Vor allem Burgunder und gewisse Bordeaux werden immer teurer. Ist ein Ende dieser Preisexplosion in Sicht? Lohnt es sich noch, in Wein zu investieren? Einschätzungen von finews.ch-Weinredaktor Peter Keller.

Kürzlich flatterte ein Angebot mit Burgunderweinen auf den Tisch. Im Prospekt des seriösen Händlers waren unter anderen die raren Crus des Kultwinzers Arnaud Ente zu finden. Für einen Bourgogne blanc, also einen Weisswein, dessen Trauben von irgendwoher im Burgund kommen können, wird die horrende Summe von rund 500 Franken verlangt – pro Flasche.

Ein Premier Cru ist für knapp 2'000 Franken zu haben. Absurde Preise, die jedoch von Weinsammlern, Investoren und Spekulanten ohne Augenzwinkern bezahlt werden.

Extremstes Beispiel

Burgund ist das extremste Beispiel für die derzeitige Preisexplosion bei Spitzenweinen. Manche Gewächse sind im letzten Jahr um knapp 500 Prozent teurer geworden. Wein-Ikonen von renommierten Gütern wie Romanée-Conti oder Leroy kosten inzwischen so viel wie einen Mittelklassewagen.

Auch für die berühmtesten Etiketten aus dem Bordeaux wie die Premiers Grands Crus classés (etwa Château Lafite-Rothschild) oder die grossen Namen aus dem St.-Emilion und Pomerol (etwa Château Cheval-Blanc oder Lafleur) sind hohe drei- und vierstellige Summen die Regel.

Schlecht für die Weinkultur

Weinkritiker glauben, dass immer teurere Spitzenweine der Weinkultur nicht guttun, wie kürzlich in einem Artikel des deutschen Weinmagazins «Fine» nachzulesen war. Wohl zu Recht.

In diesen Fällen ist Wein nicht mehr ein Getränk, Genussmittel und Kulturprodukt, sondern ein Spekulationsobjekt von Personen, welche die Weinrendite höher gewichten als das Resultat im Glas. Ein Ende des Booms ist zwar vorläufig nicht abzusehen, aber die Luft im Fine-Wine-Geschäft wird dünner.

Gewisse Regeln beachten

Lohnt es sich jetzt noch, Wein als Anlageobjekt in Betracht zu ziehen? Vorsicht ist jedenfalls geboten. Wer in Zeiten weltfremder Höchstpreise, welche es auch bei Gemälden oder Uhren gibt, trotz allem in edle Tropfen investieren will, sollte indessen gewisse Regeln beachten. Die wichtigsten Punkte seien hier kurz aufgeführt:

Nur in Wein investieren ist zu risikoreich. Man sollte seine Strategie auf ein ausgewogenes Portfolio von verschiedenen Vermögenswerten wie Bargeld, Aktien, Anleihen oder ähnlichem aufbauen. Der Minimum-Betrag für Wein sollte 10'000 Franken betragen.

Nur Blue-Chip-Weine

Für Wein-Investments kommen lediglich sogenannte «Blue-Chips» in Frage, also bekannte Spitzenweine. Man orientiert sich dabei an der Liv-ex-Top-100-Rangliste der meistgehandelten und teuersten Weine der Welt.

Der allergrösste Teil kommt aus dem Bordeaux, Burgund und der Champagne. Der kleine Rest entfällt auf Regionen wie Toskana, Piemont, der französischen Rhône und Kalifornien. Die ausgewählten Weine müssen ein Alterungspotenzial von mindestens 10 bis 20 Jahren aufweisen, wenn möglich länger.

Unter dem Hammer

Es empfiehlt sich, junge Jahrgänge direkt beim Händler zu erwerben. Wer ältere Weine bevorzugt, wählt in erster Linie Auktionen. Diese Häuser sind die zuverlässigsten und vertrauenswürdigsten Quellen für exzellente Weine. Meistens kommt eine grosse Auswahl an Erzeugern und Jahrgängen unter den Hammer.

Weine sollten in 6er- oder 12-er Kisten gekauft und nachher in einem idealen Keller bei konstanten Temperaturen und konstanter Luftfeuchtigkeit gelagert werden. Nur in einem einwandfreien Zustand ist es möglich, die edlen Tropfen gewinnbringend zu verkaufen.

Erzielt man nicht die gewünschte Rendite, besteht immer noch die Möglichkeit, den Wein selbst zu geniessen.