Wieder reduziert die UBS ihre Präsenz in Deutschland, und das ist bezeichnend für die Branche: Die grossen Onshore-Hoffnungen der Schweizer Banken wurden arg zerzaust. 

Erneut wurde die UBS in den letzten Tagen von deutschen Politikern angefeindet, weil sie allzu eifrig Steuerflüchtlingen geholfen haben soll – und dann kam am Dienstag die Meldung, dass die Bank vier Niederlassungen in Deutschland schliessen will.

Aber so ganz direkt hat das eine natürlich nichts mit dem anderen zu tun. Und reiner Zufall mag es auch sein, dass zwei der zu schliessenden Standorte im Bundesland Nordrhein-Westfalen liegen, in Dortmund und Essen; also dort, wo Steuerfahndung und Finanzministerium besonders eifrig gegen Schweizer Banken vorgehen respektive lästern.

«Mit dieser neuen Organisation bereiten wir uns auf ein zunehmend schwieriges Marktumfeld vor», schrieb Deutschlandchef Axel Hörger einfach in einer Kundenmitteilung, welche der Agentur «Reuters» vorliegt. Deutschland sei und bleibe aber einer der wichtigsten Märkte für die UBS in Europa.

Es ist heute schwierig, eine Schweizer Bank zu sein

Und doch – ein grundsätzlicher Zusammenhang zu den politischen Querelen lässt sich kaum von der Hand weisen: Es ist heute einfach schwierig, in Deutschland eine Schweizer Bank zu sein. In den 1990er-Jahren waren die helvetischen Institute mit grossen Hoffnungen nach Norden aufgebrochen, um Onshore-Präsenz zu markieren und das Potential der deutschen Millionäre anzuzapfen. UBS wie Credit Suisse gründeten für teures Geld neue Niederlassungen, wobei sich gerade die UBS dadurch hervortat, dass sie prominente Akquisitionen wagte: 1997 schluckte sie die Hamburger Privatbank Schröder, Münchmeyer, Hengst, 2003 dann das Privatkundengeschäft von Merrill Lynch und ein Jahr später den Sauerborn Trust.

Aber das Geschäft entwickelte sich holprig. Bald schon machte die Finanzkrise einen dicken Strich durch die Rechnung. Die ohnehin vorsichtigen deutschen Privatanleger wurden noch zurückhaltender, während der Begriff «Schweizer Bank» mehr und mehr zu einem Synonym für Steuerflucht verkam.

Tiefere Assets under Management, tiefere Gewinnmarge

Das heisst: Auf der einen Seite sanken die Margen. Auf der anderen Seite fiel die Kundenakquisition zunehmend schwer. Und auf einer dritten Ebene neigten sich die Zeiten dem Ende zu, in denen man den deutschen Kunden steuerlich interessante Vehikel empfehlen konnte, die dann in der Schweiz oder Liechtenstein für die Bank ertragswirksam wurden.

Die Luft ist dünn geworden in Deutschland, nicht nur für Schweizer Banken. Die Assets under Management im deutschen Private Banking sanken letztes Jahr um 5 Prozent. Die Gewinnmarge betrug noch 24 Basispunkte, womit sie um die Hälfte tiefer lag als vor der Krise. 

«Die deutschen Kunden sind Pfennigfuchser»

Dass die Kundschaft nördlich des Rheins eher schwierig ist, fasste der Zürcher Privatbankiers Eric Syz kürzlich gegenüber «Handelszeitung» im Satz zusammen: «Die deutschen Kunden sind Pfennigfuchser. Sie finden Gebühren grundsätzlich fehl am Platz» (online nicht verfügbar).

Die beiden Schweizer Grossbanken stehen in Deutschland denn auch eher auf der Bremse. 23,5 Milliarden Euro verwaltet die UBS in Deutschland, gut 10 Milliarden Euro sind es bei der Credit Suisse. Die UBS, so recherchierte die «Handelszeitung», baute in den letzten fünf Jahren gut 300 von 1300 Stellen ab, davon 100 in den letzten Monaten; und nun folgen mit den neuen Filialschliessungen weitere 35 Stellen. Die Credit Suisse beschäftigt – ebenfalls nach kräftigen Ausbauten vor der Finanzkrise – nun 600 Leute nördlich des Rheins.

Und beide erzielen wohl eine enttäuschende Rendite dort. «Nur knapp in der Gewinnzone» sei die Credit Suisse im deutschen Private-Banking-Geschäft, analysierte die «Neue Zürcher Zeitung» Mitte November. Die UBS wiederum erzielte im ersten Halbjahr mit ihren knapp 1000 deutschen Mitarbeitern rund 20 Millionen Franken Gewinn.

Die Lektion der LGT

Dass ein Zusammenhang besteht zwischen früheren Schwarzgeld-Sünden und heutigen Problemen im deutschen Onshore-Markt – dies illustriert das Schicksal der LGT. Das Liechtensteiner Haus wurde 2008 in Deutschland jedem bekannt, als sein prominenter Kunde Klaus Zumwinkel verhaftet wurde; im September 2011 verkaufte LGT dann ihre deutschen Niederlassungen an ABN Amro – dies sieben Jahre nach Beginn einer eigenen Onshore-Strategie in Deutschland.

Kurz zuvor noch hatte sich LGT um die Übernahme der BHF-Bank bemüht, also um eine weitere Expansion; doch die Finanzmarktaufsicht Bafin sagte Njet – wohl unter anderem wegen den alten Zeiten.

Allerdings: Die grossen Schweizer Privatbanken, so jedenfalls die Signale, setzen weiterhin auf den grossen Nachbarn. Julius Bär und Vontobel betonen, dass hier immer noch ein Wachstumsfeld sei. Pictet soll in Deutschland sehr profitabel arbeiten (und profitiert davon, dass es in keiner Weise je angegriffen wurde). Und Sarasin eröffnete alleine seit der Finanzkrise vier neue Niederlassungen im Norden.

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