Was nur wenige wissen: Um die Zukunft in der Vermögensverwaltung zu erforschen, hat die UBS unlängst einen Think Tank lanciert. Man würde meinen, dass dort nur hochkarätige Spezialisten arbeiten. Weit gefehlt. Da sind viele Praktikanten am Werk.

Die Bankenwelt sucht händeringend Anschluss an das digitale Zeitalter. Denn angesichts des Booms junger Fintech-Innovationen muss sie über kurz oder lang um ihre angestammten Geschäftsfelder fürchten. Grosse Institute holen sich dafür auch mal im Silicon Valley die entsprechenden Leute.

Die Credit Suisse hat sich mit Sebastian Thrun sogar eine Koryphäe für künstliche Intelligenz gleich in den Verwaltungsrat geholt. Wie die UBS arbeitet sie mit Software-Unternehmen zusammen, die personalisierte Kundendienstleistungen ermöglichen sollen.

Grosse Herausforderung: Unbekannte Zukunft

Das Wealth Management der UBS wird derweil zu einer digitalen Einheit umgebaut, die so genanntes Multichanneling erlauben soll – gemeint ist damit die interaktive Kommunikation mit den Kunden. Seit vergangenem Sommer hat die grösste Bank der Schweiz aber noch einen weiteren Pfeil im Köcher, um den Herausforderungen einer unbekannten Zukunft zu begegnen: den Think Tank UBS Y.

Dabei handelt es sich um ein kleines Team von jungen Forschern, das an der Zürcher Peripherie Schwammendingen in den Räumlichkeiten von Bluelion arbeitet, einer Ideenfabrik für Startups.

Ein Chef und Praktikanten im Turnus

Geleitet wird der Think Tank von Markus Iofcea (Bild unten), einem IT- und Software-Spezialisten, der seit 2008 bei der UBS an verschiedenen Forschungs- und Innovationsprojekten arbeitet. Sein Team bilden ausschliesslich Praktikanten aus den Bereichen IT, Soziologie, Design und Betriebswirtschaft.

Markus Inofcea 500

Manche von ihnen haben ihr Hochschulstudium noch einmal nicht abgeschlossen. Alle sechs Monate werden die «Y-Praktikanten» durch neue ausgewechselt, um frische Impulse zu erhalten.

«Es fällt tatsächlich vielen Leuten schwer, nachzuvollziehen, was wir hier genau machen», liess sich Iofcea kürzlich in einem Artikel der UBS-Mitarbeiterzeitung vernehmen. Zumal die Ziele des Think Tank UBS Y durchaus hoch gesteckt sind. Der Think Tank soll das Wealth Management der Grossbank in die Zukunft führen, indem Trends aufgespürt und daraus Themen für die Vermögensverwaltung identifiziert werden.

Als Instrument: ein Zukunftstrichter

UBS Y 501

In der Sprache des Think Tanks heisst das: Er erstellt Zukunftsvisionen, um dem Wealth Management «Möglichkeitsräume» aufzuzeigen. Gearbeitet wird dabei mit dem «UBS Y Vision Cone» (Bild oben). Die Arbeitsmethoden sind in derselben Semantik gehalten. Es geht um «Reverse Engineering» von Zukunftsszenarien, die je nach Zeithorizont durch «Design Thinking», «Foresight Thinking» und «Design Fiction» entwickelt werden.

Je weiter das Szenario in der Zukunft liegt, desto mehr entfernen sich die erarbeiteten Lösungen von einem effektiven Produkt oder einer Dienstleistung zu reiner Fiktion.

Im Idealfall richtig

«Obwohl keiner weiss, wie die Zukunft in 30 Jahren aussehen wird, ist es trotzdem möglich, eine Vorahnung zu haben», sagt Iofcea. Im Idealfall liege der Think Tank mit seinen Zukunftsideen für das UBS Wealth Management aber richtig.

Es gehört zum Wesen von Think Tanks, dass sie mit ihren Zukunftsszenarien oder -visionen oftmals nicht einen Pfad für konkrete Unternehmensstrategien schlagen, sondern losgelöst von betrieblichen Zwängen kreative und originelle Ideen entwickeln, die wiederum Raum für neue Denkprozesse schaffen.

Die Privatbank Julius Bär finanziert ebenfalls einen Think Tank, W.I.R.E, der sich mit Zukunftsthemen beschäftigt. W.I.R.E. liefert denn auch Inputs für die «Next Generation»-Konferenzen, welche die Bank mittlerweile weltweit für Kunden und Investoren durchführt und dient auch als Veranstaltungsort für Kundenanlässe.

Eine Vision wie John F. Kennedy

Doch einen konkreten Zweck wie bei der UBS verfolgt W.I.R.E für Julius Bär nicht, wie Burkhard Varnholt, Mitgründer von W.I.R.E. und Anlagechef bei Julius Bär, vergangenes Jahr in einem Interview mit finews.ch erklärte. 

Y-Chef Iofcea scheint dagegen auf den grossen Wurf für das UBS Wealth Management zu zielen. Er hat sich den früheren US-Präsidenten John F. Kennedy zum Beispiel genommen, der 1961 das Ziel setzte, noch in derselben Dekade einen Menschen zum Mond und wieder zur Erde zurück zu bringen.

Der Rest ist Geschichte. Im Jahr 1961 war dieses Ziel noch unvollstellbar, 1969 bereits Realität.

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