Bankangestellte drohen mit Streik – und das bewirkt sogar etwas. Die Fusion von UBP und bestimmten Lloyds-Teilen hat verblüffende Folgen. Ob dies ein Wendepunkt ist?

Wenn eine Bank in der Schweiz bislang ein paar Dutzend bis ein paar hundert Arbeitsplätze abbaute, dann tat sie das möglichst in Häppchen, möglichst im Stillen und durchaus mit anständigen (wenn auch zunehmend weniger überwältigenden) Angeboten an die Betroffenen.

Ein wichtiges Ziel war dabei, die Sache möglichst diskret über die Bühne zu bringen.

UBP nun musste bereits letztes Jahr im Fall von ABN Amro Schweiz erleben, dass das nicht immer klappt. Die Übernahme der Auslandbank schuf logischerweise «Synergien», also Entlassungen; diese wurden schrittchenweise ausgesprochen, aber nach den ersten Kündigungsrunden, informierten diverse Insider die Medien – und bald konnte das UBP-Management in der Zeitung nachlesen, in welchen Abteilungen man weitere Entlassungen befürchtete und wievielen Personen mittlerweilen gekündigt worden war.

Wie beim ersten Mal

Als dann, Ende Mai 2013, bekannt wurde, dass UBP das internationale Private-Banking-Geschäft der Lloyds-Gruppe schluckt, kamen die Spekulationen sofort auf: Bis zu 300 Personen würden entlassen, so die Angabe, die am Ende auf dem Finanzplatz Genf kursierte. Die Spekulation basierte wohl stark auf dem Anteil, der vom ehemaligen ABN-Amro-Schweiz-Personal über die Klippe springen musste.

Am Wochenende sickerte nun eine präzisere Zahl heraus: Rund 200 Leute verlieren ihre Stelle – dies bei 350 Personen, welche die Lloyds Banking Group insgesamt in der Schweiz beschäftigte.

Kampfgeist in den Backoffices

Nichts mehr da von Diskretion. Bemerkenswert ist der Fall aber auch, weil die Arbeitnehmer-Vertretungen hier offen (und öffentlich hörbar) mit Streik in den Backoffices drohten. Damit sollte ein besserer Sozialplan erzwungen werden – einer, der vor allem älteren Mitarbeitern stärker entgegenkommt.

Und siehe da. Es hat etwas bewirkt. Wie AWP heute meldet (etwa hier und hier), sind die Direktionen von Lloyds und UBP bereit, die Verhandlungen mit dem Personal wieder aufzunehmen. Am Freitag findet ein nächstes Treffen statt.

Laut Clément Dubois, dem zuständigen Sekretär beim Schweizerischen Bankpersonalverband, werden noch mehrere Gesprächsrunden mit den Direktionen nötig sein, um eine Einigung zu erzielen. Die Banken müssten substanzielle Verbesserungen gewähren.

Ist das die Internationalisierung? Oder die Verzweiflung?

Eine Streikandrohung in der Bankbranche? Getragen von der Basis? Das ist in der Tat etwas Revolutionäres. Die Wirtschaftszeitung «L'Agefi» erklärt dies in einem Kommentar unter anderem mit der Globalisierung: Dass auf dem Platz Genf mehr und mehr Grenzgänger respektive internationale Experten arbeiten, habe logischerweise die Folge, dass auch die Arbeitsbeziehungen verstärkt internationalen Standards folgten.

Möglich allerdings auch, dass nach den vielen Abbaurunden in der Branche jetzt eine kritische Masse von Angestellten erreicht ist, die unter echten Existenzsorgen zu leiden haben werden (und nicht, wie lange üblich, rasch vom nächsten Stellenangebot wieder aufgefangen werden).

Beide Deutungen lassen jedenfalls vermuten, dass die Beziehungen zwischen Angestellten und Unternehmen in der Bankbranche einen neuen Charakter annehmen könnten.

Und spürbar wird jedenfalls, dass sich Diskretion und bescheidene Sozialpläne jetzt noch weniger vereinbaren lassen als letztes Jahr. 

 

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