Viele erfahrene Kundenberater haben nur eine Banklehre gemacht. Angesichts der zunehmende Komplexität im Geschäft stellt das die Branche vor ein Dilemma.

In der Schweiz werden heute Vermögen erst an die nächste Generation weitergegeben, wenn die Erben meist schon im Pensionsalter sind.

«Der durchschnittliche Kunde im Wealth Management ist heute überspitzt gesagt eine 70-jährige Dame», sagte Thomas Ulrich (Bild), Präsident des Zürcher Bankenverbands (ZBV), am Dienstag in Zürich, und meint damit, dass ein Grossteil des Anlagevermögens in den Händen der älteren Altersklassen ist. Präsentiert wurde dabei die Studie «Neupositionierung des Wealth Management in der Schweiz», erstellt von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und unterstützt vom ZBV.

Eine solche Kundin möchte denn auch von einem Berater betreut werden, der von seinen Lebenserfahrungen her den nötigen Zugang zu ihren Fragen und Bedürfnissen hat. Diese Lebenserfahrung findet sich aber erst bei älteren Kundenberatern. «Daher sind Mitarbeiter ab 50 sehr wertvoll für unser Geschäft», folgerte Ulrich.

Branche im Dilemma

Ein hoher Prozentsatz der Kundenberater ab 50 Jahren habe aber eine Banklehre sowie eine weiterführende Ausbildung absolviert, so Ulrich weiter. Dieser Umstand stellt die Branche vor ein Dilemma.

Denn auf Grund der zunehmenden Komplexität und neuer Vorschriften gehört eine höhere Ausbildung zunehmend zum Pflichtenheft eines Kundenberaters. Ein Bachelor-Abschluss gilt gemäss den Autoren der Studie inzwischen als Mindestanforderung für Kundenberatung im Wealth Management.

Etwas graue Haare erwünscht

Eine höhere Ausbildung bringen dagegen die jüngeren Kundenberater mit. Zudem werde in der Ausbildung an der ZHAW die soziale Kompetenz der Studierenden speziell geschult, wie Anita Sigg, Mitautorin der Studie, betonte.

Um aber das Problem der adäquaten Kundenbetreuung lösen zu können, könne man nicht einfach Studienabgänger anheuern. «Es braucht schon etwas graue Haare», betonte Sigg.

Hohes Ausbildungsniveau in der Schweiz

Wie die Branche dieses Dilemma lösen kann, dafür haben weder Sigg noch Ulrich ein abschliessendes Rezept. Klar sei einzig, dass der Ausbildungsstand der älteren Kundenberater durch fachspezifische Weiterbildung angehoben werden sollte.

«Es müssen aber auch intelligente Lösungen gefunden werden, wie man Kundenberater über ihre Pensionierung hinaus weiter beschäftigen kann», ergänzte Ulrich.

Insgesamt attestieren Sigg und Ulrich dem Wissenstand des Schweizer Wealth Management aber ein hohes Niveau. Das kommt gemäss Sigg nicht zuletzt in der Tatsache zum Ausdruck, dass die Nachfrage nach Aus- und Weiterbildungen durch ausländische Institute stetig zunehme.

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Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.2%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
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  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
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  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
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  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
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