Die Aktionäre von Julius Bär lehnten diese Woche den Vergütungsbericht der Bank mit 63,9 Prozent ab. Erstmals äussert sich nun der CEO der Bank, Boris Collardi, dazu.

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Erst etwa zwei Wochen vor der Generalversammlung (GV) habe man erfahren, «dass die Abstimmung auf Grund des ISS-Votums zu einem Problem führen könnte», sagte Boris Collardi (Bild) an diesem Wochenende gegenüber der Zeitung «Schweiz am Sonntag».

Die Institutional Shareholders Services (ISS) ist eine auf Corporate Governance spezialisierte Beraterfirma aus den USA. Viele Grossaktionäre stimmen so ab, wie es die ISS empfiehlt. Im Fall Julius Bär kritisierte sie die mangelnde Transparenz bei der Berechnung der Boni und auch die Tatsache, dass das Management Zusatzzahlungen für die Integration der Vermögensverwaltung von Merrill Lynch erhielt, obschon die Übernahme noch nicht abgeschlossen ist.

So kam es zum wuchtigen Nein

Gemäss Collardi kam die Kritik von der ISS «sehr spät, so dass wir nicht mehr reagieren konnten». Zwar habe man sich mit wichtigen Investoren ausgetauscht, nachdem die Bank von der Kritik erfahren habe, doch es sei eine «komische Situation», entstanden. «Viele Investoren wollten nicht per se gegen den Vergütungsbericht stimmen, aber da war es schon zu spät», so der 39-jährige Collardi. Die Einladung an die GV sei schon verschickt gewesen.

So kam es zum wuchtigen Nein – ohne eine einzige Wortmeldung eines Aktionärs. «Hätten wir die Kritik von ISS schon vor zwei Monaten gekannt, wäre es anders herausgekommen. Aber im Nachhinein ist man immer klüger», sagte Collardi gegenüber der Wochenendzeitung weiter.

Verwaltungsrat ist verantwortlich

In den USA haben solche Misstrauensvoten der Aktionäre oft personelle Konsequenzen: Bei der Citigroup führte die Ablehnung einer Entschädigung an den CEO zu dessen Rücktritt.

Von Rücktritt will man bei Julius Bär jedoch nichts wissen. In der Schweiz müsste jedoch, wenn schon, der Verwaltungsratspräsident gehen – denn das Aufsichtsgremium ist zuständig für die Vergütungspolitik. Präsident Daniel J. Sauter liess via Medienmitteilung einzig mitteilen, man werde «geeignete Massnahmen treffen, um an der nächsten Generalversammlung ein positives Abstimmungsergebnis zu ermöglichen».

Neues Kompensations-Framework schaffen

Boris Collardi sagte gegenüber der «Schweiz am Sonntag»: «Wir wissen jetzt, was die Investoren denken, und arbeiten mit höchster Priorität an einem neuen Kompensations-Framework.» Dieses werde «einfach umzusetzen» sein.

Der CEO sagt klipp und klar: «Wir wollen nie mehr in eine solche Situation kommen.»

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