Die Bank Linth verzichtet auf Retrozessionen. Private-Banking-Chef Luc Schuurmans glaubt, dass weitere Banken diesem Beispiel folgen werden. Doch wie lässt sich der Ertragsausfall kompensieren?


Herr Schuurmans, welche Überlegungen haben bei der Bank Linth zum Verzicht auf Retrozessionen geführt?

Das Erlösmodell mit Retrozessionen hat in der Vergangenheit immer wieder zu Diskussionen geführt. Das indirekte Abgelten von Vertriebsleistungen via Retros ist kompliziert und bot einen Nährboden für Kritik an den Anreizstrukturen in der Branche.

Da wir Transparenz als die Basis für Vertrauen sehen, haben wir beschlossen, uns von Retrozessionen zu verabschieden.


«Wir bleiben mit unseren Preisen attraktiv»


Kommt es dadurch nicht zu einem Ertragsausfall für die Bank?

Der Wegfall von Retrozessionen führt dazu, dass gewisse Preise für die Leistungserbringung angepasst werden müssen. Über alles gehen wir davon aus, dass die Umstellung in etwa ertragsneutral sein wird.

Mit welchen «Anpassungen» müssen Kunden rechnen?

Wir nehmen Anpassungen bei den Konditionen in der Vermögensverwaltung sowie bei gewissen Massnahmen bei Einzelpreisen vor – unter anderem eine Erhöhung der Depotgebühren. Ein Vergleich mit unseren Mitbewerbern zeigt aber, dass wir mit unseren neuen Preisen weiterhin äusserst attraktiv sind.

Glauben Sie, dass Ihr Entscheid in der Branche weiter Schulde machen wird?

Wir sind sicher aus, dass das Kundenbedürfnis nach mehr Transparenz kein «regionales Phänomen» ist und andere Banken folgen werden. Im Vermögensverwaltungsgeschäft haben viele Banken schon umgestellt oder werden dies noch tun. In der Anlageberatung ist die Ausgangslage weniger eindeutig.


«Es gibt keine Quersubventionierung mehr»


Jede Bank wird sich grundsätzlich die Frage stellen müssen, wie sie den Wegfall von Retrozessionen durch eine neue, retrofreie und wettbewerbsfähige Preisgestaltung abdecken kann.

Wie wirkt sich dieser Entscheid für die Kunden aus?

Sie profitieren von mehr Transparenz. Es ist ohne detaillierte Abklärungen sofort ersichtlich, für welche Leistung man welchen Preis bezahlt. Es werden keine Preise mehr quersubventioniert, und die Performance wird von solchen Zahlungen nicht tangiert.


«Wir bauen auf dem ‹Halbtax› auf»


Falls trotzdem Retros fliessen, bleibt den Kunden die Gewissheit, dass wir ihm diese zu 100 Prozent weiterleiten.

Mit dem Verzicht auf Retrozessionen kündigen Sie auch eine neue Gebührenstruktur für Depots und Courtagen an. Was bedeutet das konkret?

Wir haben den Abschied von den Retros zum Anlass genommen, unsere Gebührenstruktur zu vereinfachen und kundenfreundlicher zu gestalten. Dabei bauen wir auf unserem Tarif-Abo-Modell mit dem «Halbtax» auf.


«Die Umstellung ist ertragsneutral»


Der Wegfall von den Retrozessionen bringt auch eine neue Handhabung bei Fonds. Diese behandeln wir künftig gleich wie andere Finanzinstrumente (Aktien oder Obligationen).

Wie können Sie sicherstellen, dass diese neue Gebührenstruktur zum Vorteil der Kunden und nicht bloss eine verkappte Preiserhöhung ist?

Hätten wir damit eine versteckte Preiserhöhung gemacht, würde sich das in einem Mehrertrag für die Bank niederschlagen. Unsere Berechnungen zeigen aber, dass die Umstellung ertragsneutral ausfallen sollte.

Wie ist die Bank Linth derzeit im Private Banking unterwegs?

Im Rahmen unsere mehrjährigen Ausbaustrategie im Private Banking liegt der Fokus auf drei Eckpunkten: Erstens neue Massstäbe in der Verständlichkeit und Transparenz der Gebührenstruktur zu setzen. Mit der Umstellung auf «retrofrei» per 1. Juli 2014 beweisen wir Tatkraft.


«Die VV-Mandate wachsen»


Zweitens die Entwicklung von innovativen Anlagelösungen für unsere Kunden. Mit der Einführung von LLB Strategiefonds mit performanceabhängigen Gebühren respektive Obligationenfonds mit zinsabhängigen Gebühren setzen wir auch hier Standards im Finanzplatz Schweiz.

Drittens gilt es, den Ausbau des Anlagegeschäftes der Bank Linth kontinuierlich fortzusetzen. Eine Kennzahl dabei ist das auch dieses Jahr erfreuliche Wachstum unserer Anzahl Vermögensverwaltungsmandate.


Luc Schuurmans 200Der 46-jährige Luc Schuurmans leitet seit Anfang 2011 den Bereich Private Banking bei der LLB-Tochter Bank Linth. In dieser Funktion ist er auch Mitglied der Geschäftsleitung. Vor seiner Tätigkeit bei der Bank Linth war Schuurmans CEO der Firma Sherpa Outdoor. Von 2002 bis 2009 war er bei der BNP Paribas (Suisse) im Private Banking tätig, wo er die Geschäftsstelle Basel leitete.

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