Das US-Magazin «Forbes» widmet sich der UBS – und sichtet bereits einen möglichen Nachfolger für Konzernchef Sergio Ermotti. Es wäre ein Amerikaner.

Während es in der heimischen Presse zum normalen Ton gehört, Schweizer Banken-Chefs mit andauernder Kritik einzudecken, schlagen ausländische Publikationen mitunter auch andere Töne an. Jüngstes Beispiel ist das renommierte US-Wirtschaftsmagazin «Forbes», das den Umbau der UBS als Erfolgsstory von CEO Sergio Ermotti beschreibt. Noch eine Spur besser kommt dabei allerdings Robert «Bob» McCann (Bild) weg. Er ist der USA-Chef der UBS.

Ermotti wird als Glückspilz beschrieben, der zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war, als der Londoner UBS-Trader Kweku Adoboli der Bank einen Verlust von 2 Milliarden Dollar einbrockte, den damaligen CEO Oswald Grübel zum Rücktritt bewegte und somit den Weg frei machte für den Tessiner.

Ein eingespieltes Team

McCann gilt gemäss «Forbes» als Ermottis Mentor bei Merrill Lynch, wo beide früher zusammen gearbeitet haben. Der nur zwei Jahre ältere Amerikaner stiess dann 2009 auf Geheiss von Grübel zur UBS, wo er die Vermögensverwaltung in den USA wieder auf Kurs bringen sollte. Eine von Ermottis weisesten Entscheidungen nach seinem Amtsantritt sei es gewesen, das US-Geschäft eben nicht zu verkaufen, sondern McCann bei seinen Restrukturierungen noch verstärkt anzutreiben.

«Es ist unmöglich, der beste Vermögensverwalter der Welt zu sein, ohne im grössten Markt der Welt eine Präsenz zu haben», sagt Ermotti in dem Artikel.

Alte Garde am Ruder

Seit McCann in den USA am Ruder ist, hat sich das notorisch kriselnde Wealth Management tatsächlich zu einem festen Wert innerhalb der Bank entwickelt. Zu den Massnahmen McCanns gehörte zunächst, sein altes Merrill-Lynch-Team wieder zu vereinen: Robert Mulholland, Brian Hull, Paula Polito, Rosemary Berkery und John Brown.

Ihre erste Aufgabe sei es gewesen, die «am Boden liegende Moral in der Einheit» wieder aufzurichten. 270 der besten Kundenberater wurden einen Monat nach McCanns Amtsantritt zu einem Dinner in New Yorks Gotham Hall geflogen, wo der Chef in einer Rede versprach, die nächsten hundert Tage nur damit zu verbringen zuzuhören, Probleme rasch zu lösen und eine neue Strategie auszuarbeiten.

Eine «paranoide» UBS-Kreditkarte

Probleme, die unkompliziert aus dem Weg geschafft werden konnten, wurden intern «Quick Wins» genannt. McCann war selber am Telefon erreichbar für seine Mitarbeiter und antwortete auf ihre Emails. «Das schien den Angestellten bislang völlig unmöglich», sagt McCann. Über 400 solcher «Quick Wins« liessen sich innert kurzer Zeit bewerkstelligen.

Besonders ärgerlich für die Kundenberater muss eine Kreditkarte gewesen sein, welche die UBS ihren Brokern und deren Kunden 2005 zur Verfügung gestellt hatte. Die Karte soll so «sicher» gewesen sein, dass sie rund die Hälfte aller Zahlungen rundweg ablehnte. Sogar McCanns Ehefrau konnte mit der Karte nicht bezahlen, wenn sie wollte. Die Kreditkarte wurde eingezogen und weitere mehrere hunderte interne Änderungen wurden veranlasst.

Ein Briefkastenonkel, der Härte zeigt

Eine davon war, dass die Broker und Kundenberater einen Ausschuss bildeten, der ihre Probleme und Anliegen ins Top-Management brachte. Die Regel lautete: Beschwerden werden innerhalb eines Tages beantwortet. Früher seien solche Anliegen wie von einem schwarzen Loch verschluckt worden, sagt Martin Halbfinger, der den Ausschuss als erster leitete.

McCann war aber nicht nur Briefkastenonkel, er setzte auch harte Massnahmen um. Vor seinem Antritt wurde jedem Kundenberater der Bonus gekürzt, der weniger als 250'000 Dollar Umsatz generierte. McCann erhöhte das Limit dann auf 325'000 Dollar. Er schloss Standorte, strich Stellen im teuren mittleren Management und reduzierte Jobs, die nicht direkt im Beratungsgeschäft angesiedelt waren. Die Cost/Income-Ratio sank so von über 100 Prozent im Jahr 2009 auf 87 Prozent Ende 2012.

Höherer Umsatz pro Broker

McCanns Strategie für die USA hiess Qualität vor Masse: Er konzentrierte sich auf das oberste Kundensegment in den 25 wichtigsten US-Städten. Seine Berater sind teuer, generieren aber auch mehr Umsatz als jene der Konkurrenz: Im Durchschnitt erzielt ein UBS-Broker einen Jahresumsatz von rund 1 Million Dollar, bei Wells Fargo sind es 865'000 Dollar, bei Morgan Stanley 848'000 Dollar.

«Forbes» beschreibt McCanns Leistungen als Fundament des Umbaus bei der UBS: 36 Milliarden Neugelder in zwei Jahren und ein Vorsteuergewinn von 873 Millionen Dollar im Jahr 2012 sind McCanns Erfolgsausweis, der ihn auch für noch höhere Aufgaben prädestinieren könnte.

Noch glaube niemand, das McCann eine Chance auf das Amt des CEO bei der UBS habe, schreibt «Forbes». Aber in Anbetracht der US-Erfolgsgeschichte müsse Ermotti neue Wege finden, um das Glück weiter zu pachten.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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