Die Veränderungen auf dem Schweizer Finanzplatz veranlassen viele Banken, weitere Jobs auszulagern. Die Verunsicherung unter den Mitarbeitern ist enorm.

Genaue Zahlen gibt es nicht. Viele Banken informieren nur rudimentär über ihre Outsourcing-Massnahmen. Neben viele Informatik-Jobs, die sie nach Indien verlagert haben, ist etwa auch bekannt, dass zunehmend auch Backoffice- und Middle-Office-Funktionen nach Osteuropa, namentlich nach Polen und in die Slowakei verlagert werden.

Konkret dürfte fast jeder fünfte Job im Bankenwesen gefährdet sein. Zu diesem Schluss kommt Christian Wilhelm, Unternehmensberater am Business Engineering Institute in St. Gallen: «Wenn wir die rein verarbeitungsorientierten Prozesse wie den Support anschauen, dann sind wir irgendwo bei 10'000 bis 25'000 Arbeitsplätzen, die in der Schweiz outsourcingfähig wären», sagte der Experte vergangene Woche an einer Podiumsdiskussion des Kaufmännischen Verbands Zurich (KVZ) und des Schweizerischen Bankpersonalverbands (BPVB), über die auch finews.ch berichtete.

Der teuerste Fall von Outsourcing

Dass die Auslagerung von Jobs, die nicht unmittelbar mit dem Kerngeschäft der Banken zusammenhängen, durchaus Sinn mache, darüber waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Als Beispiel wurde dabei mehrmals das Outsourcing von Verpflegungs- und Reinigungsaufgaben genannt.

Daniel Lampart, Ökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund, wies indessen auch auf die Grenzen solcher Übungen hin und schilderte den wohl teuersten Fall von Outsourcing bei der UBS – den Fall des Investmentbankers Kweku Adoboli, der im vergangenen Jahr auf Grund eines Betrugsfalls der Schweizer Grossbanken einen Milliardenverlust einbrockte.

Verhängnisvolle Auslagerung

Wie Lampart erklärte, habe die Eidgenössische Finma herausgefunden, dass das Reporting für die fraglichen Positionen «outgesourced» geworden war. «Jetzt ist das wahrscheinlich das teuerste Outsourcing-Projekt einer Bank aller Zeiten», so der SGB-Ökonom. Wie erinnerlich hatte der Fall schliesslich zum Rücktritt des damaligen UBS-Konzernchefs Oswald Grübel geführt.

Hart ins Gericht mit den verschiedenen Auslagerungsprojekten der grossen Banken ging Sybille Sachs, Professorin an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich (HWZ). Sie stellte fest, dass von zahlreichen Massnahmen in der Vergangenheit, die zu kurzfristigen Kosteneinsparungen geführt hätten, vor allem das Top-Management profitiert habe und in einem kleinen Ausmass auch die Aktionäre. Demgegenüber hätten die Mitarbeiter und noch weniger die Kunden vom Outsourcing profitiert.

Härtefälle bleiben

Sachs plädierte dafür, dass die Banken die aktuelle Phase der Veränderung in der Schweizer Finanzbranche dazu nutzen, im Top-Management ein nachhaltigeres, längerfristiges Denken aufkommen zu lassen, das bei Outsourcing-Massnahmen vermehrt allen «Stakeholders» Rechnung trage.

Für einige Empörung sorgten an dem Anlass die Schilderungen eines Bankmitarbeiters der Credit Suisse, der schilderte, wie er unlängst – nach 27 Jahren Betriebszugehörigkeit – erfuhr, dass seine Arbeit in der Informatik-Abteilung künftig in Indien verrichtet werden. Konkret sagte man ihm: «Deine Arbeit wird in einem Jahr nicht mehr in der Schweiz gemacht. Du musst uns aber noch behilflich sein, um Inder auszubilden, damit sie fähig sind, Deine Arbeit zu übernehmen.»

Noch ist der Mitarbeiter unschlüssig, ob er sich wirklich dazu hergeben will. Er sagte: «Ich weiss noch nicht, ob ich diese Inder wirklich ausbilden will, oder ob ich mich dagegen sperren soll.» Klar ist, dass seine berufliche Zukunft momentan völlig ungewiss ist.

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