine Haushälterin gemietet, die zuvor mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fuhr.

Oder man macht es gleich wie die russischen Oligarchen, die nicht nur den Privatarzt im Kurzwahlspeicher ihres Mobiltelefons wissen wollen. Diese bauen sich kurzerhand ihr eigenes Privatspital, inklusive Intensivstation mit Beatmungsgeräten à 25'000 Franken, die sonst schon überall Mangelware sind.

Nun wird sich zeigen, welche Nation oder welche Gesellschaft das widerstandsfähigste Gesundheitssystem hat, zumindest für all diejenigen, die sich kein eigenes leisten können. Das dürfte neben der Politik auch Teile der Wirtschaft nach der Krise beschäftigen.

Nach der Krise folgt der Umzug

Das schreibt zumindest das Beratungsunternehmen Henley & Partners, über das finews.ch auch schon berichtet hat und das sich auf Domizilverlegungen und Staatsbürgerschaften spezialisiert hat. Henley & Partners publiziert den jährlichen Visa Restrictions Index, mit dem der «wertvollste» Pass der Welt ermittelt wird.

Laut dem Unternehmen nützt einem zurzeit auch der beste Pass – das wäre laut dem Index jetzt übrigens der japanische, da man damit in 191 Länder ohne Visum reisen kann – nichts, in Zeiten von Einreisebeschränkungen und Quarantänen. Doch gerade die aktuelle Situation vermöge wahrscheinlich die Bedürfnisse der Kundschaft nachhaltig zu verändern: «Die Situation mit den Gesundheitssystemen in einem bestimmten Land zum Beispiel könnte ein Anstoss sein, der die Menschen dazu bringt, ernsthafter über einen Plan B nachzudenken.»

Oder wie Parag Khanna, Gründer und Managing Partner des globalen Strategieberaters Futuremap den Bericht von Henley & Partners kommentiert: «Dies mag angesichts der heutigen weit verbreiteten Grenzschliessungen und des Stillstands im globalen Transportwesen ironisch erscheinen, aber wenn sich der Vorhang hebt, werden die Menschen versuchen, aus schlecht regierten und schlecht vorbereiteten ‹roten Zonen› in ‹grüne Zonen› oder an Orte mit besserer medizinischer Versorgung zu ziehen.»