Das Rückzugsgefecht ist vorbei. Vontobel hat im Private Banking eine Personaloffensive am Laufen. Georg Schubigers bislang letzter Zug: Er schnappte sich in Hongkong einen Top-Mann samt Team von der Société Générale.

Georg Schubiger (Bild) hat am Dienstag am «Global Wealth Management Summit» in Genf ganz neue Töne angeschlagen. «Wir investieren in die Anstellung neuer Kundenberater in Märkten, die für uns attraktiv sind», sagte der Private-Banking-Chef von Vontobel.

Solch offensive Töne galten bei Vontobel seit geraumer Zeit vornehmlich dem Asset Management und dem Produkte-Bereich. Das Private Banking musste in den vergangenen zwei Jahren vor allem zurückstecken und sparen.

Jetzt wird rekrutiert

Aus dem Onshore-Geschäft in Österreich, Dubai und Italien zog sich die Zürcher Bank aus Kostengründen sogar gänzlich zurück. Die Märkte werden nun von Zürich und Genf aus bedient – also offshore.

Die Bank sei durch eine Phase der Refokussierung gegangen, sagte Schubiger in Genf weiter. Aber jetzt befinde sie sich in einer Position, aus der sie wieder internationales Personal rekrutieren könne.

Vontobels Mann in Hongkong

Zuletzt geschah dies in Hongkong, wie Recherchen von finews.ch ergaben. Dort stiess ein bedeutendes Team um Alex Fung zu Vontobel. Fung war bis vor wenigen Monaten noch Chef für das Private Banking der Société Générale in Hongkong. Er gilt als ein bestens vernetzter Banker in der Region.

Eine weitere strategische Personaloffensive läuft in Deutschland: Im Februar stiess Joachim Storck von der Credit Suisse in München mit seinem ganzen Team von neun Leuten zu Vontobel.

Weitere Anstellungen in der Pipeline

Mindestens 30 Top-Leute seien in den vergangenen Monaten eingestellt worden, bestätigte ein Vontobel-Sprecher gegenüber finews.ch. Darunter war auch das Team um Karin Ruckstuhl (ehemals HSBC Private Bank), die britische Kunden betreut.

In Basel, wo die Zürcher Traditionsbank seit einigen Jahren ebenfalls den Markt aufmischt, holte man sich Frauenpower gleich im Doppelpack: Seit 1. April 2014 verstärken Caroline Sütterlin und Nathalie Neumann-Pfendler als Senior Relationship Manager den Standport am Rheinknie. Sütterlin kam von BNP Paribas und Neumann-Pfendler von der Credit Suisse.

«Ja, wir sind derzeit sehr aktiv im Personalmarkt, und unsere Pipeline ist weiterhin prall gefüllt», so der Vontobel-Sprecher. War es in der Vergangenheit eher schwierig, erstklassige Private Banker zu Vontobel zu holen, entwickle sich die Bank nun zusehends zu einem der «bevorzugten Arbeitgeber» (Employer of Choice) in der Branche, war weiter zu erfahren.

Informationsaustausch bremst Akquisitionslust

Die Personaloffensive hat noch einen strategischen Hintergrund: Sie ist die Alternative zu Akquisitionen. Noch in der jüngeren Vergangenheit hatte sich Vontobel-CEO Zeno Staub mit einer vollen Kriegskasse im mittleren dreistelligen Bereich gebrüstet. Aber Zukäufe haben nun offenbar nicht mehr dieselbe Priorität.

Der Grund dafür ist die Aussicht auf den kommenden Automatischen Informationsaustausch (AIA). Unter diesen Prämissen mache es derzeit wenig Sinn, fremde Bank-Assets zu kaufen, die sich in der Folge als undeklariert herausstellen könnten, so der Vontobel-Sprecher. Organisches Wachstum sei zielführender.

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