Wenn das Top-Management der Credit Suisse am Mittwoch vor dem US-Senatsausschuss aussagt, dürften zwangsläufig Erinnerungen an den Fall UBS wach werden. Doch die Ausgangslage ist diesmal eine ganz andere.

Die Bilder sind noch in bester Erinnerung: Der damalige UBS-Angestellte (und heutige) ad-interim-Finma-Chef Mark Branson schwört im Juli 2008 mit erhobener Hand, nichts als die Wahrheit zu sagen und entschuldigt sich für die zweifelhaften Machenschaften der UBS in Sachen Steuerhinterziehung in den USA.

Der Rest ist Geschichte. Die grösste Bank der Schweiz musste eine Busse in dreistelliger Millionenhöhe bezahlen und tausende von vertraulichen Kundendaten den amerikanischen Behörden ausliefern.

Auf Augenhöhe

Steht nun der Credit Suisse (CS) das gleiche Schicksal bevor? Wenn man sich das Grossaufgebot (Brady Dougan (Bild), Romeo Cerutti, Hans-Ulrich Meister, Robert Shafir) vor Augen führt, das am Mittwoch vor dem US-Senatsausschuss aussagen wird, muss im Prinzip Schlimmstes befürchtet werden. Oder doch nicht?

CS-Konzernchef Brady Dougan und Private-Banking-Co-Chef Robert Shafir sind beide Amerikaner und beherrschen die englische Sprache perfekt. Mit anderen Worten heisst das, die Spitze der CS kann mit dem US-Senatsausschuss sozusagen auf Augenhöhe verhandeln.

Wichtige Arbeitgeberin

Das ist ein wesentlicher Unterschied zur UBS, wo «nur» Mark Branson Red und Antwort stand, während das eigentliche Top-Management unter Peter Kurer & Co. wohl kaum in der Lage gewesen wäre, ebenso eloquent aufzutreten.

Noch etwas ist diesmal anders: Die Credit Suisse geniesst historisch gesehen eine lange Tradition in den USA – im Gegensatz zur UBS. Unter der Ägide des heutigen CS-Ehrenpräsidenten Rainer E. Gut etablierte sich die damalige Schweizerische Kreditanstalt (SKA) schon in den siebziger Jahren an der Wall Street und wurde mit der sukzessiven Übernahme der US-Investmentbank First Boston eine feste Grösse und wichtige Arbeitgeberin an der Wall Street.

Glücklose Übernahme

Das spricht für die Credit Suisse, die damit den Amerikanern wesentlich näher steht, als die UBS, die erst im Jahr 2000 mit der (eher glücklosen) Übernahme des weniger renommierten Brokerhauses PaineWebber in den USA richtig Fuss fasste.

In der Vermögensverwaltung war das Geschäft mit unversteuerten Geldern bei der CS ohnehin immer kleiner als bei der UBS. So heisst es in einer Anklage gegen acht CS-Banker vom Juli 2011, die Bank habe im Herbst 2008 rund 4 Milliarden Dollar an undeklarierten Geldern amerikanischer Kunden verwaltet. Bei der UBS sollen es rund 20 Milliarden Dollar gewesen sein.

Mit anderen Worten: Einiges deutet darauf hin, dass die US-Behördenvertreter pfleglicher mit der CS und ihrem amerikanischen Chef verkehren könnten – so, wie sie das mit ihren eigenen Banken auch gerne tun.

Schon immer Investmentbanker

Mit Dougan, Cerutti, Meister und Shafir schickt die CS nicht nur ihre obersten Manager in die Anhörung, sondern es sind Mitarbeiter, die relativ unbescholten sind in der Angelegenheit, um die es jetzt geht. Klar ist Dougan schon seit 2007 Konzernchef, doch er war nie ein Private Banker, sondern er verkörperte stets den Investmentbanker, was er ja auch immer gewesen ist.

Meister und Shafir übernahmen die Leitung des CS-Private-Banking erst, als die problematischen Vorfälle längst geschehen waren. Sie verkörpern also auch nicht jene «Übeltäter», für die nun die Bank geradestehen muss. Und last but not least war Chefjurist Cerutti in der problematischen Zeit erst in einer subalternen Funktion innerhalb der CS tätig.

Historischer Showdown

Mit anderen Worten: Wenn am Mittwoch das Top-Management am Hearing aussagt, dann präsentiert die CS ihre besten Leute – was durchaus einen guten Eindruck macht – gleichzeitig stehen sie aber nicht für jene Credit Suisse, die in der Vergangenheit ihren (US-)Kunden bisweilen fragwürdig bei der Steuerhinterziehung zur Seite stand.

Natürlich wird die Credit Suisse nicht ungeschoren davonkommen. Doch die Vergleiche mit der UBS greifen eindeutig zu kurz. Die Situation ist heute eine andere – die CS-Oberen hatten in den vergangenen Jahren auch genügend Zeit, sich auf diesen historischen Showdown vorzubereiten. Auch das war bei der UBS seinerzeit nicht der Fall.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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