Valiant und Berner Kantonalbank reden «über ein mögliches Zusammengehen». Damit entstünde eine Bank mit fast 2'500 Angestellten – anfänglich.


An der Börse waren die Valiant-Titel schon den ganzen Mittwoch-Vormittag über ein grosses Thema. Bei hohen Umsätzen legte die Aktie bis zur Mittagszeit um fast 6 Prozent zu – denn Gerüchte über eine Fusion mit der Berner Kantonalbank machten die Runde.

Pünktlich um 12 Uhr folgte dann ein knappes Communiqué aus Bern. Darin bestätigte Valiant, «dass sie im Rahmen der Evaluation ihrer strategischen Optionen derzeit in Gesprächen mit der Berner Kantonalbank über ein mögliches Zusammengehen der beiden Gesellschaften steht.»

Die Gespräche würden aber nicht weiter kommentiert. Der Blog «Inside Paradeplatz» hatte am Morgen gemeldet, dass die Initiative vom Valiant-Management ausgegangen sein – wobei ein Preis von 124 Franken pro Aktie verlangt würde. Damit wäre die Regionalbank mit knapp 2 Milliarden Franken bewertet. Bei Börsenschluss am Dienstag hatte die Aktie noch zu 94,40 Franken notiert, was einen Marktwert von knapp 1,5 Milliarden Franken ergab.

Massive Überlappungen im Bernbiet

Rein rechnerisch entstünde bei einer Fusion eine Bankengruppe mit rund 50 Milliarden Franken Bilanzsumme, 2'400 Angestellten und 900'000 Kunden. Zum Vergleich: Die Zürcher Kantonalbank weist eine Bilanzsumme von 134 Milliarden Franken und 5'100 Mitarbeiter auf, die Raiffeisen-Gruppe bilanziert knapp 170 Milliarden und hat über 10'000 Angestellte.

Allerdings zeichnen sich bei Berner Kantonalbank und Valiant obendrein massive Überlappungen ab. Nicht nur die Kantonalbank, sondern auch Valiant hat ihr Schwergewicht im Raum Bern-Solothurn.

In der Stadt Bern beispielsweise führt die Regionalbank fünf Niederlassungen, die Berner Kantonalbank hat deren neun. Und ganz gleich, ob man durch Städte wie Biel oder Thun fährt, durch Regionalzentren wie Burgdorf und Délémont oder durch Ortschaften wie Bremgarten, Köniz und Laupen – stets erblickt man sowohl Filialen mit der roten BEKB-Schrift als auch Filialen mit dem lila Valiant-Logo.

Kommt hinzu, dass der Kanton Bern ohnehin eine sehr reiche Retailbanken-Auswahl bietet: 18 weitere Regionalbanken und 23 Raiffeisen-Genossenschaften buhlen hier um Kunden.

Auch nur strategische Beteiligung denkbar?

Ob eine Fusion da zielführend ist, zumal für die Berner Kantonalbank, und ob ein Preis von 2 Milliarden halbwegs realistisch ist – dies werden also nun die Verhandlungen klären. Ein Beteiligter sagte gegenüber «Inside Paradeplatz», dass auch eine strategische Beteiligung der Kantonalbank an Valiant denkbar wäre, wobei allerdings eine Übernahme im Zentrum stehe.

Die Valiant-Gruppe hatte zuletzt eher den Rückwärtsgang eingelegt. Der Reingewinn lag im ersten Halbjahr um gut 4 Prozent unter dem Vorjahresergebnis, die Kundenausleihungen waren rückläufig, und im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft spürte die Regionalbank ebenfalls den schwächeren Trend in der Branche. «Konzentration aufs Kerngeschäft», lautete eine Devise, wobei sich Valiant auch bei der Hypothekenvergabe zunehmend Zurückhaltung auferlegte.

Abgang der Gründerfigur

In die Kritik war die Bank geraten, nachdem sie die Übernahme der Spar- und Leihkasse Steffisburg 2009 teilweise mit künstlich überteuerten Aktien finanziert hatte. Überhaupt – so befand die Aufsichtsbehörde Finma im April – habe die Bank den Kurs ihrer Aktie von August bis Oktober 2010 in einem Ausmass gestützt, dass Marktmanipulation vorlag.

Schon kurz vor dem Finma-Verdikt, im März, kündigte Kurt Streit seinen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat an; er war eine der prägenden Figuren seit der Valiant-Gründung im Jahr 1997. Mit Kurt Streit stellen drei weitere Verwaltungsräte ihr Amt zur Verfügung.

Mit einer Bilanzsumme von 25,5 Milliarden Franken, rund 1'000 Mitarbeitenden und mehr als 400'000 Kunden ist Valiant heute die grösste Regionalbank der Schweiz. Ihr Geschäftsgebiet erstreckt sich über die Kantone Aargau, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Bern, Freiburg, Jura, Luzern, Neuenburg, Solothurn, Waadt und Zug. 

Die Berner Kantonalbank wiederum besitzt 79 Niederlassungen in den Kantonen Bern und Solothurn; hier ergäben sich massive Überschneidungen mit dem Filialnetz der Valiant. Die Kantonalbank beschäftigt 1'450 Personen, hat eine Bilanzsumme von 26 Milliarden Franken und 500'000 Kundinnen und Kunden. 1998 wurde sie zur ersten Kantonalbank in Form einer privatrechtlichen Aktiengesellschaft.


 

 

 

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