Das französische Burgund ist die Wiege des Weinbaus und bringt einige der besten und elegantesten Rot- und Weissweine des Landes und der Welt hervor. Die vielen Appellationen und das Klassifikationssystem machen es freilich den Geniessern nicht immer leicht, sich zurechtzufinden. finews.ch-Weinredaktor Peter Keller beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wohl kein anderes französisches Anbaugebiet polarisiert so stark wie das Burgund. Einerseits bringt es absolut hochwertige Rot- und Weissweine hervor, andererseits sind zahlreiche mediokre Gewächse, die viele Enttäuschungen hervorrufen, auf dem Markt zu finden. Zudem gilt die Region als kompliziert und wird als sehr teuer eingestuft.

Wir bringen etwas Klarheit in diese faszinierende Region. Rechtlich gehört zwar das Beaujolais ebenfalls zum Burgund. Aber es wird oft als eigenständig betrachtet und kommt in diesem Text daher nicht vor. In einem ersten Teil werden die wichtigsten Fragen zum Burgund beantwortet, in einem zweiten Teil einige flüssige Geheimtipps empfohlen.

1. Was macht die Faszination eines Burgunders aus?

Wer Chardonnay und Pinot noir liebt, kommt an diesen Weinen praktisch nicht vorbei. Die besten Crus besitzen alles, was einen grossen Wein ausmacht: Herkunftstypizität, Klarheit, Eleganz, Komplexität, Tiefgründigkeit, Ausgewogenheit – und nicht zuletzt ein exzellentes Reifepotenzial.

2. Welches sind die wichtigsten Rebsorten im Burgund?

Zwei Sorten dominieren: Chardonnay bei den Weissen, Pinot noir bei den Roten. Die (besten) Weine setzen weltweit den Massstab für diese beiden Varietäten. Eine gewisse Bedeutung nimmt der weisse Aligoté ein. Nur in Bonsai-Mengen werden dagegen beispielsweise Pinot blanc, Pinot gris und Pinot Madeleine (Frühburgunder) kultiviert. Aber deren Weine kennt man hierzulande nicht.

3. Wie werden die Weine klassifiziert?

Das Burgund kennt ein vierstufiges System. Zuunterst stehen die regionalen Appellationen. Die Weine werden als Bourgogne Rouge oder Bourgogne Blanc bezeichnet. Dies bedeutet, dass die Trauben aus dem gesamten Gebiet stammen können. Die nächste Stufe bilden die Ortsweine, als Bourgogne Villages bezeichnet. Auf der Etikette findet man den entsprechenden Ort. Dann folgen die Bourgogne Premiers Crus, die bereits eine bemerkenswerte Qualität aufweisen. Es gibt nicht weniger als 562 solche Lagen.

Die Spitze bilden die Bourgogne Grands Crus. 40 Rebberge haben diese Einstufung erhalten. Grand Cru bedeutet indessen nicht automatisch höchste Qualität. Den Grand Clos de Vougeot etwa teilen sich rund 70 Besitzer auf. Die besten Parzellen finden sich in der Mitte des Rebbergs. Man muss also wissen, welche Winzer dort Trauben kultivieren.

4. Welches sind die wichtigsten Appellationen?

Für das Renommee der Burgunderweine ist in erster Linie die Côte d’Or verantwortlich, die in die Côte de Nuits und Côte de Beaune aufgeteilt wird. Zur ersteren zählen bekannte Gemeinden wie Chambolle-Musigny, Gevrey-Chambertin, Vosne-Romanée, Nuits-St.Georges und Morey-Saint-Denis. Man findet sowohl Premier-Cru- als auch Grand-Cru-Lagen (nicht in allen Gemeinden).

Die bekanntesten Appellationen der Côte de Beaune sind Meursault, Puligny-Montrachet und Corton-Charlemagne (Weissweine) sowie Pommard, Volnay und Aloxe-Corton (Rotweine). Im Norden des Burgunds findet sich das Chablis, das für seine frischen, mineralischen und geradlinigen Weissweine bekannt sind. Weniger bekannt sind die Côte Chalonnaise sowie das Mâconnais, wo allerdings schöne Geheimtipps aufzuspüren sind.

5. Welche Böden sind vorherrschend?

Kalkböden unterschiedlichster Arten prägen das Anbaugebiet. Allerdings bestehen beträchtliche Unterschiede innerhalb der Gemeinden, ja innerhalb eines Rebbergs. So schmeckt ein «Gevrey-Chambertin» anders als ein «Vosne-Romanée». Die verschiedenen Bodentypen geben dem Wein einen einzigartigen, unverkennbaren Geschmack. Die Franzosen sprechen von einem «Climat». Ein Climat bezeichnet eine besondere Herkunft.

6. Wie entwickeln sich die Preise?

Leider sind die Preise für die besten Weine in den letzten Jahren in stratosphärische Höhen gestiegen. Drei- und vierstellige Beträge für eine Flasche sind keine Seltenheit. Weltweit ist die Nachfrage extrem hoch, und die verfügbaren Mengen aus bestimmten Lagen sind teilweise sehr gering. Dazu kommen Spekulationen, welche ebenfalls preistreibend sind. Berühmte Namen können auch für «einfachere» Gewächse jede Summe verlangen, wie ein kürzliche Offerte gezeigt hat. Der neueste Jahrgang eines Bourgogne blanc des Kultwinzers Arnaud Ente kostet 490 Franken!.


  • Es müssen freilich nicht immer die berühmten Weingüter sein. Im zweiten Teil zum Burgund werden wir einige Geheimtipps präsentieren, die teilweise aus weniger bekannten Appellationen stammen – und irgendwie bezahlbar sind.