Philip Holzer von Goldman Sachs kritisiert im Interview mit finews.ch die etablierte Derivate-Börse Scoach.

Philip_Holzer.500

Herr Holzer, ist Goldman Sachs (GS) mit der Entwicklung der jungen Plattform zufrieden?

Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung, die Swiss DOTS seit dem Launch im Mai 2012 genommen hat.  Seitdem haben wir den Marktanteil im Bereich der gehandelten Hebelprodukte in der Schweiz von Null auf einen Anteil gesteigert, der sich gegenwärtig  sehr stabil zwischen 15 und 20 Prozent bewegt. Swiss DOTS arbeitet profitabel und wir wollen den Marktanteil weiter steigern und das Produktangebot für Schweizer Anleger sukzessive erweitern.


«Erwartungen weit übertroffen»


Sind es die Partner Swissquote und UBS auch?

Unsere Partner müssen dazu en detail sicher für sich selbst sprechen. Wir können aber sagen, dass wir und Swissquote sehr zufrieden darüber sind, dass unsere Erwartungen weit übertroffen wurden, vor allem, weil es uns gelungen ist, mit dieser neuen Plattform viele neue Kunden im Schweizer Markt zu gewinnen. Das sehen wir heute auch daran, dass wir innerhalb kurzer Zeit einen signifikanten Marktanteil gewinnen konnten, ohne dass der Börsenhandel Einbussen hätte hinnehmen müssen, es hat hier keine Kannibalisierungseffekte gegeben.

Als Emittenten ergänzen wir uns gut in unserem Angebot auf Swiss DOTS und haben dort heute mit mehr als 40‘000 Produkten schon ein grösseres Angebot als die Börse und bieten viele Produkte an, die es an der Scoach gar nicht gibt. Dieses wollen und werden wir weiter ergänzen und gemeinsam auch daran weiterarbeiten, Service und Transparenz auf der Plattform weiter zu verbessern.


«Swiss DOTS ist absolut transparent»


Andern gefällt die Entwicklung weniger. Der Vorwurf, Swiss DOTS sei intransparent –  vor allem im Vergleich zum Marktleader Scoach –, steht im Raum. Ist Swiss DOTS eine Black box?

Wir kennen diesen Vorwurf, und halten ihn für unberechtigt, er gewinnt durch zahlreiche Wiederholungen auch keinen zusätzlichen Wahrheitsgehalt. Swiss DOTS ist absolut transparent in der Darstellung der Preise und der Handelbarkeit der Produkte. Das gilt auch im Hinblick auf Mistrades.


«Risiko für Mistrades sehr begrenzt»


Welche Mistrade-Regeln greifen denn bei Swiss DOTS?

Wir haben bei Swiss DOTS Mistrade-Regeln etabliert, die Anlegern einen sehr guten Schutz bieten. Da Orders bei Swiss DOTS ausschließlich gegenüber dem Market Maker abgewickelt werden, ist das Risiko für Mistrades sehr begrenzt. Mistrades würden dann entstehen, wenn Emittenten keine Kurse stellen und Trades unter den Marktteilnehmern zusammenfallen würden.

Die Partner von Swiss DOTS verfügen zudem über Systeme, die den Orderflow überwachen und eventuelle Mistrades melden. Ein Mistrade kommt nur zur Anwendung, wenn der Emittent oder der Kunden einen entsprechenden Antrag stellt. Um das einmal zu beziffern: seit Start der Plattform vor einem guten halben Jahr hat Goldman Sachs auf Swiss DOTS nur einen Mistrade gehabt.

Dabei wurde eine Ausführung für einen Anleger verbessert, indem sein Kaufkurs herabgesetzt wurde, nachdem wir erkannt hatten, dass die Ausführung zu teuer erfolgt war. Wir haben aber viele tausend Geschäfte insgesamt durchgeführt. Der Mistrade wurde von uns als Emittent erkannt und gemeldet.


«Wir begrüssen jeden regulatorischen Fortschritt»


Was sagen die Regulatoren zu Swiss DOTS? Die Konkurrenz sprach unlängst von der Gefahr, dass so genannte «ungenügend regulierte Gefässe» mehr und mehr Akteure für sich gewinnen. Fühlen Sie sich angesprochen?

Ausdrücklich nein. Wir haben den rechtlichen Hintergrund vor dem Launch eingehend geprüft und sind auf Grundlage eines rechtlichen Gutachtens darin bestärkt worden, dass es mit den geltenden Regularien in der Schweiz konform geht und Schweizer Anleger hier sicher und transparent handeln können. Wir begrüssen natürlich jeden regulatorischen Fortschritt, der den Handel für den Anleger sicherer und transparenter macht.

Die hier geäusserten Vorwürfe kommen aber aus einer Richtung, bei der die Praxis zeigt, dass auch vollständig regulierte Handelsplätze nicht immer den besten Anlegerschutz bieten. Ich würde mir vor dem Hintergrund der wiederholt geäusserten Kritik einmal wünschen, dass sich Scoach stärker dem Wettbewerb stellt und über die Verbesserung des eigenen Geschäftsmodells nachdenkt.

Wie lauten die Ziele für Swiss DOTS. Sind Sie neu formuliert worden?

Wir bieten heute schon rund 20‘000 Produkte auf Swiss DOTS an, sind aber für Vorschläge und Anregungen der Kunden jederzeit offen und in der Lage, das Angebot kontinuierlich zu erweitern. So bieten wir inzwischen auch eine wachsende Zahl von Mini-Future-Warrants auf Swiss DOTS an. Wir werden auch im Jahr 2013 weiter daran arbeiten, Angebot und Service kontinuierlich weiter zu verbessern.


«Gespräche mit Interessenten»


Haben schon neue Emittenten ihr Interesse angemeldet?

Wir haben von Anfang an bis heute sehr grosses Interesse vieler Emittenten gesehen, auf Swiss DOTS aktiv zu werden. Wie bei allen Projekten mit einem technischen Kern ist es zunächst nötig gewesen, die Komplexität zu kontrollieren, indem die Zahl der beteiligten Parteien in einer ersten Phase begrenzt wurde.

Aktuell führen wir Gespräche mit Interessenten und gehen derzeit davon aus, dass in den kommenden Monaten weitere Emittenten auf Swiss DOTS aktiv werden. Wir sehen hier vor allem weitere Schweizer Emittenten als natürliche Partner für Swiss DOTS.


«Öffnung für Nicht-Swissquote-Kunden»


Was bringt 2013 an Neuerungen? Kommt der 24-Stunden-Handel? Gibt es neue Ordertypen?

Wie gesagt, planen wir das Angebot der Produkte kontinuierlich zu erweitern, zum Beispiel um Anlageprodukte. Dabei richten wir uns immer nach den Wünschen der Kunden. Zudem überlegen wir konkret, den Zugang zu Swiss DOTS auch Anlegern zu öffnen, die keine Swissquote-Kunden sind.

Wie sieht der typische Swiss DOTS-User aus?

Wir haben es hier mit sehr trading-affinen Kunden zu tun, die regelmässig beim Handeln an kurzfristigen Marktbewegungen partizipieren wollen. Diesen Kunden bieten wir die Möglichkeit, Hebelprodukte in der Schweiz kostengünstig und mit deutlich längeren Handelszeiten als an der Börse zu handeln und dabei aus einem viel grösseren Angebot auszuwählen.


Philip_Holzer_qPhilip Holzer ist verantwortlich für das Wertpapiergeschäft bei Goldman Sachs in Deutschland, Österreich und der Schweiz und ist Mitglied im Operating Committee des gesamten europäischen Wertpapiergeschäfts von Goldman Sachs.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.47%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.15%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.88%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.28%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.21%
pixel